Zwischenkulinarik, stöckchenweise

Mittwoch, 1. November 2006 um 20:49

(geholt bei Frau creezy)

Welche Gerichte verbindest Du mit folgenden Situationen:

Freibad?
Gewellte Pommfritz (bitte auf der ersten Silbe betonen). Zwar könnte ich mich nicht erinnern, dass ich je welche bekommen hätte, aber oben im Freibad-Restaurant (mein heimatliches Freibad lag in einem ehemaligen Militär-Graben), wo ich hin und wieder ein Eis kaufen durfte, roch es unglaublich verlockend danach. Und andere Kinder kamen mit solchen Pommfritz in blau-weiß gestreiften Tüten, teils schon vom Ketchup durchweicht, aus dem Restaurantbereich.

Skihütte?
Germknödel von der Selbstbedienungstheke, die stundenlang in einer Glasvitrine auf Dampf gelagert waren. Einmal stellte sich die übliche gelbe Lache Butter auf dem Teller als flüssige Margarine heraus. Es schüttelt mich noch heute bei der Erinnerung

Urlaub?
Coca Cola. Das bekam ich als Kind wegen des Koffeins eigentlich nie, Spanienurlaube waren die große Ausnahme. So bringt mich der Geruch beim Trinken des ersten Schlucks echte Coca Cola aus einem Glas immer in Kindheitsurlaube zurück.

Bei den Eltern?
Vor allem Kalorienarmes. Da meine Mutter mich Zeit meines Daheim-Lebens auf Diät gesetzt hatte (und das heute sehr bereut), kommt es mir heute immer wieder seltsam vor, wenn sie nicht nur ohne Rücksicht auf Kaloriengehalt für mich kocht, sondern mich sogar zum Nachfassen auffordert.

Bei Krankheit?
Tee. Wenn ich krank bin, habe ich keinen Appetit. Umgekehrt ist echte Appetitlosigkeit bei mir das deutlichste Krankheitsymptom.

Bei Liebeskummer?
Alles und nichts, denn dann registriere ich kaum, was ich esse. Nahrung kann mich zwar sehr, sehr erfreuen und mir sinnlichen Genuss bereiten; Kummer vertreibt sie nie.

Beim Ausgehen?
Will also heißen: Nicht Restaurantbesuch? Dann am ehesten Southern Fried Chicken nach einem englischen Pub-Crawl (beim so genannten chip stop).

Als Kind?
Reiberdatschi, Pfannkuchen, Zwetschgenknödel – seltsamerweise die Gerichte, die es freitags nach der Schule gab, wenn mein Vater Spätschicht hatte, also nicht mit zu Mittag aß und auch nicht protestieren konnte, weil es nichts „Gescheits“ (= Fleischgericht) gab.

Niemals?
Insekten, Spinnen, Würmer, Maden.

Immer wieder?
Alles andere.

Überraschend gut?
Trüffel. Nach jahrelangem Üben komme ich langsam auf den Geschmack.

Überraschend schlecht?
Dieses mexikanische Gericht, das mich einen halben Tag Arbeit kostete, davor eine lange Jagd nach den ausgefallenen Zutaten (muss erst nachschauen): Mancha Mantel.

Für immer mein absolutes Lieblingsessen?
Essen. Welches mein Favorit ist, kommt jeweils sehr auf Umgebung, Jahreszeit, Umstände, Davor und Danach an.

Das beste Restaurant, in dem ich je war?
August in Augsburg (Frauentorstraße 27, Tel. 0821-35279). Das letzte Mal gab es allein schon als „Grüße aus der Küche“, „Einstimmung“, „Zwischengang“, „weitere Einstimmung“ zwischen den sieben Gängen des Menüs, jeweils auf einem Löffel:
– Joghurtkeks mit Trüffel
– ausnahmsweise auf Tellerchen: Schweinebauch, Blutwurstkeks, Stockfischpüree, Grünkohl in Traubenblase
– 3 Varianten von von der Kirschtomate: als Pulver / gestockter Saft / vom Strauch (gehäutet)
– Erbsen-Erdnuss-Meersalz
– Selleriepraline mit Himbeerfüllung und Bohnenkraut
– Tempura: Feige, Salbei, Roquefort
– Einstimmung aufs Desert: Passionsfrucht mit Petersilienwurzel-Karamel
– Patisserie zum Espresso: Himbeerpulver / Hibiskusgelee mit Meersalz / Crème brulée mit Lorbeer / Paprikalakritz / Milchreis auf Himbeermus
Der Koch, Christian Grünwald, schaute immer wieder vorsichtig vorbei, ob seine Ideen auch ankamen (taten sie). Und zum Abschied bekamen wir das Menü handgeschrieben auf feinem Papier, als Rolle mit rotem Band zusammengefasst zum Mitnehmen.
Ganz dicke Empfehlung, für das August lohnt sich ein eigener Ausflug nach Augsburg.

die Kaltmamsell

1 Kommentar zu „Zwischenkulinarik, stöckchenweise“

  1. creezy meint:

    Gut, ich nehme also zur Kenntnis, dass man sich Trüffel erarbeiten muss … gut, das habe ich ja auch schon mit Ingwer geschafft. Aber ich lasse mir nicht einreden, dass meine Germknödel in Margarine geschwommen sein sollen, nie im Leben!!! Nicht meine! Brrrr … *schüttel*

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