Archiv für März 2005

Kann hier jemand Koreanisch?

Montag, 14. März 2005

Das hier kam von einem koreanischen Unternehmen als Reply auf eine E-Mail. Ist das eine Abwesenheitsmeldung? Empfangsbestätigung? Anfrage?

Nachtrag
blue sky hat’s rausbekommen: Es ist eine Abwesenheitsmeldung. Danke!

Auf meinem Weg in die Arbeit – 17: R-los

Montag, 14. März 2005

„Herzlich willkommen auf unserer Fahrt nach Berlin“ ging noch, weil R nach Vokalen im Deutschen ein Schwa-Laut ist. Doch als der Zugchef bei seiner Durchsage auf das Bistro hinwies, kam sein Sprachfehler raus: „Bistdwo“, sagt er.

Nicht schlimm, dieses speech impediment (mal wieder gefällt mir die englische Bezeichnung besser): Es stört das Verständnis nicht und gehört in meinen Ohren zu den putzigen.

Fwanz Josef Stwauß konnte kein R sprechen, meine Chor-Mitsängerin Gunda (wir neckten sie auf unserer Tournee durch Norditalien: „Gunda, sag mal Carrara!“ Ihre Reaktion: „Arschloch!“ Arschloch!“), meine Mit-Abiturientin und Mathe-Genie Margawita Kwaus.

In Spanien ist ja bereits die Unfähigkeit, ein Zungen-R zu rollen, ein speech impediment; die Kinder werden damit auf die Sprachheilschule geschickt.

Autorinnen in meiner Bibliothek

Sonntag, 13. März 2005

Sehr schöner Zeitvertreib für Sonntagvormittag: Der Mitbewohner klettert um unsere Bücherregale und ruft mir Autorinnennamen zu, ich tippe. Wir erinnern uns an unsere gemeinsame HiWi-Tätigkeit am Lehrstuhl für Englische Literaturwissenschaft und wie wir zusammen Literaturlisten tippten. Bei dieser Gelegenheit hatten wir festgestellt, dass wir beide englische Eigennamen im Kopf zusätzlich mit deutscher Aussprache abspeicherten, um die Schreibung zu erinnern. Wie damals las der Mitbewohner also die Namen deutsch vor, um uns das Buchstabieren zu sparen.

Die Bücher des Mitbewohners habe ich ausgelassen. (Wären allerdings einige Frauen dabei gewesen: viel Fantasy- und Science-Fiction-Kram.)

Innige Empfehlungen sind mit * gekennzeichnet. Kommentare und Empfehlungsgründe gerne auf Anfrage.

(Idee von Franziskript, einmal das Regal entlang gegangen ist auch Anke)

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Chronistinnenpflicht: Wetter

Samstag, 12. März 2005

Nachdem sich das Wetter heute Morgen daran erinnerte, dass es auch regnen kann, schneestürmt es derzeit wieder.
Nur zum Festhalten: Wir haben 12. März, und bis jetzt gab es in München noch keinen einzigen Frühlingseinbruch. Allerdings habe ich auf einem schneefreien Quadratmeter Wiese vor dem Haus schon Krokus-Spitzen gesehen, eisern.

Bend it like Beckham

Samstag, 12. März 2005

Endlich Bend it like Beckham nachgeholt. Hat mir gut gefallen, auch wenn die Geschichte mit mehr Rhythmus und Struktur besser erzählt gewesen wäre. Große Pluspunkte: Juliet Stevenson (seit Truly Madly Deeply), Parminder Nagra, Keira Knightly, die Musik, die indischen Akzente, die Häuser – die Britishness. Auch konnte ich mich sehr mit dem Ärger der jungen Mädchen identifizieren, hübsch sein zu müssen und dass ihnen unterstellt wurde, ständig hinter Jungs her zu sein. (Ich selbst wandelte irgendwann ein Zitat aus der Tante Jolesch ab: „Was andere Frauen Affären haben, lese ich Bücher.“)

Vor allem aber: Frauenfußball ist unglaublich sexy! Diese Mischung aus Kraft, räumlicher Koordination und physischer Geschicklichkeit – lecker! Aber ich finde ja auch Frauen, die lässig mit Bohrmaschinen oder anderem großen Gerät hantieren, sehr sexy.

Meine Lieblingseinstellung des Films: Die Mannschaft wickelt Jess nach dem grandiosen Endspiel wieder in ihren festlichen Sari, damit sie zurück zur Hochzeitsfeier ihrer Schwester gehen kann.

Andersrum

Freitag, 11. März 2005

Mal wieder einen meiner Lieblingsfilme gesehen: Good Will Hunting. (Ich habe eine große Schwäche für das Motiv des unerkannten Genies.) Und plötzlich wurde mir ein Automatismus bewusst, den ich schon immer habe, seit ich denken kann: Wenn mir eine Geschichte (Literatur, Film, Zeitung) gefällt, stelle ich sie mir mit umgekehrten Geschlechtern vor. Manchmal ganz, meist einzelne Szenen. Fast immer wird die Geschichte schlagartig grotesk und unrealistisch. Ich glaube, der Trick fiel mir mal als Gradmesser für die Gleichberechtigung der Figuren ein.

Nehmen wir also als Beispiel die Story von Good Will Hunting:

Eine junge Frau (Wilma) ist ein mathematisches Genie. Sie stammt aus der Unterschicht und jobbt als Putzfrau im MIT in Boston. Abends lungert sie mit ihren Trash-Freundinnen in Kneipen und Diskos herum. Eines Nachts löst sie auf einer Tafel an der Uni ein mathematisches Problem im Vorbeigehen.
Bis dahin funktioniert die Geschichte halbwegs.

