Archiv für August 2006

Englandurlaub 2006 – Tag 2, Fortsetzung

Samstag, 12. August 2006

Selbst eine fast 24 Stunden andauernde Reise-Appetitlosigkeit lässt sich durch eine ausgiebige Dusche, Cremen, Frisieren, Schminken und hübsche Kleidung in den Griff bekommen.

Endlich hungrig steuerten wir gestern ein schönes, vegetarisches Restaurant an (vielleicht wird das hier eine groß angelegte Verteidigung der englischen Küche; vegetarisch können die auf der Insel schon sehr lang besonders gut): Food for friends. Dort stand auf der Tageskarte:
„Walnut Crusted Somerset Goat’s Cheese Crotin w slow roasted on the vine cherry tomatoes and a delicious rocket & cheese pesto“
Las sich gut, sah wundervoll aus, schmeckte ausgezeichnet.

crotin.jpg

Englandurlaub 2006 – Tag 2

Freitag, 11. August 2006

brighton_day2.jpg

Wir haben es nach Brighton geschafft. Das erste Mal im Liegewagen übernachtet (nicht so unbequem wie erwartet, mit im Sechserabteil zwei Frauen mit ähnlichem Schicksal wie wir und ein finnisches Interrail-Pärchen), das erste Mal unterm Ärmelkanal durchgefahren.

Englandurlaub 2006 – Tag 1

Donnerstag, 10. August 2006

eigentlich_england-001.jpg

„Ja sowas,“ werden Sie sagen, „das sieht doch eher aus wie der Münchner Gärtnerplatz denn wie England!“
And you couldn’t be more right.

Die Drecksterris haben unseren Urlaubsbeginn ordentlich durcheinander gebracht. Einmal München Flughafen hin und zurück – weiter sind wir nicht gekommen. Denn, Sie werden es mitbekommen haben: Ganz offensichtlich haben die Fluggesellschaften unsere Sicherheitsgebühren, die bekanntlich dazu dienen, Attentäter per Bestechung vom Attentun abzuhalten, nicht rechtzeitig weitergegeben. Und jetzt geht erst mal nichts mehr.

Zwar hat British Airways unseren Flug auf morgen früh umgebucht, wollte aber lieber nicht versprechen, dass London morgen überhaupt wieder angeflogen wird.
Da wir wirklich, wirklich Urlaub in England machen wollen und das Hotel bereits seit Anfang des Jahres für den jetzigen Termin gebucht ist, schwenkten wir auf die Bahn um. Gegen ein Heidengeld haben wir jetzt Tickets für den Nachtzug. (Ich als Terri hätte ja genau so ein Szenario als Falle geplant und würde mich jetzt auf den Tunnel unterm Kanal konzentrieren, durch den wir alle durchmüssen.) Von mir aus lasse ich mich auslachen, aber es mildert meinen Ärger tatsächlich zu wissen, dass mir zumindest bloggenswerte Abenteuer bevorstehen.

Um unseren ersten gemeinsamen Urlaubstag seit über einem Jahr trotzdem zu genießen, gingen der Mitbewohner und ich lecker Mittagessen – dann eben in München im Seven Fish (Flashalarm!). Es gab sehr feine Sellerie-Zitronengrassuppe mit Krebsfleisch und Koriander:

eigentlich_england_suppe.jpg

Dann Tandoori-Pangasius auf Erbsenpüree mit Safranschaum (ein wenig zu viel Würze für den zarten Fisch, aber insgesamt eine gute Idee).

eigentlich_england_pangasius.jpg

Abwesenheitsnachricht

Donnerstag, 10. August 2006

Vielen Dank für Ihren Besuch. Ich bin bis 17. August außer Haus und werde mich nach meiner Rückkehr wieder melden. In dringenden Fällen wenden Sie sich bitte an meine Kollegen.

(Off to England, Einträge nach Lust und Laune.)

Anecdotal evidence

Mittwoch, 9. August 2006

Und weil wir gerade dabei sind, empfehle ich als Lektüre, was Frau Eurotrash zu einer ganz bestimmten Art von Haartracht zu sagen hat. Und zu den alkoholisierten Ausfällen von Mel Gibson.

