Hilflosigkeit ist sexy
Mittwoch, 8. November 2006 um 6:30Heute weiß ich: Hilflosigkeit macht Frauen sexy und umschwärmt, nicht Schönheit.
Ein kleiner Test für heterosexuelle Männer: Wen finden Sie in Blondinen bevorzugt attraktiver, Marilyn Monroe oder Jane Russel?
Wenn Ihr erster Gedanke „Jane wer?“ war, gehören Sie zur männlichen Mehrheit. Die Jane-Russel-Figur kommt blenden allein zurecht, danke vielmals. Frau Monroe ist die anerkannte Sexbombe in diesem Film, denn sie ist die Hilflose, und in unserer Gesellschaft macht Hilflosigkeit Frauen sexy.
Mir musste das ein lieber Freund vor Jahren mal explizit sagen, dann erst wurde mir Vieles klar. Also befragte ich mein damals überwiegend männliches Agenturteam dazu: „Findet Ihr Hilflosigkeit bei Frauen attraktiv?“ Kurzer Blickwechsel untereinander, dann heftiges Nicken.
Hey, dachte ich mir, wenn ich ganz offensichtlich von Experten umgeben bin, kann ich mir das vielleicht für Notfälle beibringen lassen. Die Herren meines Teams bekamen also den Auftrag, mich ein wenig in Hilflosigkeit zu coachen. Einfach mal zum Ausprobieren und zum Spaß.
Kam ich mit großen Kisten im Arm zur Türe herein, baute sich kopfschüttelnd Mitarbeiter 1 vor mir auf, bis ich Atemlosigkeit vortäuschte, die Augen ängstlich aufriss, ein wenig stolperte und „Ach, ist das schwer!“ hauchte.
Begann ich den Arbeitstag mit schmieröligen Händen, weil ich auf dem Weg in die Agentur mal wieder eine herausgesprungene Fahrradkette hatte einfädeln müssen, hielten mir zwei Mitarbeiter einen Vortrag, dass mich bei so viel Handfestigkeit nie Dutzende von Männern anhimmeln würden. („Aber sonst wäre ich doch wie der letzte Depp dagestanden!“ war ganz offensichtlich kein valides Gegenargument.)
Es half nichts: Ich merkte immer erst im Nachhinein, welche Gelegenheit für gelebte Hilflosigkeit ich mal wieder verpasst hatte. Wenn ich zum Beispiel quer durchs Großraumbüro einem Kollegen die Lösung für sein Computerproblem zugerufen hatte, bevor er auch nur die Frage fertigformuliert hatte, sah ich schon, wie der beste aller Trainees traurig den Kopf senkte und langsam schüttelte (Klugscheißerei ist anscheinend noch weniger sexy als mangelnde Hilflosigkeit).
Jetzt, Jahre nach der Erkenntnis zum Zusammenhang zwischen weiblicher Attraktivität und Unselbständigkeit, denke ich allerdings zurück an die Skifreizeit und mir wird mit Erleichterung bewusst: Männer, die auf die Hilflosigkeitsmasche hereinfallen, würde ich gar nicht zu Füßen haben wollen.
die Kaltmamsell24 Kommentare zu „Hilflosigkeit ist sexy“
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8. November 2006 um 8:17
Sich bezüglich Hilflosigkeit coachen zu lassen find ich, ähm, unübertroffen kokett.
8. November 2006 um 9:38
ZITAT aus “die geheimen tips der sissi perlinger” von sissi perlinger:
“…egal, wie anstrengend der job ist, den sie gerade hinter sich haben, gebwen sie IHM trotzdem das gefuehl, dass er sich selbstlos fuer seine sippe aufgearbeitet hat, und ohne ihn und seine bemuehungen und ohne sein verantwortungsgefuehl waeren alle anderen versuche, die familie am leben zu erhalten, zum scheitern verurteilt. das sind ganz archetypische verhaltensmuster, die darf man niemandem wegnehmen, das sind genetische programmierungen, die haben sich im laufe von tausenden von jahren herausgemendelt, so was kann man nicht in 20 jahren abschalten oder wegdiskutieren.
das witzige ist ja, dass maenner sich oft von frauen angezogen fuehlen, die eine gewissen hilfsbeduerftigkeit ausstrahlen, mit anderen worten MAENNER HELFEN GERN…”
…vielleicht liegt da der ursprung…??!!!
