Archiv für April 2005

Wochenend-Schnippsel

Montag, 25. April 2005

Dem 37jährigen Mitbewohner seinen ersten Bananenquark zubereitet. Mich dabei erinnert, dass ich das Rezept von meinem kleinen Bruder habe, der es als Schüler im gymnasialen Wahlfach “Kochen” gelernt hatte.

Zum ersten Mal das dreigeschoßigen Fotofachgeschäft ums Eck betreten. Darin Foto-Aficionados aller Kaliber, vom wettergegerbten Militärwesten-Träger bis zum uralten Opi, der so wacklig hinter seinem Rollator her zockelte, dass die Kamera um seinen Hals in einem Halbmeter-Bogen schwang. Zum ersten Mal die Regale mit etwa 60 verschiedenen Farbfilmen gesehen und mit mindestens 15 verschiedenen Schwarz-Weiß-Filmen.
Ich brauchte Einweg-Kameras. Wie erniedrigend.

Erfahren, dass der jüngere Bruder einer einst langjährigen Freundin jetzt eine Frau ist. Dass einer ihrer beiden älteren Brüder (der bürgerlichste, inklusive zwei Kindern) sich von seiner Frau, die wegen des nahen Funksendemastes ausgezogen war, scheiden lässt. Und wir hatten immer gedacht, dass der rechtsradikale älteste Bruder der einzige Ausreißer unter den Geschwistern sei.

Bin immer noch ein wenig am Rumschneuzen. Unglaublich, wie viel Grünzeug hinter eine einzige Nase passt.

Im sonntäglichen Tanzkurs eine hinreißende Tango-Figur gelernt, die „Valentino“ heißt. (Und ein ganz bestimmter seitlicher Ausfallschritt des Herrn in der Rumba heißt „Cucaracha“.)

Der Blumenstand am Sendlinger Tor

Sonntag, 24. April 2005

Unter der Woche ist Einkaufen für Übervollzeitangestellte eine sehr nüchterne Angelegenheit: Milch, Klopapier, huch! – die Zahnpasta ist fast alle, ein wenig frisches Gemüse, Brot.
Erst der Samstag bietet mir die Muße, auf der Suche nach kulinarischen Gelüsten in mich zu gehen, in Kochbüchern zu blättern, ausgiebige Einkaufslisten zu schreiben, mir einen schönen Weg durch die Futterstellen der Münchner Innenstadt zu überlegen.

Wenn es irgendwie geht, ist die letzte Station des Jagens und Sammelns der Blumenstand am Sendlinger Tor.

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Samstag, 23. April 2005

Heimlich evangelisch

Freitag, 22. April 2005

Kann es sein, dass ein beachtlicher Teil der deutschen Katholiken und Katholikinnen (von denen sogar mehr) eigentlich evangelisch ist – sie haben es nur noch nicht gemerkt? Die häufigsten Forderungen nach Veränderungen in der katholischen Kirche betreffen die Rolle der Frau (vor allem Frauenpriestertum), Liberalisierung von Verhütung und überhaupt Sexualität, hier wiederum Tolerieren von Homosexualität. Halten zu Gnaden, meine Lieben, das findet Ihr alles bei den deutschen Evangelen (auch wenn ich weiß, dass schwule Pastoren sich genau überlegen, in welchen Bistümern sie sich bewerben).

Schauen wir uns doch mal an, was an Katholischem übrig bleibt, wenn man diese Punkte sowie die Gemeinsamkeiten mit der evangelischen Glaubenslehre subtrahiert. Mir als Nicht-Theologin aber einstmals sehr aktiver Katholikin fallen ein:
– Transsubstantiation (dass Brot und Wein während der Wandlung tatsächlich Leib und Blut Christi werden und bleiben)
– jungfräuliche Empfängnis Christi, Geburt Marias ohne Erbsünde, leibliche Himmelfahrt Marias
– fünf Sakramente: Beichte, Firmung, Ehe, Priesterweihe, Sterbesakrament (Taufe und Abendmahl / Eucharistie haben die Evangelen auch)
– Papst als Nachfolger des Apostel Petrus, unantastbarer Glaubensführer und Stellvertreter Gottes auf Erden
– geweihtes Priestertum: Die Priesterweihe macht nach katholischem Glauben einen anderen Menschen aus dem Mann, nur dieser Geweihte kann u. a. die Eucharistie vollziehen.
– Verehrung Marias und der Heiligen als „Fürsprecher“
– Interpretationshoheit der Bibel liegt bei der Kirche
Ist jemand, der an den Großteil dieser Liste nicht glaubt, überhaupt katholisch? (Ratzinger hätte in seiner bisherigen Funktion gesagt: Nein.)

