„Club“
Sonntag, 21. Januar 2007 um 9:33Meine Güte, ich gehe so selten aus (statt dessen: Restaurants, Cafés), dass das Interessanteste am Ausgehen die Kleidung der anderen geworden ist. Weil mein Ziel gestern Abend „Club“ hieß, stürzte ich nach vielen, vielen Jahren in eine mittlere Kleidungskrise: Was trägt man in „Clubs“? Mir ging es keineswegs darum, stilistisch zu brillieren, sondern nur, nicht unangenehm aufzufallen.
Ich hätte mir die Sorgen sparen können: Wenn auch in einem „Club“ (nee, geht nicht ohne „“), handelte es sich ja um eine Bloglesung, deren Publikum – zumindest in München – zu 60 Prozent aus Nerds und Spießerinnen wie mir besteht. Ich war nicht mal die Älteste im Raum. Es sei denn, die Frau in weißer Bluse und Pullunder hinter mir an der Bar hatte lediglich einen verdammt sauschlechten Tag nach eben überstandener Darmgrippe.
Es war ein lehrreicher Abend. Ich kenne jetzt das Phänomen Kite Surfing (vielen Dank meiner Sitznachbarin für die Erklärung, ohne die ich die Geschichte von Herrn Dr. Sno nicht verstanden hätte), konnte meine Kenntnisse über handelsüblichen heterosexuellen Geschlechtsverkehr mit Herrn Libbertz’ anatomisch detaillierter Beschreibung eines solchen abgleichen, werde mich nach Herrn Nilzenburgers U-Bahn-Abenteuer (er wurde gezielt angerotzt) künftig noch ferner von Handymusik hörenden Teenagern halten, habe durch MC Winkels Schilderungen ein Bild davon, was sich in den 80ern in den von mir gemiedenen Diskotheken abspielte. Und ich weiß jetzt dank Frau Roses minutiöser, nein, sekundiöser Beschreibung, dass es Menschen gibt, für die Ausgehen ein solch unabdingbarer Lebensbestandteil ist wie für mich Lesen und Essen.
Vor allem aber kann ich künftig , wenn ich Besuch von außerhalb die Gegend um die Oper zeige, am Anfang der Maximilianstraße lässig nach rechts deuten und fallen lassen: „Da hinten ist übrigens ein ganz netter Club.“
die Kaltmamsell16 Kommentare zu „„Club““
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21. Januar 2007 um 11:39
Gratuliere, du bist wenigstens hingegangen. Ich habe gekniffen, bin halt wieder nicht raus. Gucke mir den Club heute an. Habe aber lesungsmäßig scheinbar nichts versäumt.
21. Januar 2007 um 12:45
Oh, das war gestern? Ich sollte solche Termine in meinen Kalender eintragen. Kann mir übrigens mal jemand erzählen, wann Discos aufhörten Discos zu sein und zu Clubs wurden?
21. Januar 2007 um 13:30
Ich beneide Sie um dieses Erleben, wie köstlich muß das gewesen sein (nach Berlin trauen die bloglesenden Helden sich ja nicht.) Und ich bin sicher, Sie sahen trés chic aus. Was das Alter angeht, dann habe ich ja noch Hoffnung für meine erste Bloglesung am kommenden Sonntag, meiner ersten Bloglesung, der ich beizuwohnen gedenke. Bin ich aufgeregt! Was ziehe ich bloß an?
@albertsen
Uuuuhhhh, das ist schwierig zu sagen, denn es gab ja auch den Übergang, als der Club noch das war, wo man zwar der Musik lauschte aber niemals dort dazu abgetanzt hätte … Mir war aber bis heute auch nicht bewußt, dass ich mich mit dem Fachbegriff „Disse“ als Urgestein geoutet hätte.
21. Januar 2007 um 14:23
Nicht doch, albertsen: “Club” ist keineswegs gleichzusetzen mit der Disco von seinerzeit. Ich habe mir das Konzept “Club” gestern ein wenig erklären lassen – da wird nicht mal zwingend getanzt! Parallelen zur Disco sind die Beschallung durch Musik von Tonträgern in einer Lautstärke, die Konversation unmöglich macht, sowie die geringe Beleuchtung.
21. Januar 2007 um 18:55
Ich hoffe jetzt einfach mal, dass mit der beschriebenen Dame (Darmgrippe und sauschlechter Tag und so) NICHT meine Schwester gemeint war…
In jedem Fall schön dass du da warst (ich bewundere schliesslich jeden, der sich Vorlesereien von ungeübten Vorlesern freiwillig antut). …ach ja und nochmal tschuldigung dass ich sowas Unverständliches vorgelesen habe.
21. Januar 2007 um 19:22
Aber nicht doch, Herr Doktor, keineswegs unverständlich – ich musste mir nur ein winziges Detail erklären lassen.
21. Januar 2007 um 19:38
Oh, darf ich fragen was das genau war?
21. Januar 2007 um 21:57
@kaltmamsell, creezy: Hm, ich war ja verschiedene Male z.B. im Funky Kitchen in der Sonnenstraße. Das Hauptanliegen dort war Tanzen, und Konversation ohne Stimmbandbruch nicht möglich. Aber jeder sprach von dem Laden als ein “Club”.
Andererseits ist das K&K im Glockenbachviertel auch ein Club, und dort sitzt man eher dekorativ auf Würfeln herum als dass man tanzt. Die Musik ist lauter als in einer Bar, aber leiser als in einer, nun, Disko.
Ich glaube, der Begriff Club kommt eigentlich daher, dass Veranstaltungen früher keinen festen Platz hatten und von Disko zu Disko gewandert sind. Wie z.B. das Into Somethin’. Die Veranstaltung war der Club, der Ort die Disko.
Verwirrend all das. Vielleicht habe ich deshalb vor zwei, drei Jahren aufgehört, tanzen zu gehen. In meinem Alter ist sowas einfach zu komplex.
21. Januar 2007 um 22:09
Na, das Detail war : “Was ist bitte Kite Surfing?”
21. Januar 2007 um 23:24
Schön, dass Sie da waren, Frau Kaltmamsell! Und sorry, dass ich so relativ kurz angebunden war; aber es war bestimmt nicht das letzte Mal in München, der Stadt, von der ich am Wochenende nur die Leonberger- und die Maximilianstrasse gesehen habe und nun sagen muss: fast so hübsch wie Kiel! :)
22. Januar 2007 um 9:27
Was ist bitte Kite Surfing? – Hab ich mich auch gefragt…
22. Januar 2007 um 10:02
Ach Mist! Ich hätte es doch vormachen sollen…
22. Januar 2007 um 10:03
@Albertsen: ist Herumsitzen auf Würfeln nicht eher dann Lounge?
22. Januar 2007 um 10:14
Nur wer sagt schon „ich gehe heute in die Lounge”?
23. Januar 2007 um 2:08
@ MCW… Leonberger Straße *hust hust*… bitte nicht die Leopoldstr. verstuemmeln :-P
23. Januar 2007 um 5:24
hoffe war nicht zu detailliert, danke fürs kommen und vielleicht ja auf ein schwätzchen in bälde