8. November 2006 um 9:59
Wir sind eben einfach netter als ihr und haben ja auch das Konzept der Compassion erfunden. Mich wundert’s, dass Frauen sich immer so drüber wundern, dass Männern ihnen bei körperlich anstrengenden Tätigkeiten zur Seite gehen. Mit Ausnahme weniger professioneller Athletinnen kenn ich keine Frauen über dreißig, die zB gleich viel Gewicht heben kann wie ein gleichaltriger, normal trainierter Mann. Bei Fahrradketten allerdings würd ich mir nicht die Hände schmutzig machen, da sind nämlich die kleinen Frauenhändchen wiederum geeigneter zum Einfädeln.
8. November 2006 um 10:25
Zur Sicherheit: Komme mir keiner mit Atavismus oder Evolution. Es kann keinen Vorteil für den Genpool haben, wenn ein Mann sich als Austrägerin der eigenen Gene jemanden sucht, die die Brut nicht vor wilden Tieren verteidigen kann.
8. November 2006 um 10:57
frau kaltmamsell, diesen ihren letzten kommentar sollten sie sich patentieren lassen. mindestens. schöner kann man es nicht sagen.
8. November 2006 um 11:07
Uh, uh. Nicht alles durcheinander bringen. Erstmal glaube ich nicht an die Aussage Männer sind immer so, Frauen immer so. Das sagen nur esoterische Autoren, damit sie ihre Bücher verbimmeln können. Aber im Leben ist ja alles immer anders.
Und mit dem allgemeinen Sexsymbol, da kann ich schon gar nicht folgen.
Und gespielte Hilflosigkeit. Was geht mit Freundlichkeit. Ist es nicht zuvorkommend, etwas abgenommen zu bekommen? Aber Sie können auch gern jetzt allein immer die Sprudel-Kisten in die Agentur hochkeulen, wenn es sie mit Freude erfüllt und der Fitness dienlich ist.
Was ich hilflos finde, sind Frauen in zu steilen Stöcklschuhen. Die ruinieren sich ihre Füße und können nicht weglaufen, wenn Eile Not tut.
8. November 2006 um 11:37
Liebe Kaltmamsell, ich kann Ihnen da nur lautstark beipflichten. Hilflosigkeit, gesenkter Blick und als Bonus noch ein tiefer Ausschnitt. Das verrückte ist, dass auf diese hilflose Masche auch Frauen wie ich anspringen. Ich hatte während des Studiums eine Freundin, die das perfekt beherrschte. Erst nach Jahren habe ich gemerkt, dass ich ihr etwa fünf Seminararbeiten geschrieben hatte.
Mich macht Hilflosigkeit inzwischen nur noch wütend. Glücklicherweise bin ich mit einem Mann verheiratet, der Kompetenz schätzt. Aber meine gesamte Jugend über dachte ich, ich bin zu häßlich oder sowas. Dabei bin ich bloß zu direkt.
Tauschen würde ich allerdings nie. Frauen, die immer die Hilflose markieren, müssen sich ja irgendwann auch hilflos fühlen. Ich freue mich immer, dass ich im Leben im Wesentlich alleine zurecht komme. (Auch, wenn ich meine Sprudelkisten selber schleppen und meine Fahrradkette selber aufziehen muss.)
8. November 2006 um 11:43
Ich steh auf hilflose Männer!
Welche, dir mir mit Kulleraugen einen abgerissenen Knopf entgegenstrecken, welche, die mit wackeligem Kuchenmesser den Kuchen zu Brei drücken, welche, die mit weinenden Kindern nicht zurecht kommen und mir stille Hilferufe zuschicken.