Dann schauen wir uns mal den gemeinsamen Nenner der evangelischen Kirchen an:
– Sola Fide: Allein durch den Glauben wird der Mensch gerechtfertigt (nicht durch gute Werke).
– Sola Gratia: Allein durch die Gnade Gottes (wird der Mensch errettet, nicht durch eigenes Tun).
– Solus Christus: Allein Christus (nicht die Kirche) hat Autorität über Gläubige.
– Sola Scriptura: Allein die (Heilige) Schrift (ist die Grundlage des christlichen Glaubens, nicht die Tradition).
Na? Alle Katholiken, mit denen ich näher bekannt bin, würden diese vier Soli unterschreiben. Komisch.

Vielleicht hilft ja dieser Belief-O-Matic (haben wir so ähnlich als Wahl-o-mat kennen gelernt): Kreuzel deine Überzeugungen an sowie die Priorität des Themas und erfahre, welcher Glaubensrichtung du eigentlich vertrittst.
(via Lila bei Dailymo)

Das Projekt Marie

Donnerstag, 21. April 2005

Ich schätze, ich wollte einfach, dass es diese Frau gibt – vermutlich ähnlich wie die Erfinderin diese Frau sein wollte. Eine Frau, die schön war – und es wusste und genoss! Eine Frau, die schon jung mit sich selbst zurecht zu kommen schien. Die vielfältige Interessen hatte, mit Hirn (Geschichte) und mit Händen (Garten, Handarbeit) umzugehen wusste. Die zwar hin und wieder ungeheure Dummheiten von sich gab – dadurch aber einfach interessanter und komplexer wurde. Natürlich hatte sie mit ihrem Leben in einem großen Haus, mit Vermögen und in einer Führungsposition ein wenig etwas von einer Figur aus einem Lore-Roman – aber, hey!, Menschen gibt es in den verschiedensten Formen. Ich ließ es zu, dass mein Weltbild durch diese Figur ein wenig heller wurde.
Über Jahre hinweg diesen komplexen Kosmos um Marie aufzubauen und am Leben zu halten, ist eine beachtliche Leistung. Die Details hielt die Autorin / der Autor so vage, dass keine Widersprüche entstanden. Angebliche Begegnungen mit Lesern in der Realität und tatsächlicher E-Mail-Kontakt verhinderten Misstrauen. Wie in einer Soap Opera hielten sich tragische und glückliche Ereignisse die Waage, und dass der Figur ein wenig der Humor fehlte, akzeptierte ich eben.

Wie schrecklich einsam muss der Mensch hinter dem Projekt Marie all die Jahre gewesen sein. Die Gestalt und ihr fiktiver Kosmos waren wunderbar geeignet für eine Flucht aus unerträglicher Realität – anders als die wohl ebenso fiktive Miriam, die mit ihren Drogen- und Sex-Eskapaden auf die Dauer eher eine Belastung wurde. Zwar hoffe ich, dass der Autor / die Autorin eine wirksame Lösung für dieses Unglück findet, möglichst mit professioneller Hilfe. Doch gleichzeitig wünsche ich mir, er / sie ließe Marie weiterleben. Diese Begabung für die Schaffung eigener Welten sollte ruhig weiter dieses Ventil nutzen. Vielleicht könnte sie Marie in ein Leben führen, das sich immer mehr mit dem des Schöpfers / der Schöpferin deckt? Und so die Verstrickung lösen? In diesem Projekt steckt schon so viel Energie – es wäre schade, wenn sie einfach so verpuffen würde.

Bye, bye Marie

Mittwoch, 20. April 2005

Wie schade: Es gibt also doch keine Frauen, die zum Valentinstag mit Blumensträußen überschüttet werden. Die eine, die ich als Beispiel glaubte aufführen zu können, war nur erfunden.

Dingsbums der Ärzte

Mittwoch, 20. April 2005

Da gibt es ein schönes Wort, wenn Ärzte öffentlich den Gesundheitszustand des Patienten verkünden, aber das fällt mir ums Verrecken nicht ein. Kommt vom Fieber. Und Fieber ist das eine Erkältungssymptom, das ich abergläubig ernst nehme.
Also habe ich heute morgen Praktikantin und Lehrmädel im Büro mit detaillierten Instruktionen versorgt, mir das Telefon neben das Bett gelegt, und dann weitergeschlafen. Glücklicherweise kann ich über ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem, das mir auch den Zugang zum Pentagon verschaffen müsste, auf die Arbeitsserver zugreifen und meine Büro-Mail abrufen. Telefonieren würde eh nichts nützen, da ich keine Stimme habe, musste ich heute auch erst drei Mal.
Jetzt frischen Tee gebraut und zurück ins Bett.