Keine Provokation, ehrlich
Donnerstag, 6. Oktober 2005 um 9:30Also los: Wer war das?
Da bin ich mal einen Vormittag zu Hause, und schon ruft der Bund für Kinderhilfe an.
Irgend jemand muss mich gestern im Flieger beobachtet haben, wie ich mir verzweifelt die Ohren zuhielt, als das etwa zweijährige Mädchen vor mir einen zwanzigminütigen Tobsuchtsanfall hatte, und wie ich ihr hin und wieder aufrichtig tödliche Blicke zuwarf. (Ich bin immer wieder überrascht, dass Baby- und Kleinkindbrüllen in mir schlagartig eine Aggression hervorruft, die mir ansonsten fremd ist. Meine biologische Programmierung ist eindeutig fehlgeschlagen.) Das blonde Monster wiederholte seine Vorstellung im letzten Drittel des Fluges, und ich war schon stolz darauf, dass ich noch Energie hatte mich zu wundern, dass es nicht heiser wurde. Ausgefeilte Atemtechnik, schätze ich.
Der Bund für Kinderhilfe war eine Frau, die mir am Telefon erzählte: „Vielleicht haben Sie es schon mitbekommen: Wir suchen Menschen, die ein Herz für Kinder haben.“
Vermutlich dachte die Dame, ich wolle sie provozieren, doch ich hätte es nicht ehrlicher meinen können, als ich inbrünstig antwortete: „Ich habe kein Herz für Kinder.“
29 Kommentare zu „Keine Provokation, ehrlich“
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6. Oktober 2005 um 9:52
Ich war’s nich, ehrlich! Aber ich muss das Phänomen bestätigen. Seit ich ein paar Tage zuhause bin, bekomme ich erstmal mit, wie häufig das Telefon klingelt und irgendwelche dubiose Umfrageinstitute, Versicherungen, Telefongesellschaften, Kassenlotterien (auch Computerstimmen) etc.pp. Kontakt mit mir aufnehmen möchten: mehrmals täglich! Da diese ihre Telefonaktionen aber auf die üblichen Arbeitszeiten beschränken, bekommt man als Büromensch sowas gar nicht mit… Ich gehöre ja eigentlich zu den freundlichen Menschen auf diesem Planeten, aber inzwischen werde sogar ich pampig am Telefon.
6. Oktober 2005 um 10:41
ich habe nicht mal ein kind.
6. Oktober 2005 um 10:47
ich habe nichtmal eine Telefon
6. Oktober 2005 um 12:34
Verehrte Kaltmamsell,
Ich zweifle an der Fehlprogrammierung, immer schon bei diesem Thema in diesem Weblog.
Eine, die so fein über die eigene Kindheit reflektiert, so einmalig beobachtet, die den Perspektivewechsel so gut beherrscht – die kann mit Menschen nicht erst etwas anfangen, wenn sie erwachsen sind. Aber die gesellschaftliche Korrektur der Klischees ist wohl immer noch aktuell: Nicht alle Frauen mögen automatisch Kinder (haben).
Alle werden aggressiv, wenn Kinder schreien oder toben. Im besseren Fall hält einem eine intellektuelle Korrektur im Hirn, im schlechteren körperliche Apathie vom Dreinschlagen ab. Das Ohren zuhalten ist eine sehr effiziente Lösung.
Während manche Mütter Beschwerde führenden Mitreisenden gerne über die existenzsichernde Wirkung von Kindern für die Gesellschaft erzählen (die ja nicht bestitten wird), hatte ich damals einfach nur Lust, Ohrstöpsel zu verteilen – auch mir.
6. Oktober 2005 um 12:59
Es geht auf Weihnachten zu und damit einher geht eine Anhäufung von Bettelbriefen, sei es per Brief oder Telefon.
6. Oktober 2005 um 14:06
Hi hi hi. Geht mir auch so. Plärrende Kleinkinder in der Öffentlichkeit mit offensichtlich unfähigen Erziehern lösen bei mir einen Fluchtreflex auf. Sogar in Flugzeugen.
Ganz anders wenn es bekannte Kinder sind. Die plärren auch nicht so unmotiviert. Zumindestens empfinde ich es nicht so.
