Wenn Foodies meerschaumpfeifen
Freitag, 1. Dezember 2006 um 12:16Der Mittagesser erinnert sich.
Das war noch b.g. (before glykol), als die Weine im Seewinkel vor allem im Doppler daherkamen und man sich beim Heurigen gerne eine Rotweincola bestellte (geht heute natürlich auch noch), wofür ich aber noch zu klein war. Viele Straßen waren noch Feldwege und die zehn Kilometer geradeaus durch die von Starfightern (= Propellerflieger zum Verscheuchen der Stare) überflogen Weingärten zwischen Illmitz und Podersdorf hatten für den Jungen aus dem Rhein-Main-Gebiet schon australische Weite, die aber zwei echte Attraktion besaß: Bodenwellen, auf denen wir Kinder jedes Mal jauchzend La Ola (hieß damals nicht so) machten, wenn der Vater extra für uns den Opel mit Karacho drüberfleigen ließ und die Mutter belustigt bis entrüstet „HANS!” rief! Jetzt ist das nur noch Piste für Traktoren neben der neuen, begradigten Straße.
Unsere „Zur Dankbarkeit” hieß damals „Zum fröhlichen Arbeiter” in Apetlon, wo ich einmal einen alten Mann seinen Kopf auf den Tisch legen und den Mund öffnen sah, in den er sich den neben den Teller gefallenen Reis zum Schnitzel schob – Apetlon war der Ursprung des Glykolskandals. Nach Frauenkirchen fuhren meine Eltern, um Bettlerschnaps zu holen, einen Pepperonibrand, mit dem mein Vater seinen preisgekrönten flambierten Camembert auf dem Grill mitten im Lokal entflammte. Auch die Jausenwurst in der Florianizeche kam aus Frauenkirchen, ein mit meinen Eltern befreundeter Spediteur und früherer Metzgermeister aus Hessen hatte seinen Kollegen dort extra eingewiesen ins Herstellen von Presskopp und Schwaddemagen.
Das eigentliche Posting und die anderen Kommentare sind aber auch sehr lesenswert.
die Kaltmamsell1 Kommentar zu „Wenn Foodies meerschaumpfeifen“
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1. Dezember 2006 um 21:36
‘Pfuldigung, aber der Rotwein und das heute noch nicht gehabte Mittag- und Abendessen hat mir gerade den Titel „Der Mitesser erinnert sich“ vorgegaukelt.