Gene zu Synapsen

Donnerstag, 21. Dezember 2006 um 10:32

Ich sollte mir dringend mal ein paar Synapsen kappen lassen, glaube ich.

Schreibt er leichtfertig, der Spack. (Wobei ihm mutmaßlich kaum etwas ferner liegt als Leichtfertigkeit, aber für ein fundiertes Urteil kenne ich ihn viel zu wenig.)

Ebent, genau. Die genetische Prädestinierung sollte medienmäßig eigentlich langsam durch sein, als nächste Ausrede für eigenes Fehlverhalten bieten sich die Synapsen an. Damit könnten wir zwar weiterhin alle Eigenverantwortung abschieben („meine Eltern haben mir als Baby zu wenig / zu viel Buntes übers Bettchen gehängt!“), gleichzeitig die wundervollen biologisch-mechanistischen Entdeckungen der vergangenen Jahrzehnte nutzen (Neuro-Transmitter! Gedächtniseiweiße!) – und doch das ideologische Pendel zur Abwechlung mal wieder von „alles angeboren“ zu „alles sozialisiert“ schubsen.

In der Pubertät, so habe ich mal gelesen, werden die meisten Synapsen, die das Hirn bis dahin mühsam gebastelt hat, gelöscht. Das erklärt zum einen, warum Mittelstufenlehrer gerne klagen, ihre Schüler hatten in den Jahren davor scheinbar gar nichts gelernt (und heimlichen Groll auf die Vorgängerkollegen schieben). Und es macht vorstellbar, dass man diese Löschung später mit Absicht auslösen könnte, vielleicht durch einen ähnlichen Hormoncocktail, wie ihn die Pubertät bietet.

Stellen Sie sich das mal vor: Endlich würden Sie Leggings nicht mehr automatisch mit zigarettenrauchenden Jungmüttern assoziieren, die nach der Entbindung noch nicht wieder in ihre alten Jeans passen. Sie würden einen weißrussisch aussehenden James-Bond-Darsteller nicht mehr für einen Automechaniker halten. Und vor gerösteten Kakerlaken müssten Sie sich auch nicht mehr ekeln.
Dass Ihre Fremdsprachkenntnisse sich möglicherweise ebenfalls verabschieden, sollte als Preis nicht zu hoch sein.

die Kaltmamsell

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