Zu den großen Rätseln, vor die mich Hochzeiten stellen (1. WARUM?), gehört auch die Sache mit den Namen: In Deutschland heißt mindestens einer der Partner, fast immer die Frau, nach der Verheiratung anders als vorher. Kapier ich nicht. Dass Menschen ihren Geburtstnamen ablehnen, ist sehr oft nachzuvollziehen, zum Beispiel wenn sie Zahnweh heißen, Stürzenhofecker, Rindfleisch oder Schlimmer. Eine Änderung ist nach deutschem Recht sehr umständlich und teuer, deshalb kann ich in diesen Fällen verstehen, dass die Namenshasser jede Gelegenheit nutzen, schöner zu heißen. Doch das ist meiner Erfahrung nach nur ausnahmsweise das Motiv für die Namensänderung – in mindestens ebenso vielen Fällen tauschen Frauen einen schönen und praktischen Namen wie Schlagbauer gegen eine Buchstabierfalle wie Mayr.
Dann müssen alle vielen Unterlagen und Dokumente geändert werden, die eine erwachsene Frau heutzutage besitzt. Ich habe mir sagen lassen, dass das mit viel Rennerei, Bürokratie und Aufwand verbunden ist. Der traditionelle Nebeneffekt ist zudem, dass Frauen durch die Eheschließung verschwinden, unsichtbar werden, wie sie ja in nicht ganz vergangenen Zeiten durch die Ehe endgültig ihre autarke Existenz aufgaben. Wer nicht mitbekommen hat, wes Namen sie jetzt tragen, findet sie nicht mehr, weder über das Telefonbuch noch über Google. Es existiert nur noch der namensgebende Mann. Ja, meine Herren, ich kenne auch zwei Ausnahmen: Männer, die sich durch die Verheiratung den Namen ihrer Partnerin genommen haben. Verstehe ich genauso wenig.
Dass man dem Namen der gemeinsamen Kinder die Eltern möglichst ansehen soll, ist kein Argument für ein Alias. Selbst im Macholand Spanien haben Frauen nie ihren Namen aufgegeben. Jeder Mensch hat dort zwei Nachnamen, der sich aus dem ersten Nachnamen des Vaters und dem ersten der Mutter zusammensetzt. Und in Deutschland kann jedes Paar bei der Eheschließung als Familiennamen einen Doppelnamen im Stammbuch eintragen lassen, den die gemeinsamen Kinder bekommen und der aus beiden Nachnamen besteht.
Manchmal handeln sich die selbstaufgebenden Damens allerdings mehr ein, als sie voraussehen konnten. Meine Schwägerin zum Beispiel, die sich bei der Heirat den Namen meines Bruders geholt hat. In meiner Geburtsstadt gab es unter den 120.000 Einwohnern bis dahin nur eine Frau aus unserer Generation mit diesem Nachnamen: mich. Von Leuten, die mich nie näher kannten, wird jetzt also meine Schwägerin regelmäßig für mich gehalten. Tja.