Archiv für Februar 2007

Ein Oscar-Gewinner redet sich um Kopf und Kragen

Dienstag, 27. Februar 2007

Herr Henckel von Donnersmarck in der Chicago Tribune:

„I really have a profound dislike for any kind of strong government. For example … I even find it worrying when I hear tendencies in the U.S. to abolish something like the freedom of the individual to bear arms.
I get worried about that. Because I always look to the U.S. as an example of an incredibly successful country that was all about empowering the individual. … Of course you’re going to have terrible things that happen if you give individuals that kind of power. But, look at what terrible things happen if you give all that power to the state. For example, in Germany, where we’ve never had that tradition of arming individuals …”
Q. You have strict gun control?
”Complete gun control. It’s so hard to get the right to bear arms. You have to be a major celebrity and have to present a written death threat …”

via bov

Auch die Süddeutsche beginnt sich zu gruseln.

Hat der Mann keine PR-TanjaAnja, die ihn endlich fürsorglich beseite nimmt, ihm die Klappe hält und ihn erst mal Schlafen schickt?

Warum ich froh bin, dass mein Vater aus Spanien ausgewandert bin ist

Dienstag, 27. Februar 2007

Wo bleibt eigentlich der insistente und ungeheuer berechtigte Protest von Frauenrechtlerinnen gegen spanische Frauennamen?

Dass in Spanien die meisten weiblichen Babys Maria genannt werden, wirkt nur auf den ersten Blick harmlos. Um all diese Marias auseinanderzuhalten (Spaniens Religion unterscheidet sich nur im Ritus von der Polens), werden ihren Namenspatroninnen spezielle Assoziationsgebiete zugewiesen, die sich meist von einer bestimmten Art der Mariendarstellung ableiten. Da gibt es dann zum Beispiel eine Maria de las Nieves, die Schneemarie. Eine so benamste Frau wird „Nieves“ gerufen, Schneefälle. Sie meinen, das sei ein schweres Los? Abwarten. Stellen Sie sich vor, aus dem Fenster eines Wohnblocks beugte sich eine Frau und riefe hinunter zu den spielenden Kindern: „Unbefleckte! Himmelfahrt! Essen ist fertig!“ Nicht lachen, in Spanien würde sich niemand umdrehen – außer den armen kleinen Mädchen, die María Inmaculada und María de la Asunción getauft wurden, und die landläufig Inmaculada und Asunción abgekürzt werden.

Weitere traurige Schicksale haben die Frauen namens María de la Esperanza (Hoffnung), María de la Salud (Gesundheit), Mari Paz (Frieden, dieser Name wird allerdings ganz ausgesprochen), María de las Rosas (Rosen), María de las Mercedes (Gnaden), Marí Angeles (Engel, ebenfalls ganz ausgesprochen), María de la Concepción (Empfängnis), Mari Mar (Meer, immer mit Mari zusammen gesprochen).

Wäre mein Vater in Spanien geblieben, wäre aus mir möglicherweise keine Kaltmamsell geworden, sondern eine Gnadenreiche.

Genormt

Montag, 26. Februar 2007

Je älter ich werde, umso anstrengender wird mein angeborener Snobismus. Noch vor wenigen Jahren fühlte ich mich ungeheuer besonders, weil ich regelmäßig an privaten Pokernächten teilnahm, Schwaden von Zigarettenrauch um tief hängende Lampen über dem Spieltisch voll Jetons. Jetzt pokert jede, zwar meist im Internet, aber es mehren sich Plakate, die ganze Turniere ankündigen. Schwups, weg ist das Gefühl des Besonderen.

Oder die Geschichten von den durchwachten Oscarnächten, mit denen ich bis vor Kurzem noch Aufmerksamkeit bekam. Wie wir uns am Anfang meines Studiums bei dem einen Kommilitionen mit Satellitenfernsehen trafen, der die Show überhaupt live reinbekam. Wie sich die Gemeinde in Vorschläfer und Durchmacher teilte. Dass Billy Crystal als Moderator eh unersetzlich ist. Heutzutage ist die Oscarnacht so üblich geworden wie Silvesterfeiern. Der einzige, der sich damit offensichtlich besonders fühlt, ist der mittelmäßig live bloggende Christian Kortmann von der Süddeutschen. (Warum kauft Ihr bei der SZ für sowas nicht die Gröner ein?)

