Bärlauch – die Boyband der Kräutergewächse
Samstag, 27. August 2005 um 10:19Das heutige Posting ist zum Anhören. (1,45 MB, 3:10 min)
An diese digitalen Schneidewerkzeuge habe ich mich noch immer nicht gewöhnt. Als ich das Tonschneiden lernte, war es 1987, und ich arbeitete mit Bobbys und Bändern. Ich saß in einem fensterlosen Tonstudio an der Schneidemaschine, unter Kopfhörern, die Hände auf den Metallscheiben, um die das Tonband gewickelt war, das dazwischen am Tonabnehmer vorbeilief. Durch manuelles Weiterdrehen erlauschte ich Schmatzer, Schnaufer, Pausen (wir erinnern uns an “Dr. Murkes gesammeltes Schweigen”), Ploppen, Verhaspeln. Um diese Störgeräusche zu beseitigen, markierte ich mit einem Stempel auf dem Band Anfang und Ende des Geräuschs, legte dann das Band zwischen zwei winzige Messer, die in die Maschine eingelassen waren, und drückte ein Knöpfen, das die Messer bewegte. Schnipp, einmal, schnipp, zweimal. Die Bandenden legte ich in eine Schiene und klebte sie mit speziellen Bandklebefetzchen wieder zusammen. Manchmal schnitt ich große Teile aus, weil ich sie an anderer Stelle verwenden wollte, oder weil ich sie nicht brauchte. Diese langen Bandabschnitte legte ich mir um den Hals, bis ich sie einsetzte oder sicher war, dass ich sie nicht mehr brauchen würde. (Dass sich jemand verschnitten hatte, erkannte man am verzweifelten Suchen in den Bandschnipseln am Boden – “irgendwo muss das P doch noch sein!”)
Es ist das langsame manuelle Weiterdrehen des Bandes, das ich an den digitalen Schneideprogrammen vermisse, denn das ermöglichte mir superfeines Hören. Mir ist schon klar, dass ich als Ersatz die grafische Darstellung der Tonspur habe und das Schmatzen jetzt ganz genau sehe statt höre. Aber es ist einfach nicht dasselbe.
15 Kommentare zu „Bärlauch – die Boyband der Kräutergewächse“
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27. August 2005 um 14:14
bärrrrrlauch,ach herrrlich Fr. kaltmamsell, mal im ernst- dachte echt immer gerade Sie wären so eine Shopperin die am Viktualienmarkt erst nascht und dann pfundweise wilde bärlauch ceationen kauft…
27. August 2005 um 20:54
Herrlich. “komisches kreuz nummern zeichen” meinen sie # ? wie heißt das ding eigentlich?
Sehr angenehme Stimme, erinnert mich an wen aber ich weiß net an wen. Machen sie sowas jetzt öfter? wirds das auch in podcastverwertbarer form geben? das wäre sicher eine große bereicherung in meinem Zivialltag.
grüße philipp
27. August 2005 um 20:59
Bärlauch – im Frühjahr, ja, super. Zu dieser Jahreszeit ist er zäh und ungeniessbar. Der nächste Frühling kommt bestimmt :-)
27. August 2005 um 21:37
Komisches Kreuz:
Das hat viele Namen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Rautenzeichen#Weitere_Namen
Rautenzeichen, Doppelkreuz, usw.
Im englischen ist es das Number Sign.
Ich habe es bei meinen Computeranfängen Anfang der 80er Jahre als “Hash Mark” kennengelernt.
28. August 2005 um 12:12
Ah, sehr beruhigend, die Benennung von # bereitet also nicht nur mir Schwierigkeiten.
Erpel, vielleicht kennen Sie meine Mutter? Die hört sich zum Verwechseln ähnlich an.
Ich selbst habe zum Bärlauch gar keine bestimmte Beziehung, finde es aber – wie Herr Spackonaut – befremdlich, dass er jetzt sogar in Supermarkt-Grillwürsten auftaucht.
28. August 2005 um 13:44
Ich meine, Bärlauch ist im Frühjahr eine schöne Abwechslung und er hat, genauso wie der Spargel oder andere Gemüsesorten, seine festgelegte Zeit. Davor und danach könnte man mir noch so viel Bärlauch anbieten, ich würde nicht zugreifen. Wir haben dieses Jahr übrigens mal Blatspinat gemischt mit Bärlauchblättern (ohne die Blattrippen) im Dampf zubereitet, das schmeckt auch interessant. — Supermarkt-Grillwürste will man mit oder ohne Bärlauch nicht probieren :-)
28. August 2005 um 13:45
Es sollte natürlich Blattspinat heißen :-)
29. August 2005 um 12:10
Letztens habe ich “Bärlauchpesto” probiert. Sehr schöne Sache. Genau wie normales Pesto aber man ersetzt den Basilikum durch Bärlauch.
Hervorragend zu Nudeln und rotem Fleisch.
30. August 2005 um 0:16
# – gartenzaun – oder neu-computer-deutsch ‘Sharp’ genannt
:-)
30. August 2005 um 9:31
Ich kenn das als Schweingatter.
30. August 2005 um 9:37
Das “sharp” kommt doch aus der Musik, dachte ich, für das Vorzeichen, das eine Note um einen Halbton höher macht (im Gegensatz zum b, das auf Englisch “flat” heißt und die Note einen Halbton nach unten bringt)?
(Eigentlich heißt das “C Sharp” der Programmierer auf Deutsch also “Cis”?)
30. August 2005 um 10:59
Daß man nach Bärlauchverzehr weniger stinkt als nach Knob-, das möchte ich doch mal in Frage stellen, auch wenn man es immer wiedre hört. Bei einer Bärlauch – Sammeltour war in unserer Gruppe ein Pärchen, das am Abend vorher Berläuchpesto zu sich genommen hatte – deren Ausdünstungen erinnerten mich doch sehr stark an CS-Gas-Erfahrungen in Wackersdorf.
Wir haben dann nur sehr wenig gesammelt, und diesen auch nur sehr dosiert verwendet.
30. August 2005 um 12:07
Also ich stinke nach Bärlauchgenuss nicht, glaub ich. Jedenfalls hab ich nie was gerochen. ;-)
Bärlauchbutter mit frischem Bärlauch aus dem Garten schmeckt jedenfalls ganz prima zu Gegrilltem.
Das # kenne ich als Doppelkreuz oder Hash (Mark).
30. August 2005 um 12:32
Bärlauch verursacht keine Ausdünstungen, wie man sie von Knoblauch kennt. Wer weiß, was in dem Pesto noch alles enthalten war und zu welchen Speisen sie das gegessen haben. Wenn man allerdings in der Küche intensiv mit Bärlauch arbeitet, können die Hände den Geruch annehmen. Das riecht dann allerdings etwas eigen. Aber das ist doch oft so: wenn man frischen Sellerie auch nur am Marktstand anfasst und in den Beutel legt, hat man noch lange danach einen entsprechenden Duft an den Fingerspitzen.
Ist es Duft, ist es Geruch, ist es Gestank? Das liegt immer in der Nase des Betrachters :-)
2. September 2005 um 12:48
” #” nannten wir früher “Raute” oder “Doppelraute”