Aber die Anrufe nerven mich sogar schon im Büro. Seit ich den Fehler gemacht habe meine Handynummer an eine große Versicherungsgesellschaft zu geben rufen mich freundlich-unmotivierte junge Damen jedes Vierteljahr an und wollen mich davon überzeugen wie wichtig doch ihr neuestes Produkt für die Altersvorsorge ist.
6. Oktober 2005 um 15:31
Ach, liebe Kaltmamsell – eine nahezu identische Situation hatte ich neulich während einer Bahnfahrt.
Das kreischende Kindergartenkind saß genau in der Sitzreihe vor mir und schreckte in seinem Heischen nach Aufmerksamkeit auch nicht davor zurück, mich mit seinem Spielzeug zu bewerfen.
Die ebenso überforderte wie gelangweilte Jungmutter sagte dazu nichts.
Auch nicht, als ich meinen Unmut deutlich äußerte.
Und ich habe mich die ganze Zeit über gefragt, wie man sich wohl in einer solchen Stiuation fühlen mag, wenn man nicht gerade in Begleitung zweier einigermaßen wohlerzogener Alibis ist, sondern sich quasi ungeschützt dem Vorwurf der Kinderfeindlichkeit ausgesetzt sieht.
Ich war jedenfalls recht froh, dass meine Tochter sich schon beim ersten Anzeichen eines Wortwechsels drohend aus ihrem Sitz erhob. Damit war die Sache nämlich ganz schnell erledigt – Kinder erziehen Kinder oftmals ganz effektiv.
6. Oktober 2005 um 16:49
Versuchen Sie doch mal in ähnlichen Situationen den ‘Sagrotanblick’, gefunden hier: http://blog.emilybeat.de/?p=480#comments
6. Oktober 2005 um 16:59
Nachtrag: Eben ruft mich eine Frau vom Bauer-Verlag an und bietet mir ein Lottospiel an. 13 Wochen für nur 9 € / Woche.
Auf meinem Handy im Büro. In welchem Film bin ich gelandet?
6. Oktober 2005 um 18:20
Das ist so gemein. Ich hatte noch nie so einen Anruf. Weder auf dem Handy, noch auf dem Festnetz. Nur im Büro, so die üblichen Weinhändler und so. Aber nicht so oft. Als Dorfbewohner, Ü40 und Familienvater gehöre ich wohl nicht in die Zielgruppe.
6. Oktober 2005 um 18:24
Die Mutter muss ich übrigens in Schutz nehmen: Sie versuchte während der gesamten Tobsuchtsanfälle, das Kind irgendwie zu beruhigen, zumindest zu bändigen. Sogar ich kann verstehen, dass sie das große Kuscheltier, das sie für Ablenkungsversuche verwendete, dem Brüllmonster nicht einfach zehn Minuten lang energisch aufs Gesicht drückte – obwohl ich sehr realistische Wunschvisionen davon hatte.
6. Oktober 2005 um 23:10
Ich halte mich hier schon seit dem Morgen zurück, aber nachdem die Mutter nun erwähnt wurde… kann ich mich ja outen. Ich habe drei wohlerzogene, brave Kinder und als Zugabe ein absolutes Biest, das mich zur Schamröte treiben kann. Die meiste Zeit ist sie lieb wie ein Engel, aber wenn sie richtig biestig wird, versagen alle Methoden, Kniffe und Tricks… Weder mit Konsequenz noch mit Humor oder Ignorieren oder Ablenken ist die Katastrophe dann aufzuhalten.
Ich weiß, daß mich dann alle Kinderlosen für eine komplett unfähige Mutter halten, und würde gern rufen, “aber zuhause habe ich noch drei, die sind ja SOWAS von wohlgelungen!” Die Blicke, die einen dann treffen, die sind sehr böse, und auch verletzend. Gebe ich ehrlich zu. Kinder sind Individuen und nicht mal als Neugeborene unter der 100%igen Kontrolle ihrer Eltern – und gut, daß dem so ist. Ich will ja keine verängstigten Marionetten großziehen.
Es lohnt sich für die kleinen Individuen, in der Öffentlichkeit Szenen abzuziehen, da ist einfach mehr Publikum und bis man nach Hause kommt, hat die Wut der Mutter sich soweit abgekühlt, daß die Teigrolle keine ernstzunehmende Option mehr ist.
Obwohl sie, das kleine Biest, am letzten Shabat nur knapp um die Teigrolle rumgekommen ist, so wie sie sich aufgeführt hat, als die gesamte Familie um meinen Kaffeetisch saß und die Augenbrauen hochzog! Hätte sie nicht zum Schluß ganz lieb “schuldigung Mama” gesagt….
