Eigennamen
Dienstag, 16. August 2005 um 10:38Zu den großen Rätseln, vor die mich Hochzeiten stellen (1. WARUM?), gehört auch die Sache mit den Namen: In Deutschland heißt mindestens einer der Partner, fast immer die Frau, nach der Verheiratung anders als vorher. Kapier ich nicht. Dass Menschen ihren Geburtstnamen ablehnen, ist sehr oft nachzuvollziehen, zum Beispiel wenn sie Zahnweh heißen, Stürzenhofecker, Rindfleisch oder Schlimmer. Eine Änderung ist nach deutschem Recht sehr umständlich und teuer, deshalb kann ich in diesen Fällen verstehen, dass die Namenshasser jede Gelegenheit nutzen, schöner zu heißen. Doch das ist meiner Erfahrung nach nur ausnahmsweise das Motiv für die Namensänderung – in mindestens ebenso vielen Fällen tauschen Frauen einen schönen und praktischen Namen wie Schlagbauer gegen eine Buchstabierfalle wie Mayr.
Dann müssen alle vielen Unterlagen und Dokumente geändert werden, die eine erwachsene Frau heutzutage besitzt. Ich habe mir sagen lassen, dass das mit viel Rennerei, Bürokratie und Aufwand verbunden ist. Der traditionelle Nebeneffekt ist zudem, dass Frauen durch die Eheschließung verschwinden, unsichtbar werden, wie sie ja in nicht ganz vergangenen Zeiten durch die Ehe endgültig ihre autarke Existenz aufgaben. Wer nicht mitbekommen hat, wes Namen sie jetzt tragen, findet sie nicht mehr, weder über das Telefonbuch noch über Google. Es existiert nur noch der namensgebende Mann. Ja, meine Herren, ich kenne auch zwei Ausnahmen: Männer, die sich durch die Verheiratung den Namen ihrer Partnerin genommen haben. Verstehe ich genauso wenig.
Dass man dem Namen der gemeinsamen Kinder die Eltern möglichst ansehen soll, ist kein Argument für ein Alias. Selbst im Macholand Spanien haben Frauen nie ihren Namen aufgegeben. Jeder Mensch hat dort zwei Nachnamen, der sich aus dem ersten Nachnamen des Vaters und dem ersten der Mutter zusammensetzt. Und in Deutschland kann jedes Paar bei der Eheschließung als Familiennamen einen Doppelnamen im Stammbuch eintragen lassen, den die gemeinsamen Kinder bekommen und der aus beiden Nachnamen besteht.
Manchmal handeln sich die selbstaufgebenden Damens allerdings mehr ein, als sie voraussehen konnten. Meine Schwägerin zum Beispiel, die sich bei der Heirat den Namen meines Bruders geholt hat. In meiner Geburtsstadt gab es unter den 120.000 Einwohnern bis dahin nur eine Frau aus unserer Generation mit diesem Nachnamen: mich. Von Leuten, die mich nie näher kannten, wird jetzt also meine Schwägerin regelmäßig für mich gehalten. Tja.
die Kaltmamsell19 Kommentare zu „Eigennamen“
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16. August 2005 um 11:41
und wie geht das technisch mit den Kindern solcher Doppelnamen tragender Spanier? Welche Hälfte des Doppelnamens wird weitervererbt?
16. August 2005 um 11:58
Meines Wissens ist ein Doppelname als Familienname für die Kinder nicht zulässig.
Urteil des BVG vom 30.1.2002:
http://www.bundesverfassungsgericht.de/entscheidungen/frames/ls20020130_1bvl002396
16. August 2005 um 13:51
Ich war SO froh, als ich meinen banal-knappen “Mädchennamen” endlich loswar! Noch dazu paßte er überhaupt nicht zu meinem Vornamen. Schrecklich. Es war mir immer peinlich, wie Vor- und Nachname so gar nicht harmonierten.
Durch Scheidungskrieg meiner Eltern und allseitige Wiederverheiratung war unsere ehemalige Kernfamilie sowieso nicht mehr vorhanden, und meine Bindung an diesen Namen war non existent. Heute trage ich einen schönen hebräischen Familiennamen (der aus einer Namensänderung hervorging, die einen deutschen, ebenfalls banalen Familiennamen ins Hebräische übertrug). Ich glaube, ich bin die einzige Frau der Welt, die so heißt. Mein Vorname ist selten, mein neuer Familienname auch, und die transkulturelle Kombination beider ist vermutlich einzigartig. Hoffentlich!
