Jetzt auch auf der Vorspeisenplatte: der Deppenpony
Donnerstag, 23. Februar 2006 um 20:32Mein Friseur versteht mich: Als ich ihn vor vielen Jahren bat, mir einen Pagenkopf zu schneiden, “eine Mischung aus 80er-Bob und Louise Brooks”, tat er genau das. Heute schlug ich vor: “Wie wär`s mal mit einem Deppenpony? Darf ruhig doof aussehen oder lustig – bloß nicht hässlich.” Und wieder bin ich mit dem Ergebnis hochzufrieden (noch kürzer ging laut Friseur wegen zahlreicher stirnnaher Wirbel nicht).
Allerdings mussten wir während des Schneidens heftig streiten, als sich herausstellte, dass mein Friseur, der beste aller möglichen, religiöse Schöpfungsmythen für ebenso valide hält wie die Evolutionstheorie. Dass er erzählte, wie er mal mit einer Wünschelrute Wasser gefunden hat, goss zusätzliches Öl ins Feuer der Diskussion (ich hätte jetzt lieber ein Bild mit dem Gegenteil von geglätteten Wogen verwendet, um im nassen Element zu bleiben, aber mir fiel keines ein).
Im EC nach Hause dann aber in ein nettes Gespräch unter Bahnfreundinnen verschiedenen Alters geraten (in Sechser-Abteilen von ECs ist nach meiner Erfahrung die Kontaktfreude der Passagiere am größten von allen Zugarten). Endlich konnte ich mal meinen Traum anbringen, die Salonwagen wieder einzuführen: Private und selbstverständlich luxuriöse Eisenbahnwagons, die an reguläre Züge einfach angehängt werden. Wär das nix?
die Kaltmamsell9 Kommentare zu „Jetzt auch auf der Vorspeisenplatte: der Deppenpony“
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23. Februar 2006 um 21:11
Noch kommunikativer und kontaktfördernder als ein EC-Abteil ist ein solcher Coupéwagen, der allerdings von Spurweite und Höchstgeschwindigkeit her nicht zum IC/EC kompatibel wäre. Die Sache mit dem anhängbaren Salonwagen ist eine schöne Vision, allein sie wird Wunschtraum bleiben: Gesetzliche Vorgaben des Eisenbahn-Bundesamtes, DB-Betriebsvorschriften und nicht zuletzt pufferzeitfreie Fahrpläne und nicht (mehr) vorhandenes Rangierpersonal entziehen solchen Gedankenspielen jegliche Aussicht auf Realisierung… Aber Stil hätte es dennoch! Vielleicht kommt man auf Umwegen doch noch dahin, indem man nämlich die Monarchie wieder im Freistaat einführt: Ludwig des II. Salonwagen steht im Nürnberger DB-Museum noch bereit, und ein neuer Regent könnte verfügen, statt sich in kleinkarierte Vorschriften zu fügen…
23. Februar 2006 um 21:23
Werte Frau Kaltmamsell, wie wäre statt “Öl ins Feuer” mit:
“… , brachte zwar nicht das Fass zum Überlaufen, war aber doch Wasser auf den Mühlen meines Wiederspruchs…”, um im nassen Element bleiben zu können?
23. Februar 2006 um 22:01
Mit dem Friseur streiten – Sie haben Mut!
23. Februar 2006 um 22:10
zonebattler: Och, die EBA- und DB-Vorschriften dürften kein unüberwindbares Hindernis sein – in deren Sinn wäre ein Salonwagen auch “nur” wie ein Kurswagen zu behandeln. Aber die anderen beiden Punkte, Fahrplan und Rangiermittel, schliessen derartige Ideen in der Tat aus.
Kurioserweise ist der Einsatz eigener (Salon-)Wagen in planmässigen Zügen im Land der unbegrenzten Versicherungssummen, den USA, durchaus möglich – es gibt mit der AAPRCO gar eine Art Dachverband der privaten Wageneigner. Allerdings ist die Gesamtzahl der dort überhaupt verkehrenden Fernzüge sehr gering…
23. Februar 2006 um 22:49
Also, um das jetzt mal zu sagen (und auch zu meinen): sieht schick aus!
24. Februar 2006 um 0:20
Prima Frisur.
24. Februar 2006 um 0:28
Mir g’fällt’s auch (ich versuche in letzter Zeit mich a bissl -oder so ähnlich- mundartlich anzubiedern:-)
24. Februar 2006 um 9:29
@blodderdrail:
Ächz – jetzt wo ich’s lese, muss ich sehen, dass ich “Widerspruchsgeist” mit “ie” schrieb. Wie unendlich peinlich! Ich möchte vor Scham im Baggersee versinken.
Deppenpony:
Ich bewunderen ihren Mut, nicht politisch korrekt zu sein. Ich hatte, allerdings nur für den internen Gebrauch – also innerhalb meines Kopfes – , gerne die Ausdrücke Blöden- oder Sonderschülerpony verwendet. Aber in diesem Zusammenhang spricht man heutzutage lieber von Menschen mit besonderer Lernmotivation.
26. Februar 2006 um 18:50
Als ersten Schritt wünsche ich mir die Speisewagen zurück…