Ich helfe gerne, ich bin ja eine Frau! ;-))
8. November 2006 um 11:48
Hilflosigkeit markieren, weil man keine Lust hat, die verdammten Getränkekisten zu schleppen, ist doof. Um Hilfe bitten, weil der Göttergatte nun mal schlicht und einfach mehr tragen kann als ich, finde ich völlig gerechtfertigt.
8. November 2006 um 11:48
Habe mal in einem Seminar erlebt, dass alle starken/schwachen Frauen auf einen hilflos wirkenden Mann ansprangen und ihm zu helfen versuchten – ihn zu bemuttern versuchten – wie und wo sie nur konnten.
8. November 2006 um 12:43
Der Archetyp wird wohl auf die Hilflosigkeit des Nachwuchses zurückgehen. Außerdem erhöht sie die Abhängigkeit und damit die Bindung in einer Beziehung.
8. November 2006 um 15:55
muss sam beipflichten; maximale koketterie, diese passiv aggressive selbstbeschreibung inklusive abwehrzauber gegenüber der eigenen sexiness.
wieso kommen sie nur auf die idee flietscherl trainings zu absolvieren?
bizarr, bizarr…
8. November 2006 um 16:12
Frauen, die einen auf ich bin ja so niedlich und hilflos, hilf mir doch, plinker machen, sind sowas von schnell bei mir unten durch. Und man mache sich nichts vor: Die Prinzesschen mögen diejenigen sein, um die sich bei jeder Gelegenheit begeisterte Kollegen scharen. Beruflich werden sie daraus aber nur selten Vorteil ziehen können, im Gegenteil.
Szene in der Kantine. Am Nebentisch setzt sich eine Frau ca. Mitte 20 mit zwei etwas älteren Kollegen. Plötzlich sagt sie: “Ooohh, jetzt hab ich meinen Löffel vergessen” und äugt unschuldig-hilflos einen der Kollegen an. Der schaut entgeistert, zögert einen Moment und steht schließlich wortlos auf, geht zum Bestecktisch (ganze 2 Meter entfernt) und holt den Löffel. Ich sag mal, die hatte verschissen.
8. November 2006 um 17:01
Auch bei an sich aufgeklärten Männern kommt dann dieses “komm her Baby, ich zeig Dir wie’s geht” Feeling durch.
Aber Frauen die auf diese Masche Aufmerksamkeit erlangen, werden (m.E.) selten damit jemanden finden der sich für mehr als ein Abenteuer an sie bindet.
Den meisten Männern wird das nach spätestens 3 Wochen zu blöd und sie suchen sich jemanden der etwas selbstständiger ist.
Hoffnungsloser Fall sind allerding die (Männer wie Frauen), die tatsächlich so hilflos sind. Die müssen dann lange suchen bis sie jemanden gefunden haben der das zur persönlichen Bestätigung braucht.
8. November 2006 um 19:57
Jane Russell. Immer schon. Um auf die Ausgangsfrage zurückzukommen.
8. November 2006 um 20:52
..also, ich leb’ ja nicht ohne grund in italien…und habe hier gelernt eigenstaendig loecher in die wand zu bohren, um ein regal aufzuhaengen, meine waschmaschine selbst zu reparieren und mir trotzalledem mit augenaufschlag beim koffertragen helfen lassen….die mischung macht’s…so hab’ ich fuer mich rausgefunden…ein hoch auf stoeckelschuhe und den wiegenden gang…denn ewig lockt das weib ;-)))
8. November 2006 um 23:38
Hilflosigkeit ist eben immer mädchenhaft. Und Mädchenhaftigkeit weckt den Ritter im Mann. Manchmal kann’s auch ein Spiel sein. Meistens ist es eine Masche und dann nervt sie – vorallem andere Frauen. Aber was ist mit der echten Hilflosigkeit, die frau manchmal überkommt, wenn zum Beispiel im Auto tausend rote Lämpchen anfangen zu blinken, frau mit einer Panne in der Pampa stehen bleibt oder der Computer plötzlich eine wichtige Arbeit frisst? Meine Damen, ihr könnt mich jetzt verachten, aber in diesen Situationen kann es vorkommen, dass ich zum echten Weibchen werde. Hilflos.
