Einkaufsglück

Samstag, 4. November 2006 um 10:24

Ich muss an der kurzen Fleischtheke schlangestehen und warten. Das ist mir ganz recht, so kann ich mir in Ruhe die Ware ansehen: Ein wenig Lamm, dicke Hühnerbrüste, viel schönes Rind. Der junge, kräftige Metzger trägt blonden Schnauzer und auf dem fast kahlen Kopf einen lustig ausrasierten Haarstreifen. Er berät die beiden alten Damen vor mir gewissenhaft und kundig.

Als ich drankomme, schiebt er die Messer auf der Arbeitstheke zur Seite, stützt sich mit beiden Händen darauf und lächelt mich an. Schaut mich einfach sehr zugewandt und ohne Erwartung an. Ich lächle zurück.
Dann fragt er: „Und, wie geht’s heut?“
Der verwechselt mich, denke ich, der glaubt, er kennt mich.
Sagen tue ich: „Eigentlich ganz gut. Und wie läuft’s bei Ihnen?“
„Jetz is endlich a bissl ruhiger geworden. Heut is zuaganga, der Wahnsinn. Hab i mir heut früh scho denkt, dass heut viel Umsatz is. Aber glei so! Vielleicht is dann morgen net so viel.“
Wir lächeln uns wieder an. Vielleicht ist der einfach so.
Er schnauft einmal ordentlich durch, schaut ins Rund auf die Ware vor ihm. „Was kann ich Ihnen heute Gutes tun?“

Und so lasse ich mir von ihm Suppenfleisch empfehlen, das sowohl eine gute Suppe als auch schönes Tellerfleisch ergibt (wir einigen uns auf Brustkern und ein Stück Zwerchrippe).
Ich bitte zudem um ein paar Suppenknochen. „A Hand voll?“ Ich beuge mich über die Glastheke und schaue nach: „Wenn’s Ihre Hand ist, wird eine Hand voll reichen, danke.“
Das war’s, vielen Dank, schönes Wochenende.

Als er mir den Bon für die Kasse am Ausgang hinüberreicht, schaut er mich nochmal fröhlich und fest an: „Wissen’S, es sind Kundinnen wie sie, die den ganzen Tag schön machen.“
Ich lache, werde rot – und gehe so herzgewärmt über den abenddämmrigen Viktualienmarkt, dass ich mit jedem weiteren Verkäufer (Suppengrün hier, Stadtwurst da) ein kuschliges Schwätzchen halte.

die Kaltmamsell

5 Kommentare zu „Einkaufsglück“

  1. Hans-Georg meint:

    Und wenn die Suppe und das Tellerfleisch gegessen wird, erinnerst du dich bestimmt gern an den netten Metzger.

  2. typ.o meint:

    hmmmmm, das geht doch direkt in den glückshormonstoffwechsel, aaaah!

  3. martina meint:

    aba glei so!

  4. Nicky meint:

    Ich hab den Viktualienmarkt im Geiste schon nach Ständen zum Gute-Laune-bekommen (z.B. Rottler und Stephani) und solchen zum Gute-Laune-verlieren (glücklicherweise ganz wenige, einer der Kartoffel-Stände liegt da ganz weit vorne) aufgeteilt…

  5. Lillian meint:

    Jetzt hab ich Heimweh.

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