Diätterror – die Serie (13): Nix gwieß woaß ma net
Samstag, 25. November 2006 um 13:04Wieder ein ausführlicher Artikel, der meine Hoffnung nährt, der Ernährungs- und Diätterror unserer Gesellschaft könnte endlich Genuss und Entspannung weichen: “Einfach essen” in der Zeit. Gegen die Erfüllung meiner Hoffnung spricht die Konsequenz der einzigen drei belegbaren Ernährungsweisheiten:
»Esst weniger. Bewegt euch mehr. Und esst reichlich Obst und Gemüse.« Damit lassen sich keine Diätbücher verkaufen. Im Gegenteil, es macht die meisten davon überflüssig.
via brainfarts
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die Kaltmamsell8 Kommentare zu „Diätterror – die Serie (13): Nix gwieß woaß ma net“
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25. November 2006 um 13:46
Ah, ich wusste gar nicht, dass die Zeit manches erst nach einer Weile online stellt. Dann kann ich’s ja auch verlinken, danke. (Der Inhalt spricht mir sowieso aus dem Herzen.)
25. November 2006 um 14:09
Es ist dieser riesen Wirtschaftszweig, der mittlerweile hinter dem Thema „Essen & Trinken“ steht. Unternehmen, für die – genauso wie Zigaretten- und zum Teil auch Pharmaindustrie – die Einnahme als gute Entschuldigung dafür halten darf, dass sie dafür sehr bewusst Menschen in Krankheit bzw. in den Tod treiben…
Aber wir wissen das – und tun im Grunde nichts dagegen. Wir halten alle den Finger in letzter Zeit auf dicke Kinder gezeigt. Und wir haben dennoch nicht in der Schule das Thema Sport revolutioniert. Kinder müssen immer noch unter einem völlig veraltenen Schulsportplan leiden, der immer noch darauf ausgelegt ist, die „Gewinner“ zu ermitteln und die „Verlierer“ zu demotivieren, anstelle auch diesen „angeblich sportlich unbegabten“ Kindern die Chance zu geben, sich ihre Lieblingssportmethoden zu erwählen und darüber – nämlich einem Erfolg – sich den Spaß an den anderen Sportarten zu erarbeiten. Und ich weiß auch immer noch nicht, warum nicht in den Schulen viel mehr Sport unterrichtet wird als diese läppischen zwei Stunden in der Woche und warum Schulsport immer noch so wenig Spaß machen muss, das sich Mädchen ständig mit Menstruationsbeschwerden raus reden müssen oder ein körperlicher Krankheitszustand als glücklicher Umstand empfunden wird, damit man dem Sport für eine Zeit x endlich entgehen kann.
Wen über ganze Generationen hinweg in einem Land Bewegung als eines der höchsten Übel ihres Lebens begriffen wird, dann läuft doch etwas komplett falsch!
Und Unternehmen wie Wurger Kind und McDoof hätten längst schon mit einer hohen Gesundheitssteuer belegt werden müssen.
25. November 2006 um 19:09
Es ist ja alles noch viel schlimmer. In unserem Tennisclub muss der Trainer (bzw. die Mitglieder, die sich in der Jugendarbeit engagieren) den ca. 5 bis 7jährigen, die in unseren Verein kommen, um Tennis zu lernen, beibringen, wie man rückwärts läuft. Das ist kein Witz. Es kommen 7jährige Kinder auf den Platz, die wirklich nicht rückwärts laufen können, ohne hinzufallen. Das muss mittlerweile richtiggehend vorgemacht und eingeübt werden. Es ist übrigens verdammt schwierig, etwas zu vermitteln, was man selber nie lernen mußte. Weil man es sich durch ausreichend Bewegung an frischer Luft quasi von selbst angeeignet hat. Nu erklär mal “rückwärts laufen”. Press Back Button?
26. November 2006 um 12:17
Hm, einfach essen… Beim Lesen dann aber wird’s schon wieder kompliziert, weil auch hier am Ende wieder nur Studie gegen Studie gestellt wird. Wie die Welt halt so aussieht, wenn man lieber Essen studiert statt Kochen gelernt hat. Ich verlasse mich lieber auf Metzger und Gemüsefrau. Böses Vorurteil: Diese ganzen Januar-Diäten in den Frauenzeitschriften kommen daher, weil die Ernährungsfachleute sich dort wenigstens einmal im Jahr wissenschaftlich fühlen wollen, nachdem sie uns einen Monat zuvor mit ihren Butterplätzchen dafür weichgemacht haben. Schreckliche Wahrheit: die Januarhefte laufen immer am besten.