8. November 2006 um 23:38
Blöd finde ich allerdings, wenn man nicht ganz so hilflos ist, aber irgendwann mal der Punkt da ist, wo dann wirklich “echte” Hilflosigkeit vorhanden ist oder einfach “Nichtkönnen” “Nicht-stark-genug-sein”, irgendwann ist halt auch mal eine patente, starke und /oder klugscheißerische Frau am Ende ihrer Möglichkeiten, und wenn dann erstaunt geguckt wird und man(n) es kaum fassen will, dass frau das nun nicht schafft ! Manchmal darf man eben auch nicht den kleinen Finger reichen…..
Ansonsten glaube ich auch, dass die Hilflosen für eine gewisse zeit ihren Reiz haben, aber dauerhaft nervt es wohl auch die Beschützer mal.
9. November 2006 um 0:05
Also insgesamt glaube ich eigentlich, dass das System funktioniert. Ich mag Frauen, die selbstbewusst und selbständig sind. Bei meiner Partnerin lege ich unbedingt Wert darauf und würde es ganz schrecklich finden, wenn sie nicht aus eigenem Antrieb bei mir bliebe. Sondern weil sie das Gefühl hat, dass es anders nicht (mehr) geht. Ich trage gerne Wasserkisten, einzig mit dem Grund überlegener Körperkraft. Aber ich trage sie noch sehr viel lieber, wenn ich dafür mit einem – deutlich augenzwinkerndem – Augenaufschlag belohnt werde. Aber ich trage auch ohne Augenzwinkern, ich bin ja durchaus höflich. Und ich nehme auch gerne einmal in den Arm, tröste und tue was ich kann. Genau so, wie ich auch manchmal einfach nicht mehr kann und mich dann – gerne – in den Arm nehmen lasse. Nur gespielte Hilflosigkeit mag ich nicht. Aber mag überhaupt irgendwer etwas gespieltes?
9. November 2006 um 9:02
Marylin wer?
9. November 2006 um 17:01
Geweckter Beschützerinstikt muß ja nicht zwangsläufig mit erotischer Attraktivität einhergehen. Eine hilflos sich gebende Frau mag den Mann dazu verleiten ihr die Tür aufzuhalten oder eine schwere Kiste abzunehmen – aber es erschwert auch zugleich sie zu respektieren. Und soweit die erotische Anziehung nicht einfach nur ein einseitiges Unterwerfungsspiel sein soll, kommt sie doch ohne Respekt sicher nicht aus.
Ich finde weniges abtörnender als den Respekt vor einem Menschen (nicht nur aber auch vor einer Frau) zu verlieren, weil er oder sie sich klein macht, sich verniedlicht, sich hilflos gibt. Erotische Spannung beruht doch auf einer Gegenseitigkeit, die Achtung voreinander bedingt. Denkt man.
9. November 2006 um 21:30
Marilyn Monroe? Jane Russell?
None of the above.
Karen Allen, wie sie in “Raiders of the lost Ark” den Nepalesen unter den Tisch trinkt… wirklich beeindruckend.
11. November 2006 um 13:03
aus langjähriger erfahrung muss ich sagen das mich gespielte hilflosigkeit von frau total nervt. im gegenteil bei mir gehen dann alle ampeln auf rot!
manche männer mögens wohl…
grüße
smutje
ps: habe die seite durchs zufall beim rezepte suchen gefunden und freue mich immer wieder über die neuen beiträge! weiter so!
13. Dezember 2006 um 4:16
Darum stehen auch so viele auf die Feldbusch!!!
Meine liesst gerne Bücher und das doppelt so schnell wie ich. Das finde ICH erotisch.
Noch dazu erfolgreicher wie ich. Wenn es mich stören würde wäre das ein Ego-Problem vom Mann.