An gscheidn Kaffäh

Mittwoch, 19. April 2006 um 13:32

Ist natürlich genau so gekommen, wie ich es vermeiden wollte.

Gestern spendierte ich dieser meiner Mini-Abteilung eine Maschine für zum lecker Espresso machen, so eine mit Kapseln. Ich mag Filterkaffee nicht besonders, etwas Anderes gibt es aber in den hiesigen Old-Economy-Büros nicht – im besten Fall aus der selbst angeschafften Kaffeemaschine, im schlechtesten aus dem Automaten. Dennoch brauchte ich vier Jahre, bis ich mich zu dieser Spende aufraffte. Erst misstraute ich dem ansonsten ungeheuer praktischen Kapsel-System – bis eine Verkostung bei einer Freundin mich überzeugte. Dann musste ich mich ja auch noch aufraffen. Kurz vor dem Ziel wäre die Anschaffung fast gescheitert, als mir der junge Verkäufermann mit Firmenschlüsselbändel in der Hosentasche erklärte, um eine Kapselespressomaschine und später Espressokapseln zu kaufen, müsse ich erst Kapselespressomaschinenclubmitglied werden. Ich echauffierte mich derart, dass mein Begleiter sich umgehend hinter ein Regal und in die beiläufige „Ich-habe-diese-Frau-noch-nie-gesehen“-Pose begab. Schließlich erkaufte ich mir den gänzlich clubmitgliedschaftsfreien Kapselespressomaschinenerwerb durch Verzicht auf einen Espressokapselgutschein über 50 Euro.

Gestern hatte ich meinen Spiel- und Probiertrieb noch im Griff. Doch schon heute, am zweiten Tag, ist es noch nicht mal zwei, und ich habe bereits fünf verschiedene Kapselfarben durchgekosten, mal als Espresso, mal als Cortado (mit ein bisschen Milch), mal als Milchkaffee. Und so sitze ich, die ich Kaffeein eh nicht besonders gut vertrage, hibbelig und am Rande der Paranoia an meinem Schreibtisch. Morgen gibt’s nur die koffeinfreien Sorten.

die Kaltmamsell

9 Kommentare zu „An gscheidn Kaffäh“

  1. KleinesF meint:

    Tröstet Sie die Tatsache, dass in der New Economy die Kaffeemaschinen ständig kaputt sind?

  2. maz meint:

    Das mit der Espressokapselclubsache, die wahrscheinlich von Beratern der Telekommunikationsunternehmen, Tintenstrahldruckerhersteller, Klingeltonanbieter etc. erdacht worden ist, kann diese Erfindung kaum toppen:
    http://www.netzeitung.de/internet/393243.html
    Wir sollten uns überlegen, ob wir nicht pro Volksmitglied 500€ (Kinder und andere Ermäßigte die Hälfte) an einen Fonds für die Industrie -oder was sich dafür hält- entrichten sollten, damit sie sich nicht immer so was Cleveres sich ausdenken müssen.

  3. Juebe meint:

    Vielleicht sollte Frau Kaltmamsell bei ihren Probierexzessen die koffeinhaltigen und die koffeinfreien Sorten besser mischen?

  4. die Kaltmamsell meint:

    Ach maz, in meiner tiefen Bigotterie gehöre ich ja in die Berufsgruppe, die genau für das Erfinden solcher infamer Ideen bezahlt wird.
    Das Ausdenken macht einen höchst machiavellischen Spaß, mit leichter Darwin-Note. Als Konsumentin allerdings verweigere ich mich dem Spiel.

  5. Michael meint:

    In Sachen Kaffeekapseldings, Pads, kurzum so Einmalporttionen mir Extragerät bin ich Totalverweigerer. Ferienwohnung war damit (Padvariante) möbliert. Sch.. geschmack und dauernd hat die Maschine rumgesaut. Bin zur Handmühle mit Holzschublade und “Selbstbrühung” zurückgekehrt; in der Arbeit nehmen wir eine grosse Bodumkanne.

  6. Luzi meint:

    wir haben mal eine lavazza maschine für das büro geleast. auch mit kapseln. hat sich richtig gelohnt. war sehr lecker kaffee. inzwischen sind wir jedoch – da die lavazza maschine so oft defekt war – auf die aldi espresso maschine umgestiegen. die ist auch toll!

  7. croco meint:

    Ich steh eher auf Saeco, mahlt selbst, brüht selbst, und der Abfall besteht nur aus dem Pulver. Seit ich die vor ein paar Jahren zu Weihnachten bekommen habe, bin ich ein Coffeinjunkie.
    Dass Sie aber eine Maschine spendieren, ist äußerts löblich.
    Bei uns auf der Arbeit steht so eine rum, die kocht den Kaffee fünf Stunden im Kreis. So schmeckt er auch.

  8. Oweh meint:

    Bei mir in der Teilzeitarbeit steht eine große »Multibona« Maschine, die – unter immenser Krachentwicklung – annehmbaren Espresso zaubert (über die sonstigen feilgebotenen Trinkprodukte breite ich rücksichtsvoll den blickdichten Mantel der Systemgastronomie).

    Der Clou ist aber die kleine Rattermaschine daneben, die – mit 12 Litern Milch pro Tag betankt – endlosen, fast heißen Milchschaum zu erzeugen vermag.

    So lässt es sich trinken! New Economy – Heuschreckenmäßig ist das natürlich alles umsonst.

  9. Sebastian meint:

    Guten Morgen und erst einmal ein Kompliment an die Großzügigkeit, den Kollegen so ein Gerät zu spendieren, das ist sehr Kaltmamsell.

    Kaffeemann bei meinem Büro ums Eck darf es nicht wissen, aber zu Hause steht nun auch so eine Maschine, da die Kaffeefrau sich weigerte, dieses Männergetüftel am einarmigen Espresso-Banditen weiter zu unterstützen. Und so finde ich es gut – wir reden von Nespresso, oder ? (Keine Werbung, nur zur Abgrenzung der wirklich unsäglichen Pads oder Tchibo-Kopisten.) Denn aller Nestle-Abneigung, Kapitalismuskritik, Müllsauerei zum Trotz ist dies ein guter Weg, immer einen guten Kaffee zu bekommen, ohne sich ständig mit Arabica-Alghebra rumschlagen zu müssen. Es sei denn, man macht es wie die Italiener: zu Hause Alukännchen, im Büro die Bar an der Ecke.

    Ich bewundere auch die Idee zum Club, mit der sie Nespresso sauber vom Nescafe getrennt haben (Münchner: Am Opernplatz kann man die Kapsel auch kaufen). Dass der Club nur eine Kundenbindungsanstalt ist, ist in Ordnung – wäre ja noch schöner, wenn diese Leute auch noch eine echte Community schaffen könnten. Ein letztes: Nachmittags zum Kuchen ist Filterkaffee die bessere Wahl gegenüber italienischem caffè, meine ich.

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