Frühstückslektüre: Interview mit Kathrin Passig
Sonntag, 16. Juli 2006 um 7:59In Wirklichkeit ist es natürlich so: Ich suche mir meine Bekanntschaften nur danach aus, ob ich mit ihnen angeben kann. Durch die Bloggerei ist die Suche erheblich einfacher geworden. Zum Beispiel: Jetzt kann ich sagen, dass ich schon mal mit jemandem spazieren war, die schon mal mit der aktuellen Bachmannpreisträgerin in den Urlaub gefahren ist. Dadurch spare ich mir die Mühe, selbst etwas Ruhmreiches zu produzieren.
Bei Herrn ix habe ich den Link zu einem Interview mit dieser Bachmannpreisträgerin, Kathrin Passig, gefunden. Das ist herzerfrischend und deshalb genau das Richtige für den Sonntagmorgen. Vielleicht mögen Sie ja die Brandenburgischen Konzerte dazu auflegen.
Interview Teil 1
Interview Teil 2
Interview Teil 3
Meine Lieblinsstellen:
8 Wofür steht Klagenfurt?
Früher habe ich mir Klagenfurt immer als etwas Altes und Staubiges vorgestellt und mir deshalb auch nie einen der Wettbewerbe im Fernsehen angesehen. (…) 2005 bin ich schließlich hingefahren und war überrascht, dass das eine extrem unterhaltsame Veranstaltung ist. (…)
Im Fernsehen merkt man das nicht, vor allem, wenn man es sich alleine ansieht. Aber als soziales Ereignis und als Mischung aus Badeurlaub und Literaturveranstaltung ist das toll.12 Bleiben Sie jetzt bei der Literatur?
Muss ich ja. Die Verlage fordern das, weil sich die Bücher offensichtlich gut verkaufen, wenn vorne «Bachmann-Preisträgerin» draufsteht. (…)
Ich fühle mich außerdem ein wenig verpflichtet. 25.000 Euro Preishonorar sind viel Geld. Ich fände es unanständig, das Geld zu nehmen und dann zu sagen: «Das war’s – Literatur geht mich jetzt nichts mehr an.»27 Das Aufnahmegerät muckt ein bisschen. Mache es mal aus und wieder an. So, Band läuft wieder…
Sie sind der erste Journalist, der hier mit einem Aufnahmegerät aufläuft, das auf der Höhe der Zeit ist. Das freut mich.
(…)
Was ich mit Technik verbinde, ist Weltverbesserung. Ich glaube sehr fest und gerne daran, dass es für jedes soziale Problem eine technische Lösung gibt. Und die Suche nach diesen Lösungen interessiert mich.32 Je genauer man sich Ihre Texte anschaut, desto häufiger begegnen einem Begriffe wie Wissen, Halbwissen, Unwissen. Was bedeutet Ihnen Wissen?
(…) Ich bin so eine Art Wissensstaubsauger und schnorchle jeden Tag in den Internet-Fundstücken. Irgendwann kann man sie wieder gebrauchen und manchmal lassen sie sich sogar zusammenfügen.36 Hat Literatur etwas mit Wissen zu tun?
Mir hat es Spaß gemacht, in «Sie befinden sich hier» lauter falsche Dinge rein zu schreiben. Einfach als Entspannung nach den vielen vorangegangenen Sachtexten. In der «Riesenmaschine» ist es mir oft unangenehm, wenn da was Falsches steht, obwohl zehn Leute den Text gelesen haben. Wegen des Bachmanntextes bekomme ich jetzt Zuschriften wie «Frau Lehrer, ich hab da jetzt nen Fehler gefunden!» Lustig, denn das ist ja alles Absicht. Das war zur Abwechslung mal ganz schön.
Die allerschönste Passage am Schluss lasse ich Sie aber selbst entdecken.
die Kaltmamsell2 Kommentare zu „Frühstückslektüre: Interview mit Kathrin Passig“
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17. Juli 2006 um 15:00
Hasenkanninchen ist toll.
Aber am meisten gefällt mir die Antwort auf Frage 29 …
20. Juli 2006 um 13:56
Hallo,
Ich war bei der vorgestrigen Lesung von Kathrin Passig und Clemens Meyer im Literaturhaus München. Sie auch?
Im Mit-Bachmann-Preisträgerin-Angeben kann ich Sie übrigens locker übertreffen. Mein Mann ist ihr früher ein paar Mal auf Parties über den Weg gelaufen und ich selbst habe eines ihrer Bücher persönlich zugeschickt bekommen ;).
Liebe Grüsse,
Jessica