Wie gut, daß ich diesen ollen Namen ablegen konnte! Aber wenn es umgekehrt ist? Dann natürlich den schöneren Partnernamen wählen. Doppelnamen können manchmal ungewollt komisch sein (Leutheusser-Schnarrenberger möge mir verzeihen!).
Kitschigerweise finde ich es schön, daß wir alle denselben Namen haben, Vatermutterkinder.
Ich glaube, da schreib ich was zu, und dann probier ich noch mal, wie ein Trackback funktioniert! Ääääh…
16. August 2005 um 15:29
Zwei Richtigsstellungen vom Klugscheisser:
(1) Kinder dürfen in D keinen Doppelnamen bekommen, ein Doppelname als Familienname ist unzulässig (außer, ein Doppelname ist ein Geburtsname eines der Eltern/ Partner).
(2) Kinder müssen, wenn sie in eine eheliche Familie geboren werden, den gleichen Nachnamen haben.
Und ein Kommentar:
Vielleicht liegt es an der Gegend, in der du lebst? Ich kenne in meinem Alter mindestens genau so viele Paare, die beide ihren Namen “behalten” haben wie solche, die einen gemeinsamen Ehenamen führen. Wir haben es zunächst auch so gemacht, am liebsten hätten wir unseren Kindern (so wie es in jedem zivilisierten Land üblich ist) den Doppelnamen gegeben, den ich heute führe (und der seeehr cool ist, weil ihn niemand schreiben oder merken kann und dennoch jeder wieder erkennt). Alternative, die uns vorschwebte: Die Jungs heißen wie ich und die Mädchen wie ihre Mutter. Beides hat die CSU bei der Neuregelung des Namesrechtes in dern 90ern verhindert.
Also hatten wir verschiedene Namen (wie so viele) und die Kinder bekamen den Namen der Mutter (wie so selten), weil ich ja alter Lateiner bin: mater certa.
Anlässlich eines Umzugs (als also ohnehin alle Papiere geändert werden mussten, habe ich dann den Familiennamen an meinen Mädchennamen angehängt, um nicht jedesmal die Heiratsurkunde und die Geburtsurkunde vorweisen zu müssen, wenn ich Post abhole oder mich auf Elternabenden zu Wort melde.
16. August 2005 um 16:09
Mein Mann wollte gerne meinen Namen annehmen, ich hatte nie danach gefragt – so wenig, wie ich auf den Gedanken gekommen wäre, meinen abzugeben. Wie ich Oliver kenne, hatte er einfach keine Lust mehr auf die langwierige Buchstabiererei. Bereits die Idee fanden meine Schwiegereltern so furchtbar, dass wir ihnen gegenüber so tun, als hätte er wenigstens einen Doppelnamen. Namen sind halt Schall und Brauch.
16. August 2005 um 17:08
Auch ich (Jahrgang 70) habe meinen Namen behalten und meine Frau den ihren. Ich fand es schade weil ich der letzte männliche Nachkomme bin und damit nicht sichergestellt war, daß unsere Kinder meinen Namen bekommen würden.
Aber das ist jetzt eh hinfällig.
Aber die Verwechslungsorgien mit unseren Namen haben wir auch mitgemacht. Auf Dauer sehr zermürbend.
16. August 2005 um 19:05
Ich mag meinen Namen, er ist sehr alt, hat Geschichte und ist sehr selten.Bei der Heirat hatte ich nur zwei Möglichkeiten, den Doppelnamen und den Namen meines Mannes. So blieb mir nur der Doppelname, vorläufig.Anfang der 90iger änderte sich die Gesetzeslage und ich konnte nachträglich meinen Namen wieder bekommen, ohne Bindestrich , ohne Aufwand. Naja, viele denken eben nun, dass wir nicht verheiratet sind. Deswegen fahren wir immer nach Spanien in den Urlaub ;-)
16. August 2005 um 20:11
Wir haben auch die Namen behalten und der Familiennamen ist der meiner Frau. Was manchmal zu Komplikationen führt, da ich ja nicht einfach per Namen als Vater meines Sohnes identifiziert werde. Denn bei der Hochzeit die Namen behalten ist hier auf dem Land sehr, sehr selten.
17. August 2005 um 8:55
Neun versus Pichler? Keine Frage. Ich heiß Neun.