Oh ja, ich habe auch schon in der Straßenbahn hinter überforderten Jungmüttern gesessen, die ihre kleinen Spökesmacher ignorierten, doch wesentlich öfter sah ich voller Mitleid auf rote Ohren und feuchte Augen im mütterlichen Gesicht… Mitleid, Mitleid. Denkt dran, die zahlen alle eure Rente, die brüllenden Gören (nehme jetzt ganz schnell Deckung hinter dem Sofa, weil garantiert jemand glaubt, ich hätte das ernst gemeint!!!)
7. Oktober 2005 um 7:58
Ich war ja nicht dabei. Aber ein wirklicher Tobsuchtsanfall ist eher selten. Die meisten weinenden Kinder in der Straßenbahn oder im ICE sind einfach traurig, genervt, ängstlich oder müde. Und während wir traurigen, genervten, besorgten oder müden Erwachsenen meist genug Beherrschung an den Tag legen oder einen Panzer aus Ironie, Sarkasmus und Zynismus besitzen, können kleine Kinder eben nur weinen oder schreien. Übrigens nimmt meiner Meinung nach der Anteil der unbeherrscht auftretenden Erwachsenen auch zu.
Selbstverständlich gibt es Eltern, die bei der Erziehung Fehler machen. Meist liegt der Fehler in so einem Fall aber auch einfach in der Organisation und in der Kommunikation. Unsere Kinder (*1989 und *2001) waren eigentlich immer mit Unterhaltung, Buch, Spielzeug oder Walkman (CD-Player, MP3-Player) zufriedenzustellen. Klar, es gab auch mal Geschrei. Aber wenn die Zugfahrt einigermaßen geplant ist (also auch etwas zum Essen und ein Mineralwasser und Feuchttücher mitgenommen wurden), fühlt sich der Erwachsene ruhiger und das strahlt natürlich auch auf das Kind aus. In vielen Fällen kann man beobachten, dass das schreiende Kind gerade auf den genervten Vater oder die nervöse Mutter reagiert.
7. Oktober 2005 um 8:48
Genauso sehe ich das auch, Lila und Stefan: Kinder sind halt so.
Deshalb kann ich sie ja nicht ausstehen (tut mir leid, Tanja) und halte mich möglichst weit entfernt.
(Das Rentenargument zieht bei mir nicht, da ich zum einen durch Steuern die Kinderhaltung anderer Leute finanziere, zum anderen massiv in private Altersvorsorge investiere.)
7. Oktober 2005 um 8:49
Kaltmamsells unreflektierte und selbstverliebte Agressionsgelüste gegenüber Kindern sind typisch für all die domestizierten Erwachsenen, die den ganzen langen Tag in ihren Büros herumhocken und niemals die Sau raus lassen dürfen, weil sonst der böse Chef sie schimpft.
7. Oktober 2005 um 9:07
Geht’s Ihnen jetzt besser, Herr Dr. psych. Metablogger? (Ich erwähnte schon mal, dass Sie besser woanders lesen.)
7. Oktober 2005 um 9:17
Ich möchte Ihnen ja nicht die Freude an Ihrer Altersvorsorge nehmen. Aber soweit ich das überblicken kann, ist jede Art von Altersvorsorge auf irgend eine Weise an den Fortbestand der Art gebunden :-)
7. Oktober 2005 um 9:20
Was ich damit sagen wollte: aus der “Kinderhaltung” erwachsen die Arbeiter, Angestellten, Kunden, Anleger, Mieter und Immobilienkäufer von morgen und übermorgen. Und jede Art der Altersvorsorge wird von ihnen abhängig sein …
7. Oktober 2005 um 9:28
Sie meinen also, Stefan, Kinderhasser sollten Kinder bekommen?
Ich meine, Kinderhasser wie ich nützen Kindern am meisten, wenn sie selbst keine haben, den vorhandenen nichts tun, und die Fortpflanzung anderer mitfinanzieren.
