Rübergekommen
Dienstag, 11. Januar 2005 um 9:23Die ersten Arbeitstage im neuen Jahr. Man wünscht sich gegenseitig ein gutes neues, gerne verbunden mit der Frage: „Und, gut rübergekommen?“
Diese Frage ist doch eigentlich seltsam. Zwar vermute ich, dass das die nächste Ableitungsstufe des falsch verstandenen „Guten Rutsch!“ ist (was eigentlich vom jüdischen Neujahrsfest Rosh Hashanah kommt und als „Guten Rosh!“ angefangen hat). Doch wonach wird da eigentlich gefragt? Gibt es dann doch die Möglichkeit, nicht ins aktuelle Jahr zu gelangen? Ich stelle mir eine verschwommene Figur vor, die in mittlerer Entfernung hinter einer Art Folie steht, mit beiden Armen winkt und ruft: „Hilfe, ich komme nicht aus 2004 raus!“ Woraufhin jemand beherzt nach der Zeitaxt greift, die Folie durchschlägt und die Person ins neue Jahr zieht.
Dann wiederum fiel mir die Möglichkeit ein, die Frage könnte dazu auffordern, von der jüngsten Silvesterfeier zu berichten. Also habe ich es probiert: Nein, das interessierte den Frager ganz offensichtlich nicht.
Ich sehe mich schon ein weiteres Kapitel der Besserwisserei aufmachen, gleich hinter „Schwarz ist keine Farbe“ und „Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages“: Indem ich künftig auf „Und, gut rübergekommen?“ mit „Eigentlich nicht, ich saß noch bis 3. Januar im alten Jahr fest“ reagiere. Hahaha.
die Kaltmamsell6 Kommentare zu „Rübergekommen“
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11. Januar 2005 um 21:15
Verblüffend, kenne ich nur als “gut REINgekommen”, was natürlich an der Dummheit der Frage nichts ändert. Ist in etwa auf der Höhe der sehr beliebten Frage nach einem Urlaub: “Na, wieder da?”.
12. Januar 2005 um 9:15
Soziale Floskeln sind nicht dumm. Sie sind – wo sie nicht Einstieg sind in eine Kommunikationssituation (was sie oft nicht sind, schon klar) – verbales Ritual. “Ich komme in Frieden”, heißen sie und werden von allen Völkern benutzt. Wer da immer aufrichtige Bedeutung sucht, muß sich auch fragen, weshalb wir überhaupt Silvester oder Weihnachten feiern. Ist ja auch nur sinnbefreiter Anlaß für soziale Rituale. Macht mal locker.
12. Januar 2005 um 9:31
Oh, ich schätze soziale Rituale sehr. Dass “wie geht’s?” nicht wörtlich zu nehmen ist, stört mich überhaupt nicht.
Umso mehr fallen mir neue Floskeln auf – und wenn sie von angestrengter Originalität und Launigkeit zeugen, stoßen sie mir auf.
So finde ich “Na, wieder da?” akzeptabler als die Antwort auf die Frage nach der Qualität des Urlaubs: “Wie immer zu kurz, gell, höhöhö.”
12. Januar 2005 um 11:10
“Muß ja.” Höhöhö.
13. Januar 2005 um 12:40
Oh,ich sehe gerade, daß SPON darauf angesprungen ist und einen Wettbewerb veranstaltet, der Ähnliches zum Thema hat.
13. Januar 2005 um 16:26
Oh! Grandios!
Was nehme ich da am besten von meiner Hassliste:
“Schlechten Leuten geht’s immer gut”?
“Mach’s gut, aber nicht bei der Nacht, sonst wird’s a Neger” (kenne ich aber nur aus der Provinz)?
“Bis morgen dann, in alter Frische”?
“Satt, Blatt, mäh” – halt nein, das ist nur in unserer Familie eine abgedroschene Floskel.
Entscheidungen, Entscheidungen.