Bücher? Verleihnix.
Samstag, 5. März 2005 um 14:56Wer Bücher stiehlt oder ausgeliehene Bücher zurückbehält, in dessen Hand soll sich das Buch in eine reissende Schlange verwandeln. Der Schlagfluss soll ihn treffen und all seine Glieder lähmen. Laut schreiend soll er um Gnade winseln, und seine Qualen sollen nicht gelindert werden, bis er in Verwesung übergeht. Bücherwürmer sollen in seinen Eingeweiden nagen wie der Totenwurm, der niemals stirbt. Und wenn er die letzte Strafe antritt, soll ihn das Höllenfeuer verzehren auf immer.
NZZ via Zeitgenossen
Ich verleihe keine Bücher. Während ich mit meinem sonstigen Besitz freigebig umgehe und Kleidungsstücke, Schmuck oder Werkzeug sogar denjenigen leihe, die bislang noch jedes Teil beschädigt oder beschmutzt zurückbrachten, bin ich bei meinen Büchern schon seit vielen Jahren rigoros.
„Kann ich mir das leihen?“, fragen sie meist rhetorisch, das Buch schon halb eingesteckt.
„Nein, tut mir leid: Ich verleihe keine Bücher.“ Fest und ohne heischenden Unterton.
Eine französische Idee:
Dort wurde 1911 ein Verein mit dem Namen «Liga gegen das Verleihen von Büchern» gegründet. Seine Mitglieder waren fein heraus: Wenn sie um ein Buch angegangen wurden, brauchten sie keine Ausreden zu erfinden, sondern nur darauf hinzuweisen, dass sie ihrer Liga im Wort seien.
(ebd.)
Ich brauche nicht mal die Ausrede einer Vereinigung. Seit ich Geld verdiene, kaufe ich jedes Buch, das ich lesen möchte. Damit fing es an: dass ich mir selbst keine Bücher mehr auslieh. Und dann genügte es, dass ich ein paar Mal meine verliehenen Bücher nicht mehr zurückbekam, einmal die Leserin eines meiner Bücher beim Brechen des Taschenbuchrückens beobachtete, und es war Schluss mit dem Verleihen, ein für allemal. Im Grunde empfinde ich bereits die Frage danach anmaßend. Man müsste meiner Bibliothek schließlich ansehen, welchen Stellenwert Bücher für mich haben.
Allerdings verschenke ich sehr oft Bücher, sogar die Exemplare, die jemand zu leihen erbittet. Wenn es sich um eine leicht erhältliche Ausgabe handelt, folgt dem Hinweis auf mein Verleihnix normalerweise: „Aber ich schenke es dir.“
Auch meine Lese-Empfehlungen haben meist die Form eines Geschenks. Deswegen stehen in der gemeinsamen Bibliothek von Mitbewohner und mir viele Bücher doppelt: Bevor wir zusammenzogen, kaufte ich ihm jedes Buch, das ich ihm ans Herz legen wollte.
Sofort verschenkt werden inzwischen auch Bücher, die mir nicht gefallen; in diesem Fall natürlich nur auf Wunsch.
die Kaltmamsell8 Kommentare zu „Bücher? Verleihnix.“
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5. März 2005 um 18:43
Das eine Buch neben mir im Regal: “Großes Handbuch der Mathematik”, schaut mich vorwurfsvoll an. Ich habe es vor über 30 Jahren ausgeliehen. Schuld lastet auf meiner Seele. Es soll nicht wieder vorkommen…
5. März 2005 um 19:10
Gestern erklärte mein Besuch auf meine Frage nach dem Verbleib der bei mir vor zwei, drei Jahren entliehenen Bücher, denen ginge es “gut”. Die seien “im Keller sicher verwahrt”. Ich kaufe mir die jetzt selbst.
5. März 2005 um 19:51
Ich leihe mir Bücher und ich verleihe sie auch gerne.
Der materielle Aspekt eines Buches ist für mich zweitrangig, trotzdem behandle ich natürlich meine sowie ausgeliehene Bücher gut und erwarte das auch von Leuten denen ich etwas leihe. Aber das ist mit allem so was man leihen kann.
Es kommt doch auf den Inhalt an
philipp
5. März 2005 um 20:22
Ui. Das kenne ich. Ich gelte gemeinhin als “Büchernazi”, weil ich meine Bücher nicht herborge.
5. März 2005 um 21:37
Das DLE Prinzip. Durch Leihen Erworben.
Geht auch gut zusammen mit meinem hauseigenen “Durch Verleihen vergessen”.
Ich sollte das auch nicht mehr machen.
5. März 2005 um 23:46
@wuestenfloh: Keine Sorge, das einzig wichtige Buch für Mathematiker ist der Bronstein, Handbuch der Mathematik, http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3817120052, alles was sich irgendwie “grosses” oder “das” oder sonst irgendwie nennt ist Müll. Mathematiker sind bescheidenen Leute.
6. März 2005 um 11:25
Um den Wert, also den materiellen, eines Buchs geht es doch gar nicht. Ich verleihe ohne mit der Wimper zu zucken mein Auto, aber meine Bücher kriegt keiner.
Es sind eben doch die kleinen Dinge (Scheißbegriff), die einem ans Herz wachsen. Bei meinem Auto denke ich auch immer daran, wenn das einer klauen würde, wäre die Karre mir egal, aber die ewig alten selbstaufgenommen Kassetten im Handschuhfach, die man aus Tradition spazierenfährt, obwohl man seit zwei Jahren keine Möglichkeit mehr hat, sie abzuspielen, die würden mir fehlen.
6. März 2005 um 13:19
Doch, ich verleihe, und ich habe gute Erfahrungen damit.
Nur Owen Meany hat nicht zu mir zurückgefunden, und ‘Per Anhalter durch die Galaxis’, aber ich weiß, wo sie wohen. Und Judith Herrmann und ihre Liebesgeschichten sind dort, wo sie hingehören.