Kinorückblick 2006
Sonntag, 31. Dezember 2006Idee von Anke Gröner
Idee von Anke Gröner
Zugenommen oder abgenommen? Abgenommen. Kohlenhydratvermeidung plus Sport funktioniert auch dauerhaft derart gut, dass ich zumindest in Kleidung meinen Anblick mag.
Haare länger oder kürzer? Selbe Länge.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger? Seit 19 Jahren gleichbleibend kurzsichtig.
Mehr Kohle oder weniger? Weniger: September bis Dezember nur vier Tage die Woche gearbeitet.
Mehr ausgegeben oder weniger? Entsprechend weniger.
Mehr bewegt oder weniger? Sowohl mich als auch Sachen deutlich mehr.
Der hirnrissigste Plan? Mich an einem Arbeitsplatz ohne ordentliche Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr wohlfühlen zu wollen.
Die gefährlichste Unternehmung? Objektiv gesehen vermutlich, dass ich im April ohne Nachfolgejob gekündigt habe. Fühlte sich aber gar nicht gefährlich an.
Die teuerste Anschaffung? Der Zwei-Jahres-Vertrag mit der Muckibude (war noch teurer als der neue Zahn).
Das leckerste Essen? Frische, reife Ananas mit Hüttenkäse am Berliner Hotelfrühstücksbuffet. Weil es genau in diesem Moment derart perfekt passte.
Das beeindruckenste Buch? Lilly Brett, Too Many Men.
Das enttäuschendste Buch? John Banville, The Sea. (Ich plane ja, alle Booker-Prize-Gewinner zu lesen. The Sea war der bisherige Tiefpunkt.)
Der ergreifendste Film? North Country.
Die beste CD? Die mit meinen Arbeitsdaten, die ich glücklicherweise wegen überraschender Systemkompatibilität im September an meinem neuen Arbeitsplatz einfach einspielen konnte.
Das schönste Konzert? Darf es auch das schönste Theater sein?
Musik spielt für mich ganz offensichtlich eine andere Rolle als bei anderen Bloggern. Deshalb Theater: Iphigenie an den Kammerspielen.
Die meiste Zeit verbracht mit…? Lesen und denken.
Die schönste Zeit verbracht mit …? Neuen Menschen.
Vorherrschendes Gefühl 2005? Zuversicht.
2006 zum ersten Mal getan? Karpfen gegessen / mir selbst einen Arbeitsplatz konzipiert / mich bei einer Gehaltsforderung nicht an meinen Bedürfnissen, sondern an meinem Marktwert orientiert / bei 80 Grad einen Braten gegart.
2006 nach langer Zeit wieder getan? Mit einem Dreijährigen gespielt.
3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen? Migränetage, Bockigkeitsanfälle, irreparabler Waschmaschinenschaden.
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte? Dass das Einstellen der konzernweiten Mitarbeiterzeitschrift mittelfristig ziemlich und langfristig sogar sehr schädlich ist. (Vergeblich.)
Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe? Die Klappe zu halten.
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat? Mir nicht übel zu nehmen, wenn ich die Klappe nicht gehalten habe.
Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat? I agree.
Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe? Ja, ich verzeihe dir. (Gelernt: Manchmal muss man Dinge aussprechen, auch wenn sie eigentlich völlig klar sind.)
2006 war mit 1 Wort…? Voll.
Stephan Lebert und Stefan Willeke schreiben in der Zeit über die Millionärsgemeinden am Starnberger See. Im Mittelpunkt steht ein Aspekt, über den ich mir noch nie Gedanken gemacht habe: Welche Auswirkung diese Bevölkerungsstruktur auf das kommunale Leben hat. Denn die Kassen der Kommunen füllen sich in erster Linie durch Gewerbesteuer, nicht durch reiche Bürger. Zudem ist der Bürgermeister, dessen Gemeinde fast nur aus ungeheuer einflussreichen Menschen besteht, eine arme Sau. (Die Leser-Kommentare zu dem Artikel sind sehr vorhersehbar, aber dennoch hochkomisch.)
Ich erinnerte mich an eine Freundin, die ein paar Jahre an einem Gymnasium in einer dieser Millionärsgemeinden unterrichtete. Sie erzählte damals, die meisten Schülerinnen und Schüler in ihren Klassen hätten ein solch großes Ego anerzogen bekommen, dass sie schier nicht durch Türe passten; ein selbstherrlicher, mit Luxusgütern behangener Haufen. So sehr es ihr widerstrebe: Um diese Menschen aufnahmebereit für Unterricht zu machen, müsse sie ihnen erst mal eine auf den Deckel geben. Sie müsse ihnen erst mal aufzeigen, dass es auch noch Dinge gebe, die sie nicht wissen. Weil es ihr sehr viel mehr Freude bereitete, junge Menschen zu motivieren und ihnen Selbstvertrauen zu geben als zu nehmen, bewarb sie sich schon nach einem Jahr weg.
Aber schön ist es da wirklich, am Starnberger See. Zum Beispiel gestern auf der Ilkahöhe.
Ausgiebig schwimmen im Nordbad. Darüber sinnieren, wie großartig es ist, Bürgerin eines Staates zu sein, in dem die Kommunen moderne, gepflegte Schwimmbäder finanzieren, die ich für lächerliche 3,30 Euro Eintritt nutzen kann.
Ausgiebig frühstücken in einem Schwabinger Café, dabei die Tageszeitung lesen.
In der Wintersonne in die Innenstadt schlendern, Menschen anschauen, Schaufensterbummeln. Angesichts der Menschenmassen den Plan verwerfen, nach einer schwarzen Hose zu suchen (über die Ungeheuerlichkeit sinnieren, dass die teure, edle Bügelfaltenhose, die ich mir vor acht Jahren zum Einstieg in die freie Wirtschaft leistete, nach lediglich ein paar Jahren ausgiebigen Tragens ausgeleiert und löchrig geworden ist).
Daheim beschienen vom nachmittäglichen Abendlicht Internet lesen. Abends Cocktails mit Freundin.
Gestern im japanischen Kaufhaus Muji in den Münchner Fünf Höfen. (Müsste es nicht eigentlich Leisverschluss heißen?)
Schau an: Bei der Süddeutschen arbeitet jemand, der weiß, was godfather auf Deutsch heißt.
(Ich hatte mich schon damit abgefunden, dass durch diesen englischen falschen Freund im Deutschen aus einem simplen Gevatter der Chef der christlichen Dreieinigkeit gemacht wurde.)
An alles hatte ich gedacht bei der Vorbereitung des ersten Heilig Abends, den meine Eltern nicht in der eigenen Wohnung verbringen würden. Dachte ich. Ich konnte Champagner anbieten (der gern angenommen wurde), parierte Mutters Seufzer „vor dem Nachtisch brauche ich aber erst mal an Schnapps“ mit Schokoladengeist, überraschte zum Espresso mit den spanischen Weihnachtsleckereien.
Dann fragte mein Vater nach Anís. Und ich hatte keinen! Da ich Anisgeschmack nicht mag, steht kein Anisschnaps oder -likör bei uns rum, eigens besorgt hatte ich auch keinen, weil ich völlig vergessen hatte, dass der für meinen Vater zu Heilig Abend gehört. Sehr schade.