Ethisches Einkaufen

Sonntag, 29. Mai 2005 um 10:14

Jeder Mensch ist auf seine Weise bigott, nur dass es die Bösen (we know who they are) bestreiten, und wir Guten das reflektieren. Ich zum Beispiel bemühe mich, durch mein Kaufverhalten ökologische Landwirtschaft zu fördern, lokale Anbieter in möglichst großer Vielfalt – solange ich mich nicht zu sehr anstrengen muss. Viele Produkte und Hersteller meide ich, weil ich deren Vermarktung oder Firmenpolitik ablehne. Aber halt immer nur, wenn ich aus zuverlässigen Quellen davon erfahre. (Und nur, wenn ich nicht gerade zu faul bin.)

Allerdings ist es ungeheuer schwer, Firmen einzuschätzen. Mittlerweile lese ich zwar fast täglich den Wirtschaftsteil der Süddeutschen, aber bei den meisten Produkten sind ja nicht mal die Besitzverhältnisse des herstellenden Unternehmens klar. Immer zu wissen, wer mein Geld da eigentlich bekommt und wofür, wäre ein Vollzeitjob.

In England bin ich auf eine Website gestoßen, die diese Recherche für die Konsumenten übernimmt:
Ethiscore

Unternehmen bekommen Punkte in fünfzehn Kriterien der Bereiche Umwelt, Tierschutz und Menschenrechte. Produkte werden an fünf Kriterien für Nachhaltigkeit gemessen.
Das Bewertungssystem ist sehr transparent, explizit um Verbrauchern die Möglichkeit zu geben, selbst zu priorisieren. Es ist verhältnismäßig nachvollziehbar (nicht zu 100 %, unter anderem da zum Beispiel die genaue Definition von „Nachhaltigkeit“ umstritten ist).

Bewertet wird so ziemlich alles, von Zahnpasten über Handys bis zu Babynahrung. Unter den Ratings, die auch ohne Anmeldung zu lesen sind, ist das für Sportschuhe.

Gibt es so eine Datenbank auch in Deutschland?

die Kaltmamsell

9 Kommentare zu „Ethisches Einkaufen“

  1. Liisa meint:

    Die Website von Ethiscore ist sehr interessant. Danke für den Hinweis darauf. Ich weiß nicht, ob es eine vergleichbare Seite auch in Deutschland gibt. Die einzige, die mir einfiel, die zumindest etwas in diese Richtung geht wäre oekotest.de, obwohl die in ihren Tests längst nicht so viele Bereiche abdecken wie offenbar Ethiscore.

  2. Thuner meint:

    State of fear von Michael Crichton schon gelesen?

  3. Lila meint:

    Ich mache das auch. Leider bin ich, was D. angeht, nicht auf dem Laufenden. DAS wäre doch mal ein Betätigungsfeld für einen Weltveränderungsblogger!

  4. Erwin meint:

    Bei Ökotest bin ich SEHR vorsichtig geworden. Ich persönlich habe den Eindruck gewonnen, daß dort leider korrekte Ideologie vor korrekten Testmethoden geht.

    Meine letzte Negativerfahrung mit Ökotest war meiner Gesundheit mit Sicherheit nicht zuträglich. Als Hausmilbenallergiker brauch ich spezielle Matrazenbezüge. Die politisch korrekten mit dem Ökotest-Label waren eine Katastrophe. Die mögen ja völlig Schadstoffrei hergestellt worden sein, aus hautfreundlichem Material, von tibetischen Jungfrauen unter sternenklarem Himmel beim Absingen kultischer Gesänge handgenäht, aber sie hatten einen “kleinen” Nachteil. Sie hielten keine Allergene ab :-( Das hatte man wohl nicht für nötig befunden zu testen. Die Allergieanfälle waren “lustig”.

    Nach Austausch dieses Ökoscheißdrecks durch klassiche Überzüge mit einem hohen Kunststoffanteil war die Welt wieder in Ordnung. Und es ist mir ehrlich gesagt auch scheiß egal, wie unökologisch diese sind, oder ob sie von einer der Russenmafia gehörenden Firmen hergestellt werden.

  5. kid37 meint:

    Vermutlich kann man denen genauso wenig “blind” trauen wie Warentest (bei denen ab und an die Gewichtung der einzelnen Testteile für das Gesamtergebnis “merkwürdig” ist). Aber eine Nachfrage: Waren diese Matratzenbezüge als spzielle Allergikerware getestet worden oder nur als “normale” Bezüge unter Öko-Gesichtspunkten?

  6. Erwin meint:

    Als Anti-Allergie-Matratzenbezug Ökotest-Ratgeber Gesundheit und Fitness 2002. Als normale Bettwäsche würde das auch niemand testen, dazu taugt es nicht.

  7. croco meint:

    Ach ja, so sehe ich, dass ich nicht alleine bin. Ganz früher hab ich einfach Sachen aus Südafrika und Chile nicht gekauft, und noch ein paar Diktatures mehr. Heute aber gehts mir auch um die Geschäftspolitik. Firmen, die ihre Lieferanten quetschen, so wie Feinkost Albrecht und ähnliche , ignoriere ich weiterhin, was mir leicht fällt.Ich versuche Gemüse und Obst aus der Region zu kaufen, was aber sehr schwer ist. Ich eiere mich also so durch meine perönliche PC-Vorstellungen.
    Dieses Bewertungssystem klingt ja sehr beeindruckend. Nur, wer macht in D sowas, und hat genug Geld, den Klagen zu widerstehen?

  8. Sanníe meint:

    Ah, schön zu hören, daß es noch andere “Gutmenschen” gibt. Ich bin da auch sehr inkonsequent leider – wonach soll man sich auch richten? Und was ist die richtige Strategie? Ich kaufe zwar bei Aldi, lehne aber Lidl ab. Und Müller-Milchprodukte kommen auch nicht auf den Tisch, weil ich den Mann, sein Geheule über die Erbschaftssteuer und seine Werbung so abstoßend finde.

  9. schorle18 meint:

    Falls das heute noch jemand überhaupt liest.

    @Erwin
    welche Matratzenbezuege konkret hat es sich denn gehandelt??

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