Django Schnipp

Mittwoch, 9. August 2006

Periodisch sind Friseurbesuche ja eines der Standardthemen in diesen unseren Web-Notizbüchern. In New York hat sich kürzlich Frau Eurotrash beweisen lassen, wie gut ihr braunes Haar steht, Frau elle wiederum ist nun bis in die Haarspitzen in ihrer neuen Wohnstadt angekommen.

Fehlt noch meine aktuelle Friseurgeschichte, die mindestens ebenso große Relevanz für den Weltfrieden hat (Ironie beiseite: Wenn jeder / jede eine Frisur hätte, mit der er oder sie so richtig zufrieden ist, lebten wir aus den verschiedenen Implikationen tatsächlich in einer besseren Welt. Meinen Sie nicht?).

Mit meinem, dem besten aller möglichen Friseure, habe ich mich ja verstritten. Denn Eitelkeit hin oder her: Von einem Antisemiten lasse ich nicht meine Kundenzeitschrift layouten (ganz andere Geschichte, passte aber grad her), und von einem Evolutionsleugner nicht meine Haare schneiden.

Vor drei Monaten nutzte ich einen im Vorbeilaufen vertrauenswürdig aussehenden Laden (keine Pokale, keine Rundbürsten, keine Frisurfotos an den Wänden, dafür originelle Gestalten als Personal). Doch schon als die Haarschneiderin betonte, sie mache „ja lieber weiche Übergänge“ und als sie dann von Anfang an sowie ausschließlich die Effilierschere benutzte, wusste ich, dass das keine dauerhafte Geschäftsbeziehung würde.

Dann entsonn ich mich, dass Herr Mo mal über einen Friseur in meiner Wohnnähe gebloggt hatte, der sich gut gelesen hatte (danke nochmal für den Tipp!). Selbigen testete ich gestern – und bin hochzufrieden. Der junge, ein wenig großmäulige Mann, der sich um mein Haupthaar kümmerte, hatte kundige Ideen, setzte sie sehr sorgfältig mit diversen Scheren und Messern um, und er hielt dabei meist die Klappe. Das Ergebnis macht mich gut aussehen. Das alles stimmt mich hoffnungsfroh.

Sehr merkwürdiges Detail an meinem vielleicht künftigen Stammfriseur: Wenn er zu einem Werkzeug griff – Kamm, Messer oder Schere – wirbelte er es erst mal wie einen Colt im Spaghettiwestern um die Finger. Immer. Jedes Mal. Ernsthaft.

Anders

Montag, 7. August 2006

Der kleine Bub in der Regionalbahn auf der anderen Seite des Ganges ist schon besonders lebhaft – doch auf eine Art und Weise, die nicht mal mich Kinderhasserin stört. Etwa drei Jahre ist er alt, schwarzlockig, rundgesichtig, dunkelbraunhäutig. Er plappert in erstaunlich frühreifem Hochdeutsch Beobachtungen auf seine zarte, alabasterhäutige Mama ein. Sie lässt ihn gewähren, hat dennoch immer ein Auge auf ihn.

Jetzt hat er entdeckt, dass in der Sitzgruppe hinter ihm plaudernde Kinder sitzen, zwei blonde Mädchen im Grundschulalter. Der Bub stellt sich auf den Sitz, seine Mama hält ihn, und er lugt zwischen den Kopflehnen zu den Mädchen. Sie bemerken ihn und binden ihn sofort in ihre Plauderei ein. Der Bub juchzt.

Die Mädchen stellen ihm Fragen: „Wie heißt du?“ „Wie alt bist du?“ „Magst du mal beißen?“ Ein wenig schüchtern antwortet er zwischen den Lehnen hindurch, aber sorgfältig und wohl artikuliert, um ihr Wohlwollen bemüht, über ihre Aufmerksamkeit erfreut. Ein paar Mal geht der Austausch hin und her. Doch dann schweigt der Kleine ratlos, immer noch lächelnd; er weiß nicht, was jetzt von ihm erwartet wird.
Eines der Mädchen hat gefragt: „Und aus welchem Land kommst du?“