18. August 2005 um 3:54
es waere posig zu behaupten, ich haette erst geheiratet, als man in .de den eigenen namen nach verheiratung behalten durfte, aber faktisch ist es so: ich haette meinen namen nie hergegeben. vielleicht gegen irgendwas von und zu(der von benamste nachbar wollte mich aber nicht heiraten), aber eher nicht.
unser name ist auch von aussterben bedroht, 1 sohn, der 2 toechter hat, von denen die eine auch noch den mutternamen traegt. derzeit im telefonbuch nur er als namenstraeger, ich habe keinen eigenen telefonanschluss mehr und wuerde eh nicht im buch stehn wollen.
tochter traegt meinen namen, da vorehelich und wird den auch kaum aufgeben, immerhin ist der auch soundtechnisch voll auf die vornamen abgestimmt. obwohl, der aktuelle boyfriend hat einen nachnamen, der eigentlich nur ein kuenstlername sein kann, der wuerde passen.
ein erneutes kind wuerde ich auch mit meinem namen versorgen, deutsche nachnamen passen nicht zu suedlaendischen vornamen. und da bin ich strikt: mind 2 namen, einer davon aus dem romanischen raum.
hach, was bin ich egoistisch ;-)
18. August 2005 um 22:30
Ich empfinde die Tradition, den Frauen einen anderen Namen zu verpassen, als hinterhältige Methode ihnen ihre Identät wegzunehmen. Wie du schon sagtest: als autarke Person hört man auf zu existieren.
Wenn man die _Wahl_ hat, ist das eine ganz andere Sache. Jede (und jeder) kann dann frei entscheiden, aber so per Gesetz zu sagen: ‘Du darfst nicht mehr du sein!’ fand ich schon immer starken Tobak. Ich werde meinen Namen bestimmt nicht aufgeben :-)
19. August 2005 um 11:44
Bei uns (CH) ist das ein saumässiges Theater mit den Namen. Neben den höheren Steuern für Ehepaare ist es ein wichtiger Grund, warum viele nicht mehr heiraten. Unverheiratete Paare bekommen Kinder mit dem Familiennamen der Frau.
Verheiratete können bei der Heirat den Familiennamen wählen, Kinder kriegen immer den und keinen Doppelnamen. Wenn es aber der Name der Frau ist, muss man einen begründeten Antrag stellen bei der Heirat. Wenn man erst heiratet, wenn die Kinder schon da oder erwachsen sind, müssen sie ihren Namen anpassen, selbst wenn sie schon selber Kinder haben.
Einfach komisch.
20. August 2005 um 9:48
Frau Kraft heiratet Herrn Meier und man wählt den Doppelnamen *kicher*
20. August 2005 um 12:55
Die heutige Regelung ist noch gar nicht soo alt. Bis Anfang der Neunziger Jahre galt, dass im Zweifelsfall bei der Eheschließung automatisch die Frau den Namen des Mannes annimmt. Ein Tübinger Studentenpaar, das das nicht wollte, hatte 1991 (oder 1992) den Mut, vor das Bundesverfassungsgericht zu ziehen (Verstoß gegen die Gleichberechtigung von Mann und Frau). Das BVG erkannte nicht nur die Klage an – es griff sogar in die Gesetzgebung ein, setzte die bisherige Regelung außer Kraft (was nur bei ganz groben Verfassungsverstößen getan wird) und ersetzte sie durch ein Provisorium. Kurze Zeit später musste die damalige Regierung Kohl zähneknirschend die noch heute gültige Regelung erlassen (Rot-Grün hat sie lediglich um die “Homo-Ehe” ergänzt).
20. August 2005 um 21:23
Im meinem Verwandtenkreis haben sich zwei verheiratet, die schon vor der Ehe beide “Schmitt” hießen. Das nenne ich praktisch.
25. August 2005 um 21:39
Ich bin eindeutig zu alt für diese Scheiße.
kacke!
12. Februar 2006 um 13:54
Also, das deutsche Namensrecht ist grunds. gegen Doppelnamen!
Zwei Ehepartner können k e i n e n Doppelnamen wählen!
Es kann kein oder ein Ehenamen gewählt werden. Einer der beiden kann den Ehenamen vor oder nach den Geburtsnamen stellen.
Die Kinder haben nur den gemeinsamen Familiennamen der Eltern. Haben die Eltern keinen, wählen sie beim ersten Kind der Verbindung einen aus, dieses ist auch nie ein Doppelname. Der Familienname des ersten Kindes gilt auch für seine jüngeren Geschwister.
Unser Staat ist gegen Doppelnamen. Einen gemeinsamen Doppelnamen gibt es nur, wenn einer der beiden schon ab Geburt (oder ab einer Adotion) einen Doppelnamen hatte und dieser als Ehenamen genommen wird (z. B. Herr Müller-Lüdenscheid heiratet Frau Schmidt und die beiden sind dann Herr und Frau Müller-Lüdenscheid.)
