Basitsch
Sonntag, 12. Februar 2006 um 10:48Gestern zum ersten Mal meine Wochenendeinkäufe im Münchner Bio-Supermarkt Basic am Viktualienmarkt gemacht. Beschlossen, dass er „Basitsch“ ausgesprochen wird, da es in München erheblich mehr kroatische Einwanderer gibt (2004: 25.104) als britische und amerikanische zusammen (2004: 4559 / 5074).
Die Augsburger Filiale dieser Kette besuche ich ja gerne, ausgiebig und regelmäßig nach Arbeitsende, doch dieser riesige Ableger in der Münchner Stadtmitte ist ein ganz anderes Kaliber. Im Grunde sollte er als Sightseeing-Attraktion zur Besichtigung reicher Klischee-Münchner in Touristenführern verzeichnet sein. Zwar müsste ich zum ausgewogenen Vergleich auch mal beim Käfer samstags einkaufen gehen, aber vorerst schätze ich, dass man beim Basitsch auf die begütertste Münchner Schicht trifft, die noch selbst einkauft.
Eine so hohe Dichte an Louis-Vuitton-Tascherln sehe ich sonst nur in Horden von Barbiemädels, nur dass ich an den Barbiehändchen asiatische Fälschungen vermute. Offensichtlicher Pelz geht natürlich in einem Bioladen nicht, er ist dezent als Futter des Wintermantels verarbeitet. Wenn nicht LV (was mich immer auf neues Geld schließen lässt, denn altes Geld, so habe ich mir das zurecht gezimmert, würde niemals für einen Modehersteller mit dessen Logo Reklame laufen, sondern lässt maßfertigen) dann hängt Boho-Stil von PradaDGetc. an den Schultern über der Hand, die den Kinderwagen schiebt. Und so viele Kinderwagen auf einem Haufen habe ich zuletzt in Cafés am Prenzlauer Berg in Berlin gesehen.
Eine beeindruckende Obst- und Gemüseabteilung, allein mindestens vier Quadratmeter frische Pilze verschiedenster Sorten. In diesem Bereich des Ladens findet man tendenziell Kunden mit Schuhen, die gesund sind und gleichzeitig witzig designt.
Der Basitsch am Viktualienmarkt hat die Drogerieabteilung in einen eigenen Laden im Obergeschoß ausgelagert, in dem standesgemäß 40 Prozent Fläche von Esoterikware belegt ist. Hier allerdings ist selbst am Samstag ruhiges Einkaufen möglich, weil man nur über Treppen und damit nicht mit einem Kinderwagen hochkommt.
die Kaltmamsell10 Kommentare zu „Basitsch“
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12. Februar 2006 um 11:23
“Normaleres” Publikum bietet bei identischer Größe die wunderbare Filiale in der Schleißheimer Straße.
12. Februar 2006 um 14:21
“nicht mit einem Kinderwagen” wäre vielleicht auch ein gutes Motto für eine Lesung von Kinderhassern.
12. Februar 2006 um 17:49
Oh ja, und dann wird die Lesung von bloggenden Eltern mit Kindern und Trillerpfeifen gesprengt.
12. Februar 2006 um 19:41
Auf Grund steigender Nahrungsmittelfrustration aber einer nach wie vor bestehenden Aversion gegen Ökoläden entdecke ich gerade Herrmannsdorfer für mich. Aber die beiden unterschiedlichen Käuferschichten erstaunen mich auch dort nach wie vor: Auf der einen Seite Menschen mit wenig Geld, die das aber gezielt einsetzen – auf der anderen Seite jede Menge von ihnen beschriebenes Publikum – ja, hier lässt das nahegelegene Gern und Nymphenburg schon sehr grüßen…
13. Februar 2006 um 1:18
40 % Esoterikwaren – das ist hart. Gelegentlich, wenn ich mit meiner eher seriösen Berfswahl hadere, überlege ich ja, mit derlei Sperenzchen eines Tages so gut wie beschäftigungslos reich zu werden. Scham- wie Anstandsgefühl haben mich allerdings bisher von der Verwirklichung dieses Plans abgehalten.
13. Februar 2006 um 6:56
Die (vermutlich überwiegend repräsentativen?) Kinderwagen sind womöglich ein Indikator, daß es sich primär um ein latent statusbewußtes und -bezogenes Publikum handelt. Tatsächlich gesundheitsbewußte und/oder dem alternativen Lebensstil zuneigende KäuferInnen mögen eher dem Tragetuch den Vorzug geben und sich den Nachwuchs nach Art der Naturvölker auf den Buckel oder vor den Bauch binden…
13. Februar 2006 um 13:40
Wer Kinder hat, braucht keine Trillerpfeifen.
13. Februar 2006 um 16:32
Der Basitsch ist bezüglich seiner Besucher skurril, bezüglich seiner Preise exorbitant und bezüglich seiner Kassenschlangen in der Mittagspause nicht mehr vertretbar :-) Ich nehme jetzt (wenn überhaupt) auch die Normalo – Filiale in der Schleissheimer.
13. Februar 2006 um 22:59
Ich war heute auch dort und muss sagen: Es gibt auch Leute mit nicht so viel Geld, die aber was Gescheites essen wollen! Allerdings bevorzuge ich doch eher den Vollcorner in der Holzstraße (nahe Sendlinger Tor). Nicht nur weil ich näher dran wohne. Dort nerven mich dafür manchmal die “Oko-Tussis” mit schreienden Kindern, die kein Benehmen haben (beide!). Ist auch so ein ganz eigener Menschenschlag…
14. Februar 2006 um 0:39
Wenn Du noch einmal Basitsch sagst, Leitmayerin, dann setzt es Dinkelpops. Ungesüßt!