7. Oktober 2005 um 9:43
Nein, ich bin seit den letzten Diskussionen über dieses Thema auch ein wenig ruhiger geworden. Ich schätze Ihr Blog sehr und weiß inzwischen auch, aus welchen Diskussionen ich mich besser heraushalte :-)
Nur ganz allgemein: Jedes Altersvorsorgemodell ist IMHO darauf aufgebaut, dass es Nachwuchs gibt. Möglichst auch hier in userem Land, denn Kapital kann ja ziemlich flüchtig sein. Aber das würde jetzt zu weit führen, ich hab noch einen langen Tag und sehe meine Familie erst, wenn sie größtenteils schon schläft.
7. Oktober 2005 um 9:47
Und bevor ich es vergesse: es ging mir eigentlich um die Sicht des Kindes und um die Organisation der Eltern (siehe Kommentar vom 7. Oktober 2005 um 7:58 Uhr). Kinder sind nämlich über die gesamte Zeit betrachtet eher nicht tobsüchtig und laut, sondern kleine Kreative, Denker, Lernende und Baumeister. So. Nun wieder an die Arbeit :-)
7. Oktober 2005 um 12:29
Lieber Stefan, da höre ich aber einen selbstzufriedenen Vater. Es sind auch schon Kinder ausgeflippt, obwohl die Eltern sie mit CD-Player und MP3-Playern ruhigzustellen versucht haben! Und es gibt auch Leute, die darauf allergisch reagieren. Es ist auch ihr gutes Recht.
Ich liebe meine Kinder, aber ich glaube nicht, daß nun alle sich partout fortpflanzen müssen, um die Renten zu sichern. Dieses absurde Argument habe ich wirklich nur erwähnt, weil ich wußte, daß jetzt jemand damit ankommt. Wer sein Leben lang arbeitet, hat Anspruch auf Alterssicherheit. Wir stehen heute vor dem Problem, daß der Gesellschaft die Arbeit ausgeht.
Ich bin ja sehr dafür, denen, die Kinder haben wollen, diese Lebensplanung zu erleichtern, so wie es bei uns im Kibbuz praktiziert wird. Aber ich empfinde es als Privileg, in einer Gesellschaft zu leben, in der Kinderlosigkeit eine echte Option ist. Auch im Interesse der Kinder.
Liebe Kaltmamsell, ein Herz für Kinder brauchst du nicht zu haben, solange Du ein Herz für Mütter hast, reicht mir das… ;-
7. Oktober 2005 um 13:21
Pädagogik ist eine Kunst und keine Wissenschaft. Und Kinder sind eben wie große Menschen auch, unangenehm ,laut, lästig, unabhängig davon, ob man sie beschäftigt oder nicht. Sie sind halt keine Maschinen.
Und wenn man keine Kinder mag, mag man sie eben nicht. Kommt vor.
Was wären das für Mütter, wenn sie aus Staatsräson Kinder hätten, ohne sie zu lieben.Ich finde es gut, dass man sich entscheiden kann, ob man sie um sich haben will oder nicht.
7. Oktober 2005 um 15:02
“Kinder erziehen Kinder oftmals ganz effektiv.” – wohl wahr! Vor einigen Jahren diskutierte ich in einem Spielzeuggeschäft mit meinem Neffen (damals sechs Jahre alt) die Frage, weshalb er sich ENTWEDER für die Playmobil-Ritterburg ODER für das Piratenschiff entscheiden müsse, als er er sich plötzlich auf den Boden warf und in diesen Hochfrequenztönen zu schreien anfing, die Kindern dieses Alters und Erregungszustandes eigen sind. Sofort prasselten von allen Seiten Ratschläge auf mich ein: “Ordentlich eins auf den Arsch hier, dann ist aber Ruhe im Puff!” – “Einfach in den Arm nehmen und schreien lassen, dann weiß er, dass sie ihn trotzdem lieb haben!” Ich hatte ihn aber in dem Moment überhaupt nicht lieb, und während ich noch darüber nachdachte, ob und wie ich mich unbemerkt entfernen und den rotgesichtigen Giftzwerg (eine Heulboje war nix dagegen) zurücklassen könnte, pflanzte sich ein Zehnjähriger vor meinem Neffen auf, hakte beide Daumen in die Gürtelschlaufen seiner Jeans und meinte :”Boah, datt bringt gar nix, wenn man so rumkreischt wie son Määäädchen, wie peinlich!” Zack, Ruhe. Ich habe diesem Jungen ein Eis gekauft und erwerbe die Geschenke für meine Nichte und meinen Neffen nur noch in deren Abwesenheit.