Der Staat ist gegen Doppelnamen, weil er befürchtet, es würden sich Namensketten bilden. Das halte ich für unsinnig, da der Familienname ein individuelles Merkmal zur Erkennung sein soll (klingt geschwollen, trifft es aber) und weil durch das klassische “Ich bin Herr Müller, und meine Frau und Kinder sollen auch Müllers sein, nicht wie meine Frau “von Hohenzollern” und damit Basta!” nicht gerade eine individuelle Namensvielfalt oder Gleichberechtigung erreicht wird.
Es wäre doch prima, wenn es nicht nur Millionen Müllers, die ständig verwechselt werden, sondern auch Müller-Talbach s, Müller-Schönfeld s u.s.w. geben würde, dann wäre die Familie auch vom Namen unverwechselbarer.
Die Namensketten könnte der Gesetzgeber auch bei Öffnung hin zu mehr Doppelnamen vermeiden, indem er sagt, okay, aber kein Geburts- , Nach- oder Ehenamen hat mehr als zwei Gliedmaßen. Das wäre doch gar nicht so schwer. Und es würde ja sowieso nicht jeder einen Doppelnamen bei Eheschliessung wählen. In Spanien und Portugal klappt das ganz prima.
Doppelnamen klingen auch nicht unbeding scheisse, es gibt auch schöne. Leutheuser-Schnarrenberg muß hier kein ständiger Maßstab sein.
Zudem gibt es ja auch wohlklingendere Namen als andere. Ich kenne einige Männer, die sogar einen albernen Namen haben, den sie selber hassen, aber als es dann ums heiraten ging, nö, da wurde der Männername genommen, weil das eben so ist und damit basta! Und auch in Kreisen, wo Doppelnamen ständig veralbert werden ist es selbstverständlich, daß wenn ein Mann einen Doppelnamen als Geburtsnamen hat, dann muss die Frau den ja auch übernehmen, weil daß eben so sein muss.
Ich bin dafür, daß der Staat mehr Doppelnamen zulässt, gegen Namensketten kann man was durch anzahlmässige Beschränkung tun. der Staat muss ja auch keine Doppelnamen-Pflicht einführen!
Die vom BVG erwirkte Möglichkeit von der Weitergabe eines erheirateten Namens finde ich dagegen voll doof. Aber der Gesetzgeber wurde dazu verdonnert!
24. Juli 2006 um 10:35
Als ehemaliger Herr Müller kann ich diese Aufregung nicht verstehen – man nehme was schöner klingt – oder eben was einem wichtiger ist. Das können doch die Paare selber entscheiden. Und wenn sich die Mädels nicht durchsetzen können, haben sie es nicht anders verdient. Meine hat sich durchgesetzt, was bei Müller jetzt aber auch keine Grundsatzfrage ausgelöst hatte. Meine Identität habe ich nicht verloren – wäre ja auch schade nur wegen des Namens.
Und als Tipp für die Individualisten: Wer einzigartig benamte Kinder will, sollte besser mit den Vornamen arbeiten, da könnt Ihr ein Dutzend vor den Nachnamen hängen, dann behält das Kind später auf jeden Fall auch den Großteil des Schwachsinns, das ihr ihm auf den Weg mitgegeben habt;-).
In diesem Sinne locker bleiben:
Karl Friedrich Wilhelm Maximilian Müller (eh.)
14. April 2007 um 18:38
Ich hab auch einen Doppelnamen.
Ich hatte die Wahl zwischen
1. kein Ehename,
2. beide heiße entweder wie fast jeder oder albern
3. einer bleibt wie er ist, einer hat einen Doppelnamen.
Die weitere Möglichkeit, daß man einen neuen Doppelnamen bildet, ist in D ja nicht erlaubt. Der Staat sagt dazu, daß er Namensketten verhindern will. Meiner Ansicht nach ist die angst vor Namensketten unsinnig, da der Staat im Namensrecht ja 2 Namen erlauben kann und mehr eben verbieten.
In vielen anderen Ländern geht das Problemlos, und die Namenskombinationen machen die Familien ja auch ein bisschen individueller, d. h. es gibt nicht Millionen von Müllers oder Meyers, sondern Müller-X, Müller-Y. Meyer-Z…..u.s.w.
Wo ist also das Problem?
Das ständige verweisen auf “Leuthäuser-Schnarrenberger” ist meiner Ansicht nach kein ordentliches Argument in der ganzen Thematik, denn es gibt auch tolle Doppelnamen, die schön klingen.