Möglichkeiten

Freitag, 1. Juli 2005 um 9:06

Wie lebendig mir immer noch die kindliche Annahme ist, mit reinem Ausdenken einer Situation genau diese zu verhindern. Als könne die Phantasie ein schützendes Amulett spinnen: Wenn ich mir vorstelle, dass ich in der nächsten Arbeitsstelle die allerunbeliebteste Kollegin bin, kann es schon nicht mehr passieren.

Ist ja die Kehrseite eines anderen kindlichen Aberglaubens: Dass schöne Dinge nur überraschend kommen können, weil sie doch den Großteil ihrer Schönheit aus dem Überraschungsmoment schöpfen. Und dass man sich deshalb durch reines Ausdenken einer ersehnten Situation die Chance nimmt, sie tatsächlich zu erleben: Wenn ich mir vorstelle, dass ich in Hamburg W. begegne, wird es nie passieren.
Als Kind habe ich deshalb aufsteigende Phantasieszenarien immer wieder unterdrückt, um ihnen nicht die Möglichkeit zu nehmen, wirklich zu werden.

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Möglichkeiten“

  1. .meike meint:

    oh das kenne ich. ich habe mir als kind einmal vorgenommen, nur noch von zurückliegenden ereignissen zu träumen, um das schicksal nicht herauszufordern. natürlich drehte sich dieser entschluss um die träume vor dem einschlafen. also habe ich jahrelang nur rückblickend geträumt.

    ein weiser entschluss eigentlich, denn als ich diesen vorsatz als teenie brach, begann ich von “süßen typen und was sie mit mir anstellen könnten” zu träumen und dieses träume gingen niemals so in erfüllung, wie ich es mir ausmalte. leider bin ich nicht mehr so konsequent wie als kind.

  2. kid37 meint:

    Eine alte Erfahrungsweisheit: Wenn ich darauf vorbereitet bin, tritt es nicht ein. Man trifft seine Exfreundinnen auch immer nur, wenn man grad fettiges Haar hat oder schlecht rasiert ist oder die Krawatte etwas locker hängen hat.

  3. Arztgatte meint:

    @kid37: und wenn man zudem gerade noch solo ist!

  4. arboretum meint:

    mit reinem Ausdenken einer Situation genau diese zu verhindern.

    Eine “self-defeating prophecy” also.

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