8. Oktober 2005 um 2:21
ich habe das spielchen mal mit einem dreijährigen leihkind gehabt. vielleicht muß man es so sehen: das kommunikationsraster der kinder ist einfach anders: wenn sie was dringend wollen, schreien sie halt. das ist quasi ein zeichenrepertoire, das sie beherrschen.
ich habe mir gedacht, daß ich das geschrei ganz dringend NICHT mag, und habe mich daneben auf den boden gesetzt, freundlich aber laut und AUSDAUERND mit wenig pausen (schnappatmung) geschrien, daß ich das nicht mag. ich habe vom singen eine gute stimme, und schreie mich nicht so leicht heiser.
dadurch das sender- und empfänger- zeichensystem plötzlich gemeinsamkeiten aufwiesen, war eine erfolgreiche komunikation möglich.
seitdem haben wir uns wundervoll verstanden, waren dann noch ganz oft zusammen einkaufen, jedes zweite mal gabs eine kleinigkeit süßes, no problem.
8. Oktober 2005 um 8:03
Mensch, typ.o, das ist ja befreiend! Neben blutigen Gewaltphantasien löst Kleinkindgebrüll in mir nämlich den innigen Wunsch aus, zurückzubrüllen. Nur dass ich bislang dachte, das würde als Angriff angesehen, dem Kind mit noch mehr Brüllen begegnet. Aber wenn das funktioniert!
8. Oktober 2005 um 13:54
Wie schön, ich gehöre auch nicht zu der Gattung Mensch, die beim Alblick eines jeden Kindes in hysterische Begeisterungsstürme ausbricht! Warum auch? Es gibt genug von diesen kleinen Monstern, die nur die dazu gehörige Mutter lieben kann!
8. Oktober 2005 um 23:35
Die Technik des Mitschreiens hat schon Milton Erickson in seiner Hypnosetherapie angewandt – allerdings, wenn ich recht erinnere, bei einem vor Schmerzen schreienden Erwachsenen.
Der Effekt der gelungenen Kommunikation war der gleiche.
In der Therapie sagt man oft, man soll den Patienten dort abholen, wo er steht; erst einmal ein Stück weit mitgehen, um dann (passager) die Führung zu übernehmen – das scheint für Kinder ebenso zu gelten.
9. Oktober 2005 um 10:13
Liebe Lila, ich bin überhaupt kein selbstzufriedener Vater. Und ich habe bewusst die Reihenfolge Unterhaltung (im Sinne von “miteinander sprechen”), Buch, Spielzeug und dann erst Walkman (CD-Player, MP3-Player) gewählt. Den Begriff “ruhigstellen” möchte ich im Zusammenhang mit Kindern überhaupt nicht anwenden.
Zu einigen anderen Bemerkungen: Die Selbstbestimmung jeder einzelnen Frau, Kinder zu bekommen oder sich dagegen zu entscheiden, ist in meinen Augen ein ganz selbstverständliches individuelles und gesellschaftlich anerkanntes Recht. Ich bin Jahrgang ’67 und in der DDR aufgewachsen: ich habe nie etwas anderes kennengelernt. Das erklärt vielleicht, warum ich das nicht explizit in jeden Kommentar schreibe :-)
Der Begriff “Staat” ist mir in diesem Zusammenhang absolut fremd. In welchem Kommentar habe ich jemals auch nur anklingen lassen, dass Kinder aus Gründen der “Staatsraison” zur Welt kommen sollen?
Und dass eine Alterssicherung ohne nachwachsende Generationen nicht funktionieren kann, muss man doch hoffentlich nicht extra beweisen. Natürlich hat — nach Lila — jeder alte Mensch, der sein Leben lang gearbeitet hat, das Recht auf ein anständiges Leben im Alter. Das Problem dabei ist aber, dass dieses Recht erst einmal nur ein moralisches Recht ist. Er muss es auch materiell gegenüber jemandem durchsetzen können.
Lila, wenn wir das am Beispiel Eurer sehr gut organisierten Gemeinschaft sehen, in der ja nach diversen Artikel aus Deinem Blog sehr viel für die Alten getan wird: Sobald ein Zustand eintritt, in dem es immer weniger Nachwuchs gibt bzw. sobald die Gemeinschaft und der Ort auch für Zuzügler an Attraktivität verlieren, bekommt auch dieses System ein ganz gewaltiges Problem mit der Alterssicherung.