Ich fände es aber auch schön, wenn wir es nicht den Verlagen, der Schule, der Industrie oder sonstwem überlassen würden, ob wir oder unsere Kinder fett und faul werden oder nicht. Sondern uns selbst drum kümmern. Und es dann auch mit Würde tragen können, wenn am Ende trotzdem fett und faul herauskommt.
26. November 2006 um 13:45
In einer Welt ohne Fette und Faule möchte ich auf keinen Fall leben, da gebe ich Dir Recht, Sebastian. Vor allem aber, und das macht den Artikel so interessant, sind belegbare Empfehlungen offenbar nahezu unmöglich. Die oben zitierten sind wohl die einzigen sicheren, bei allem Anderen steht Studie neben Studie.
(Schrieb sie, während sie ihr Mittagessen löffelte: grüne Paprika, Salatgurke und Stangensellerie kleingeschnippelt, mit einem Becher Hüttenkäse, fettem Joghurt, etwas Leinöl, Salz und Pfeffer vermischt – sehr lecker.)
(Über die immer gleiche Themenfolge mit Diät im Januarheft habe ich mich schon als 16-Jährige per Leserbrief bei der Brigitte beschwert.)
(Ich sollte mir diese Klammern abgewöhnen.)
26. November 2006 um 15:39
Genuß und Entspannung beim Essen, das wäre schön. Ich habe ja schon länger den Verdacht, dass verschiedene Menschn auch unterschiedliche Ernährung brauchen. Und jemand, der alt genug ist, um den ersten Boom der Atkins-Diät-Welle mitgemacht zu haben, sollte auch wissen, dass die Leute auf Dauer davon auch nicht dünenr geworden sind.
Ich war leicht deprimiert, als ich letztens das erste Mal seit langem wieder in einer dieser Riesenbuchhandlungen war und die riesigen Tische mit Diätbüchern gesehen habe. Ich habe wirklich keine Lust mehr, mir vorschreiben zu lassen, auf was ich Appetit haben sollte (und mich in Restaurants abschätzend anschauen zu lassen, ob ich die Lizenz zum Nachtischbestellen habe).
Ich bin es so leid, dieses “Iß dies, das ist gesund” oder wie letztens jemand sagte “Ach, da fühlt man sich doch richtig gut, wenn man weiß, daß man was Gesundes gegessen hat.” Oder bei Leuten ein schlechtes Gewissen auszulösen, weil man Müsli zum Frühstück mag.
Ich bin es leid, aber loslassen tut mich das Thema auch nicht.
26. November 2006 um 19:50
Wird Zeit für eine Diätparodie, oder? So phantomartig, dass es keiner merkt und die Leute trotzdem damit abnehmen. Der Anti-Fröhlich also. Wird dann nur leider ein Megaseller – der es aber immerhin als erstes Diätbuch auf die Spiegelliste schafft. (Wenn die denn das beim Spiegel merken. Mit dem Humor, meine ich.)
29. November 2006 um 20:23
@creezy
Ich finde es auch gut, wenn uns der Staat zukünftig vorschreibt, was wir essen sollen. Genau so, wie er uns die Lust auf Tabak mit packungsgrossen Aufschriften wie “Smoking kills” verleiden möchte. Und nächstens steht auf Rotwein drauf, dass der Genuss von Alkohol Familien zerstört. Und die staatliche Kindergärtnerin soll mich zu Sport anleiten. Da wir ja heute nicht mehr von äusseren Feinden umgeben sind, könnten wir den Wehrdienst doch durch 12-monatige Lebenserziehung ersetzen. Allerdings: Das braucht es doch gar nicht. Der Staat soll uns einfach durch’s Leben führen, dann kommt schon alles gut. Der Staat soll uns einen Job garantieren, ein Einkommen, welches ein auskömmliches Leben garantiert und dann soll der Staat alle Risiken übernehmen, von der Wiege bis zur Bahre. Und natürlich soll der Staat dafür sorgen, dass es auch ja niemanden gibt, der ein zu hohes Einkommen bezieht, weil dies den Rest der Bevölkerung nur neidisch macht. Und irgendwann sorgt der Staat auch dafür, dass wir gar nicht mehr an Burger King denken wollen, weil wir das ja nicht gut finden dürfen. Und diejenigen, die es trotzdem tun, werden eingesperrt. Das hatten wir doch alles schon einmal…