Bahntipps für den Sommer
Donnerstag, 27. Juli 2006 um 14:36Jetzt, wo in Bayern (und Baden-Württemberg und Berlin) die großen Ferien losgehen, haben Sie bei Reisen auf dem Landweg die Wahl zwischen Teufel und Belzebub: Entweder Sie stellen sich mit dem Auto in einen Stau, oder Sie stellen sich mit dem Zug auf ein Gleis / ohne Zug auf einen Bahnsteig. Denn auch die Bahn leidet unter der Hitze: Weichenanlagen und Triebwagen mögen oft nicht so recht, dazu kommen Böschungsbrände, die ganze Streckenabschnitte lahmlegen.
Für das Wohlgefühl mitten in 120 Kilometer Stau vorm Brenner ist der ADAC zuständig. Nachdem die Bahn in keiner ihrer Publikationen auch nur Schwierigkeiten zugibt, geschweige denn Ratschläge anbietet, springe ich mit ein paar Tipps fürs Bahnfahren bei hitzebedingten Unwägbarkeiten ein.
1. Stecken Sie immer ausreichend Lesetoff ein. Das heißt: Nicht nur die Tageszeitung, auch nicht nur das eine Buch, das Sie gerade lesen. Planen Sie ein Druckerzeugnis zur Reserve ein, das Sie für mindestens 90 Minuten unterhält.
2. Packen Sie eine Flasche Wasser ein, auch für kurze Fahrten. Vielleicht auch gleich zwei, wenn Sie als Wasserspenderin lebenslange Dankverpflichtungen auslösen möchten.
3. Nehmen Sie auf Fahrten mit der Regionalbahn einen kleinen Fotoapparat mit. Vielleicht bleibt Ihr Zug im Abendlicht „wegen eines Feuerwehrgroßeinsatzes für unbestimmte Zeit“ in einer besonders pittoresken Gegend stehen. Dann können Sie aus dem geöffneten Fenster fotografieren. Oder das Fenster selbst.
4. Wenn Sie gerne Musik, Hörspiele oder Hörbücher hören, nehmen Sie ein handliches Wiedergabegerät mit Kopfhörern mit. Nicht nur können Sie eventuelle zusätzliche Fahr- und Stehzeiten erbaulich nutzen; die Ohrstöpsel schützen Sie auch davor, die Echauffage einiger Paris-Hilton-Prolls wahrzunehmen.
– Zum Zugführer: „Wir haben seit ZWEI STUNDEN nichts mehr getrunken! Sie könnten wenigstens jemanden mit Wasser kommen lassen. Das THW oder so.“
– Ins Handy (1): „Ja, keine Ahnung, wahrscheinlich noch ewig, bis Mitternacht oder so. Keine Ahnung, Mensch, die sollen halt ein Evakuierungsteam schicken oder so.“
– Ins Handy (2): „Ja, hallo, ich bin’s wieder, wir stehen immer noch.“
– Ins Handy (3): „In Afrika is des anders, dene is wurscht, wenn der Busch brennt.“
Wenn Sie Ihre Musik allerdings am liebsten laut hören, achten Sie darauf, dass Sie nicht in der Nähe dieser Frau zu sitzen kommen:
Diese würde Sie mit einem derart fratzenhaft gekünstelten Lächeln bitten, die Musik leiser zu machen, dass es Sie bis in Ihre Träume verfolgt (zumindest ist es darauf angelegt).
5. Nicht zur Nachahmung empfehle ich meinen gestrigen Versuch, mir die Zeit durch das Anpöbeln hysterischer Fiffis zu vertreiben. Bereits die erste schneidende Seitenbemerkung zu einer brunsdummen, lauten Handyfoniererin brachte mir neben dem Klassiker „blöde Kuh“ Herzrasen vor Aufregung ein. Bevor ich mich vom einfachen Pöbeln gar zu einer richtigen Rauferei hocharbeiten kann, sollte ich erst mal Streiten lernen, und das in einer vertrauten Umgebung.
die Kaltmamsell6 Kommentare zu „Bahntipps für den Sommer“
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27. Juli 2006 um 15:26
Raufereien, Frau Kaltmamsell, sollten Sie aus Ihren Erwägungen streichen. Viel zu heiss. Schneidende Bemerkungen kosten definitiv weniger Schweiss. Reiner Selbstschutz also. – Von dem allfällige nicht ganz strunzblonde Sitznachbarn auch noch etwas haben.
27. Juli 2006 um 16:04
Noch zwei ernsthafte Tipps:
1 – Nutzen Sie auf Fernreisen die Tagesrandverbindungen, morgens um 6.00h los, abends erst mit dem letzten ICE ankommen – berechtigte Hoffnung, dass noch keine Verspätungen durch Buschbrände, Suizid, Baustellen oder andere technische Probleme entstanden sind.
2 – Führen Sie ein Fußdeospray mit. Weniger für sich selbst, sondern für die lieben Mitreisenden, die nicht zögern, ihre völlig verschwitzten Füße in ecklig-dreckigen weißen ‘Arzt’socken aus den Turnschuhen zu ziehen und auf dem Sitz gegenüber (genau, ihr freier Nachbarsitz) auszustrecken. Ein schneller Zisch aus der Dose und zumindest ein (Geruchs)problem ist gelöst.
Gute Fahrt allerseits!
27. Juli 2006 um 16:51
*lachtlautauf*
das in punkt 5 beschriebene problem kenne ich nur zu gut, schließlich ist in vergleichbaren situationen mein gehirn derart intensiv damit beschäftigt, mein vegetatives nervensystem wieder unter kontrolle zu bekommen, dass für die anlieferung geschliffener bösartigkeiten an mein sprachzentrum keine kapazitäten mehr frei sind !
27. Juli 2006 um 19:41
ich hab Ihnen doch gar nicht gegenüber gesessen ;=)
aber ich hätte auch ein ganz ungekünsteltes Gesicht aufgesetzt bei meiner Bitte, diese blöden Krachmacher leiser zu stellen
bis zur nächsten Bahnfahrt!
27. Juli 2006 um 22:01
Noch ein Vorschlag: einfach Wegsinken. Dazu brauchts Oropax oder vergleichbare Stöpsel und ein Nackenhörnchen. (Ich hab eins zum Aufblasen, also winzig zum Mitnehmen, und gegens Schwitzen wickle ich ein Tuch rum) Die ganze Gschicht schön verschlafen, wann hat man sonst schon Zeiten, in denen man nichts erledigen KANN!
Ihr Blog ist übrigens mein Sahnehäubchen zum Frühstückskaffe.
29. Juli 2006 um 17:58
Das ist aber ein hübsches Kleid, Frau Kaltmamsell!