Wenn die neue Abteilungsleite ihre Pressespreche anruft
Montag, 31. Januar 2005 um 11:20Nur ganz selten kommt er von allein: Ein deutscher Beruf in der Grundform mit Genus feminin. Fast immer bedarf die weibliche Form einer eigenen Endung.
Die Bemühungen der letzten Jahrzehnte, Frauen auch grammatikalisch sichtbar zu machen („Lehrer und Lehrerinnen“, „Kollegen und Kolleginnen“ etc.) haben uns Frauen umso deutlicher darauf gestoßen, dass wir das Andere sind, die Sonderform – nicht das Übliche und Selbstverständliche. Dazu kamen sprachliche Kollateralschäden wie das Binnen-I (StudentInnen), gerne mit glottal stop vor dem I ausgesprochen. Bäh.
Think outside the box! Die deutsche Wortbildung bietet eine viel elegantere Lösung: feminine Grundformen. Ich denke da an Wörter wie Hexe oder Hebamme, Schlampe oder Putze, die sich für die Vermännlichung ein maskulines R anhängen müssen.
Machen wir also Nägel mit Köpfen:
– die Bäcke, der Bäcker
– die Manage, der Manager
– die Schlosse, der Schlosser
– die Arzthelfe, der Arzthelfer
– die Pressespreche, der Pressesprecher
– die Verkäufe, der Verkäufer
– die Bibliotheksleite, der Bibliotheksleiter
– die Kindergärtne, der Kindergärtner
– die technische Zeichne, der technische Zeichner
– die Unternehme, der Unternehmer
Manchmal werden wir trotz dieses neuen Musters nicht um eine weibliche Endung rumkommen, unter anderem bei:
– die Chefin, der Chef
– die Professorin (die Professore?), der Professor
– die Journalistin, der Journalist
– die Polizistin, der Polizist
Netterweise gibt’s ja ein paar Bezeichnungen, die nur das Genus ändern müssen, nicht die Wortendung, zum Beispiel:
– die / der Vorsitzende
– die / der Angestellte
– die / der Beamte
Frau Duden, wo kann ich das einreichen?
die Kaltmamsell13 Kommentare zu „Wenn die neue Abteilungsleite ihre Pressespreche anruft“
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31. Januar 2005 um 12:27
hier: bei den straken Verben. Ist so ähnliches wie starke Frauen. Und beides zusammen macht die Sprache dann wieder lebendig.
31. Januar 2005 um 12:28
ok, gemeint waren die starken Verben rpt: starken
31. Januar 2005 um 15:26
Das bekannteste existierende Beispiel haben Sie unterschlagen: “Witwe”. Falls das Ihre Argumentationsposition stärken sollte.
(Mit besten Grüßen an den Gatten selbstverständlich. Wir reden hier nur über Wörter.)
31. Januar 2005 um 15:36
> wo kann ich das einreichen?
Bei der Dude selbstverständlich.
31. Januar 2005 um 16:19
heißt das nicht schon längst:
der Beamter
der Angestellter
der Vorsitzender
Was meinen Job anbelangt, da gibt es sogar tolle Abkürzungen, die beide funktionieren (wenn man sich bei Kalauern nicht übergeben muss):
Präsident – Präsi – Präser
1. Februar 2005 um 0:02
Sie sind mir ja eine Schreibe.
1. Februar 2005 um 0:06
wunderbar! vielen dank!
1. Februar 2005 um 6:02
@kid37: aber nicht doch. Ich zitiere nochmal die Kaltmamsell:
>> … haben uns Frauen umso deutlicher darauf gestoßen, dass wir das Andere sind, die Sonderform – nicht das Übliche und Selbstverständliche
Genau das ist aber bei der Witwe so. Sie ist der Normalfall. Männer heiraten jüngere Dinger und werden selbst nicht so alt. (Warum auch immer;)) Witwer sind der Sonderfall.
1. Februar 2005 um 8:07
Richtig: Die Witwe fehlte bei den Ideengeben.
(Die Blogge wiederum hört sich gruslig an. Statt dessen Blogschreibe?)
2. Februar 2005 um 18:16
Korrekt heisst es nicht “die Beamte”, sondern Beamtin. Eine Ausnahme gibt es aber – in einem der inspirierenden Reformvorschläge von Luise Pusch (1984):
die Beamte (feminine Grundform)
der Beamterich (maskuline Ableitung)
die Beamten (Plural)
2. Februar 2005 um 18:18
Also die Bloggerin, der Bloggerich, die Blogger.
2. Februar 2005 um 18:32
Halt, das war etwas verwirrend. Hab jetzt doch nachgeschlagen – das satirische Originalbeispiel war:
die Pilot – der Piloterich – die Piloten
(“Der Piloterich” in “Das Deutsche als Männersprache”)
Ein Beamtenbeispiel find ich grad nicht.
4. Februar 2005 um 22:38
Verehrte Kaltmamsell,
hier spricht die Gattin vom Arztgatterer. Also, was die Leiter an geht,ist die weiblich.
Die männliche Form wäre also Leiterer.
Gruss aus Malle
Doc