Die arrogante Leiterin des Lehrstuhls, eine preisgekrönte Mathematikerin, macht sich mit ihrer leicht verhuschten Assistentin auf die Suche nach der Studentin, die die Aufgabe gelöst hat.
Hier bekommen wir ein bisschen Schwierigkeiten. Es ist so ungewöhnlich, in dieser Rolle eine Frau zu sehen, dass wir beim Drehbuchschreiben nicht umhin kämen, ihr Geschlecht und ihren Familienstand zu thematisieren.

Die Genie-Frau Wilma hatte schon mehrfach Probleme mit der Polizei, weil sie zu Gewalttätigkeit neigt. Wie vor kurzem mal wieder, sie muss vor Gericht.
Ja, geht.

Vor Gericht besteht sie darauf, sich selbst zu verteidigen, hält eine leidenschaftliche Grundsatz-Rede über Gesetzlichkeit. Die Richterin ist unbeeindruckt und verurteilt sie zu Jugendhaft.
Das Drehbuch könnte vermutlich nicht darauf verzichten, die Richterin etwas über die Tatsache sagen zu lassen, dass Wilma als Frau gewalttätig ist.

Wilma und ihre Freundinnen mischen sich in einer Harvard-Kneipe unter Studenten und Studentinnen. Eine Studentin plustert sich vor einem ausgesprochen attraktiven jungen Mann auf, unter anderem indem sie große Töne über die jüngste amerikanische Geschichte spuckt.
Sowas gehört zwar zu meinem persönlichen Balzrepertoire (nicht gänzlich erfolglos, übrigens), in einem amerikanischen Film wäre das automatisch eine Slapstick-Einlage.

Wilma zeigt ihr, wo die Bartlin den Most herholt und beschimpft die Balze, sie habe für viel Geld nichts anderes gelernt, als anderer Leute Gedanken nachzuplappern. Der hübsche junge Mann ist schwer beeindruckt und gibt Wilma beim Rausgehen seine Telefonnummer.
Müsste man geschickt aufbauen, damit er nicht als Depp rüberkommt, weil er sie nicht einfach vorher angesprochen hat.

Die Professorin haut Wilma aus dem Gefängnis raus unter der Auflage, dass sie mit ihr Mathe arbeitet und eine Therapie macht.
Wilma nimmt mehrere Therapeutinnen auseinander, indem sie sie persönlich oder fachlich lächerlich macht.
Oh ja, das kann ich mir gut vorstellen.

Mathe-Professorin bittet als letzte Möglichkeit ihre Jugendfreundin Sinead, die am Commuity College Psychologie unterrichtet, um Hilfe. Wilma versucht auch bei Sinead ihre aggressive Tour, doch als sie dabei Sineads an Krebs verstorbenen Mann beleidigt, wird die Psychologin handgreiflich.
Hm, erwartetes Verhalten wäre bei einer Frau sicher der Tränenausbruch, nicht ein einhändiges Würgen.

Ab da funktioniert die Geschichte problemlos mit vertauschten Geschlechtern: Wilma fängt eine Beziehung mit dem hübschen Studenten an, stellt ihn auch ihren groben Freundinnen vor. Als es wirklich ernst wird, stößt sie ihn zurück. Sie öffnet sich der Therapeutin, kann nicht glauben, dass diese ein legendäres Baseballspiel hat sausen lassen, weil ihr der Mann ihres Lebens begegnete (hohum…). Die Mathe-Professorin und die Therapeutin streiten sich darum, was wirklich wichtig ist im Leben und wer welcher was neidet oder nicht.

Wilma bekommt von ihren Freundinnen den Kopf geradegerückt und zum 21. Geburtstag ein schäbiges, selbstgeflicktes Auto geschenkt. Damit fährt sie Richtung Kalifornien zu dem hübschen Studenten.

(Am meisten bestürzt mich im Moment, dass ich mir eben erst dieses Automatismus’ bewusst geworden bin. Ich kenne mich selbst derart garnicht. Erst vor kurzem stolperte ich im Internet über Spuren einer Kommilitonin, mit der ich während des Studiums viel zu tun hatte. Und erst jetzt bemerkte ich, dass ich sie noch nie leiden konnte.)

Unermüdbar

Freitag, 11. März 2005

Mich scheisst es ungemein an, mich für Gleichberechtigung einsetzen zu müssen, ich wäre viel lieber die einzige Frau im Vorstand der Deutschen Bank und würde mich selbst augenzwinkernd Vorständin nennen und das total lustig und raffiniert von mir finden, aber leider verhindert meine Logik das irgendwie.

bei Lyssa von Julika, der klügsten Feministin, die ich kenne.

Der größte Teil meiner Bewunderung gilt der Ausdauer, mit der sie und viele weitere bewunderte Feministinnen sich nicht davon frustieren lassen, dass sie auf die immer gleichen dummen Argumente und Vorurteile reagieren müssen.

Allerdings muss ich zugeben, dass auch ich lange Zeit die Tatsache, dass ich persönlich mich trotz meines Geschlechts frei entfalten konnte, als Beweis für die Überholtheit des Feminismus sah. Bis mir klar wurde, wer bei uns weiterhin in Stellen der Macht und des Einflusses sitzt, in riesiger Überzahl. Das halte ich für ungerecht, deshalb bin ich Feministin.