Ichweißichweißichweiß, nix Neues. Trotzdem muss ich mich aufregen.
Ich weiß noch, als wäre es gestern gewesen: Der Eintritt von Trecking-Sandalen in mein Blickfeld. Und das war, nachdem ich gedacht hatte, Birkenstock-Schlappen selbst an den Füßen hübscher Madrileninnen Mitte der 90er seien der Tiefpunkt in der westlichen Fußbekleidung. Doch dann kamen diese Gebilde, die in einem vorher nie dagewesenen Ausmaß aus einem Fuß ein flaches Körperende machten, das ich in die ästhetische Gesamtbetrachtung auf keinen Fall einbeziehen wollte. In der Folge wunderschöne Touristinnen in der Fußgängerzone, mit kurzem Rock über den gebräunten Beinen und Flatterhemdchen drüber, doch ganz unten – ein Plastikdeckel mit Textilgummiriemen. In schlimmen Fällen gab es diese Trecking-Sandalen an Bergfexen oder Körnerzählern auch im Winter, dann mit Wollsocken als Isolierung.
Doch da war noch Platz für eine weitere Eskalationsstufe nach unten.
Schon immer unterschied sich der Sommerurlaub am Strand durch seine typische Kleidung vom Rest des Jahres und vom sonstigen Zuhause: Wir trugen zum einen Badeanzug / Badehose / Bikini, zum anderen superbillige Schaumstoffscheiben mit einem Zehenriemen aus Gummi. Diese trugen wir allerdings selbst in Sommerurlauben ausschließlich auf dem Gang zum und vom Strand. Zum Einkaufen, abends ins Restaurant oder auf Stadtbesichtigungen wechselten wir die Badelatschen gegen anständige Schuhe: Sandalen nämlich. Oder ab den 80ern Espandrillos.
Bis… ja, bis vor fünf Jahren die Badelatschen aus den Urlaubsgebieten mit Sandstrand ausrissen und sich an die Füße von Stadtbewohnerinnen hefteten. Verraten hat sie zunächst das unverwechselbare Geräusch, das das Gehen in diesen Badelatschen verursacht: Schlurfschlapp, schlurfschlapp, schlurfschlapp. Drehte ich mich zur Geräuschquelle, sah ich immer, immer jemanden mit einem Gang von solcher Unvorteilhaftigkeit, dass er jede sonstige Gesamterscheinung überschattete: Badelatschen machen hässlich. Man kann sie noch so penetrant Flipflops nennen: Jeder Mensch schlurft in Badelatschen, als hätte er einen schmerzhaften Hüftschaden. Am wenigsten fällt das noch in der Gangart „Schlendern“ auf – das wird durch Badelatschen lediglich zu einer Art Schlingern. Doch jede höhere Geschwindigkeit ist das Gegenteil von Eleganz, in welcher Definition auch immer. Fast wieder herzerfrischend komisch allerdings ist der Anblick von Latschenträgerinnen, die versuchen zu rennen: Die hektische Bewegung mit steifen Beinen und verkrallten Zehen könnten auch zu jemandem gehören, der soeben einen Schuss in den Oberschenkel abbekommen hat.
Außerdem schaden Badelatschen der Karriere.
Früher (früher!!!) gab es ja im Sommer noch Barfußläuferinnen, meist mit besonders geschmeidigem oder beschwingtem Gang. In Badelatschen ist eine solche Bewegungsform unmöglich: Das Ersatz-Schuhwerk sitzt so locker am Fuß, dass es dort nur durch Schlurfen überhaupt hält.
Auch sonst war es durchaus sinnvoll, dass der Gebrauch dieser billigsten aller Badelatschen ursprünglich auf die kurze Urlaubssaison beschränkt war: Die Dinger sind alles andere als haltbar. Bis zu einem sichtbaren Auslatschen hat sie früher ja auch niemand getragen. Doch heute muss ich nicht nur das Schlurfschlapp und den Gang der zahllosen Schlappenträgerinnen ertragen, sondern auch den Anblick runtergetretener Badelatschen-Fersen in Pastelltönen oder gleich so ausgelatschener Latschen, dass der halbe Fuß der Trägerin Asphaltkontakt hat.
Bitte, bitte, liebe Modegöttin: Lass dieses Geräusch verschwinden, lass Badelatschen uncool werden und zurückkehren in ihre Heimat – an den Strand.
Laterales Apropos:
Seit ich bei Martina Kink las:
Spitzen-BHs unter hautengen Lycra-Tops sind auch nicht sexy, es sieht aus, als wäre der Busen auf einem geklöppelten Kissen eingeschlafen.
muss ich ständig daran denken…
(Und wehe, wenn Du die unseligen Leggings-Wiedergänger auch noch förderst!)