Mein Friseur versteht mich: Als ich ihn vor vielen Jahren bat, mir einen Pagenkopf zu schneiden, “eine Mischung aus 80er-Bob und Louise Brooks”, tat er genau das. Heute schlug ich vor: “Wie wär`s mal mit einem Deppenpony? Darf ruhig doof aussehen oder lustig – bloß nicht hässlich.” Und wieder bin ich mit dem Ergebnis hochzufrieden (noch kürzer ging laut Friseur wegen zahlreicher stirnnaher Wirbel nicht).
Allerdings mussten wir während des Schneidens heftig streiten, als sich herausstellte, dass mein Friseur, der beste aller möglichen, religiöse Schöpfungsmythen für ebenso valide hält wie die Evolutionstheorie. Dass er erzählte, wie er mal mit einer Wünschelrute Wasser gefunden hat, goss zusätzliches Öl ins Feuer der Diskussion (ich hätte jetzt lieber ein Bild mit dem Gegenteil von geglätteten Wogen verwendet, um im nassen Element zu bleiben, aber mir fiel keines ein).
Im EC nach Hause dann aber in ein nettes Gespräch unter Bahnfreundinnen verschiedenen Alters geraten (in Sechser-Abteilen von ECs ist nach meiner Erfahrung die Kontaktfreude der Passagiere am größten von allen Zugarten). Endlich konnte ich mal meinen Traum anbringen, die Salonwagen wieder einzuführen: Private und selbstverständlich luxuriöse Eisenbahnwagons, die an reguläre Züge einfach angehängt werden. Wär das nix?