Zauberer sind uncool, oder? Nicht dass ich mir einbilde, ich hätte es mitbekommen, wenn sie cool geworden wären. Selbst würde ich mich auch gar nicht mit Zauberern beschäftigen, wenn ich nicht einen Herrn in der näheren Bekanntschaft hätte, der nicht nur selbst diplomierter Zauberer ist (als hauptberuflicher Mathe- und Physiklehrer – was wäre ich gern mal Mäuschen im Klassenzimmer), sondern mich hin und wieder auch in Zaubershows berühmter Kollegen mitnimmt. Das geht so: Dieser Herr, ein breitnackiger Niederbayern mit Nickelbrille, erzählt mir von der Veranstaltung, schon ganz hibbelig vor Aufregung, und fragt mich dann, ob ich mitwill. Ein gedehnter oder gar fragender Blick hilft dann als Antwort gar nicht, „Des is fei toll! Ehrlich!“ und seine vor kindlicher Begeisterung leuchtenden Augen müssen zur Überzeugung reichen.
Live ist Zauberei wirklich faszinierend (gehen’S mir weg mit amerikanischen Zauberern im Fernsehen; ein kluger Mann hat mal gesagt: „Ein Zauberer im Fernsehen ist wie ein Bauchredner im Radio.“), das wusste ich spätestens, seit ich mal einen Close-up-Zauberer auf einer Firmenfeier erlebte: Der Mann zeigte auf Tuchfühlung unbegreifliche Kartentricks und verteilte den Schmuck der Umstehenden neu, ohne dass sie etwas gemerkt hätten.
Fast schon abgefahren war die Veranstaltung im Hilton-Hotel im Englischen Garten: 19.30 Uhr Abendessenbuffet, um 21 Uhr „Round Table Magic“ von Jörg Alexander (den man in magischen Zirkeln wohl sehr kennt). Am Abendessen (mei, Kettenhotel halt) faszinierte mich die Hintergrundmusik: Stellen Sie sich vor, sie würden einen Film in einem edlen Hotelrestaurant spielen lassen – welche generische Hintergrundmusik würden sie wählen? Genau. Ich wette, in Dubai klänge es nicht anders.
Zur eigentlichen Show wurden wir in den angrenzenden Wintergarten geführt. „Round Table Magic“ ist im Grunde auch Close-up, nur mit mehr Zuschauern: An einem großen Tisch sitzen schon mal zehn, hinter ihnen steht eine zweite Stuhlreihe, wieder dahinter auf einem Podest nochmal eine. Insgesamt guckten also etwa 35 Leute zu, wie Jörg Alexander gefällig plaudernd am Tisch eine Stunde lang Dinge tat. Karten spielten dabei die größte Rolle, aber auch geliehene Ringe und eigene Schnürsenkel, Sternzeichen,Telefonnummern, Münzen. Unabdingbarer Bestandteil der Show auch das ältere Paar hinter mir, das regelmäßig stichelte „das soll er mal ohne Tuch machen“ oder „pah, das gibt’s doch gar nicht“. Der Rest guckte mit großen Kinderaugen, der näher bekannte Herr saß neben mir und feixte vor Begeisterung durchgehend und im Kreis. Das machen wir wieder.