Wie Paranoia beginnt

Dienstag, 16. Mai 2006 um 10:06

Es ist noch nicht mal acht, ich sitze im Business-Kostümchen auf einem Kunstlederstuhl in einem winzigen, unmodernen Behandlungszimmer einer proktologischen Praxis und warte auf den Arzt.
Aus dem Nebenbehandlungszimmer klingen dumpf und unverständlich die Stimmen von Doktor und Patient herüber. Ein Lautsprecher unter der Decke beschallt mich energisch mit österreichischen Schunkelliedern, während ich das Interview mit David Lynch über „transzendentale Meditation“ in der jüngsten Wochenendbeilage der SZ lese.
Und plötzlich frage ich mich, ob ich gerade Teil einer unglaubwürdig grotesken Inszenierung bin.

die Kaltmamsell

6 Kommentare zu „Wie Paranoia beginnt“

  1. pepa meint:

    Schräg, echt schräg.

    Um solche Erlebnisse der dritten Art zu vermeinden, setze ich mich von Zeit zu Zeit ins eigene Wartezimmer und liege ab und zu in unseren Aufwachbetten probe.

    Aber vielleicht nutzt der Kollege das Ambiente ja bewußt zur Induktion einer Verwirrungs-Trance? Therapie in Hypnose, oder so?

  2. kid37 meint:

    Ich wäre nur skeptisch, wenn der Arzt sich als merkwürdiger Gnom mit Cowboyhut entpuppt oder die Sprechstundenhilfe die ganze Zeit traumverloren an die Wand starrt und dabei im Mund Kirschen verknotet.

  3. die Kaltmamsell meint:

    Auf der Empfangstheke der ausgezeichnet organisierten Praxis steht die passende Sparbüchse aus Porzellan: Ein alter Mann, der sich mit heruntergelassener Hose vorbückt. Der Einwurfschlitz für die Münzen befindet sich zwischen seinen Pobacken. Zählt das auch, kid?
    (Ich erfinde nichts.)

  4. Petra meint:

    …. ob der die Münzen dann wieder auspupst ;-)
    Buah ! Schunkellieder ! Alleine davon würde ich schon Dickdarm-Krämpfe kriegen !

  5. Jörg meint:

    Das ist der feine Humor, den viele Ärzte auszeichnet – besonders die aus den operativen Fächern.

  6. pepa meint:

    Meist sind die mit dem feinen Humor die gleichen, die im Op mit den Skalpellen werfen.
    (Und den Anästhesisten um Haaresbreite verfehlen, weil dieser sich noch rechtzeitig hinter das Tuch (auch “Blut-Hirn-Schranke” genannt) ducken konnte.)

    Aber ich will ja hier keine Kollegenschelte und so, nicht wahr?

Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.