Death by gossip
Mittwoch, 23. März 2005 um 8:44Der Independent meldet heute, dass ein Kindesmisshandler von seinen Nachbarn umgebracht wurde, die der Meinung waren: “Some people deserve to be killed.“
Ich bin überzeugt, dieser Aussage würden viele Leute hierzulande zustimmen, samt den sie informierenden Redaktionen von Brüll-Zeitschriften.
Nur: Das Mordopfer in Nordengland hatte sich niemals etwas zuschulden kommen lassen.
A murder investigation was under way yesterday after a gang of men near Mr Cooper’s home at Heywood wrongly convinced themselves he was a paedophile and beat him to death at his flat.
Detectives were forced to stress Mr Cooper’s innocence after being hampered in their investigation by locals who are unwilling to give evidence because they believe he was a sex offender.
(…)
Despite the police’s insistence that Mr Cooper, 40, was an entirely innocent victim of “mistaken identity”, the climate of bigotry and vitriol that contributed to his death was still palpable in Heywood yesterday.
Vor vier Jahren war in Wales etwas Ähnliches passiert:
die KaltmamsellIn that climate of suspicion, a female registrar was hounded from her home in south Wales because neighbours confused “paediatrician” with “paedophile”.
4 Kommentare zu „Death by gossip“
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23. März 2005 um 13:39
Ein Albtraum. Und die Aussagen des Chief Inspector und des Bruders finde ich auch seltsam: “… nice lad who did not deserve to die”, “was liked and didn’t deserve this.” Als wäre Lynchmord unter anderen Umständen auch schon mal ok.
25. März 2005 um 12:50
Vielleicht ein sogenannter “Präventivakt”? Der Mann hätte ja mal ein Kinderschänder werden können, oder?
28. März 2005 um 6:50
Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher liebe Kaltmamsell, ist das ein Plädoyer gegen Selbstjustiz im allgemeinen oder eines für die bessere Aufklärung des Mob?
28. März 2005 um 8:20
Gegen Selbstjustiz und für Rechtsstaatlichkeit bin ich in jedem Fall.
Doch Blogeinträge generell haben nur selten appellativen Charakter. Etwa die Hälfte der Postings auf der Vorspeisenplatte sind simples show and tell: Guck mal, was ich gefunden habe. In diesem Fall: Guck mal, wie weit es in England schon gekommen ist. Dabei sorge ich mich durchaus, dass es in Deutschland ebenfalls zu solchen Ausfällen kommen könnte. Zudem sehe ich die Ursache für Volkes Stimmung zu großen Teilen in der Manipulation durch verantwortungslose Massenmedien.
Ob “Aufklärung des Mob” möglich ist, weiß ich nicht. Ich nehme in den letzten 10 bis 15 Jahren sehr viele anti-aufklärerische Tendenzen wahr: Sie sind weniger anstrengend und der Manipulation nützlicher.