Eine Erklärung könnte allerdings die gewachsene Informationsdichte im Internet sein: Vielleicht kriege ich im Gegensatz zu früher bloß mit, wie weit verbreitet meine ach so besonderen Interessen sind. Andere Trends hielt ich allerdings gar nicht für Trends, sondern für Standard. Zum Beispiel weiße Bettwäsche: Dass erwachsene Menschen ohne Faible für Pierotmasken als Wohnungsdeko bislang bunte Bezüge bevorzugten, war mir neu. Seit meinem Auszug von daheim ist mein Bettzeug weiß (von einem kurzen Ausreißer in dottergelbe Rohseide 1990/91 abgesehen).

Beruhigenderweise interessiert sich fürs Bloggen, aufs große Ganze gesehen, immer noch kein Mensch.

Auftakt

Samstag, 24. Februar 2007

Am Samstag noch vor 8 Uhr eine Taube zu Besuch im Schlafzimmer haben.
Sie umständlich und unter Schädigung von Zimmerpflanzen auf den Balkon treiben, leise kichernd, leise fluchend.
Jetzt sitzt sie draußen zwischen leeren Blumentöpfen und scheißt vor sich hin.
Nehme ich das als guten oder schlechten Auftakt für das Wochenende?

Nachtrag: Ich wäre ja wohl keine Bloggerin, wenn ich das Vieh nicht erst mal fotografiert hätte. Der graue Fleck in der Mitte ist eine original Großstadttaube, die über meine Kopfkissen stiebt.

070224_taube.jpg

Primo Pepe

Freitag, 23. Februar 2007

„Eine tantenarme Welt“ nennt Axel Hacke in seiner heutigen SZ-Magazin-Kolumne die unsere. Und Recht hat er: Es hat sich systematisch ausgetantet.

Gleich nachdem Neffe 1 zur Welt kam, fragten mich seine Eltern, ob der Bub mich dereinst mit „Kaltmamsell“ oder „Tante Kaltmamsell“ ansprechen solle. Einfache Entscheidung, selbstverständlich „Tante Kaltmamsell“ – wer sonst bitte sollte mein Tantentum sonst kommunizieren? Außerdem sah ich den Titel als beruhigenden Abstandhalter.

Später erst wurde mir klar, dass die Frage der Eltern als Spaß gemeint war; sie waren davon ausgegangen, dass niemand auf der Welt mit „Tante“ adressiert werden will und brachten das ihren mittlerweile beiden Söhnen und einer Tochter entsprechend nicht bei. Alle drei reden mich also mit Vornamen an und sind der Chance beraubt, eine Tante zu haben.

Allerdings kenne ich das alle Frauen umfassende Tantentum, wie es Herr Hacke beschreibt, selbst nicht. Die Erklärung einer Freundin meiner Mutter, sie sei die „Tante Marianne“ soll ich als Dreijährige mit einem humorlosen „aber du bist doch gar nicht meine Tante“ kommentiert haben. Und in einer Zeit, als in meinen Breiten Kindergärtnerinnen noch durch die Bank mit „Tante“ tituliert wurden (das war sogar die inoffizielle Berufsbezeichnung: „Kindergartentante“), ging ich auf einen für bayrische Verhältnisse liberalen Kindergarten, in dem die Damen „Fräulein“ genannt wurden.

Die allumfassende Verwandtschaftsbeziehung, mit der hingegen ich bis heute fertig werden muss, ist die Vetternschaft (siehe Asterix bei den Olympischen Spielen). Wenn wir die weitläufige Familie meines Vaters in Spanien besuchten, gab es Oma, Tante (Großtanten eingeschlossen), Onkel (inklusive Großonkel) – der gesamte Rest war Kusin (primo) oder Kusine (prima). Der Erstkontakt mit selbigen war immer feucht, denn er verlief gewöhnlich so: Meine Eltern, mein Bruder und ich betraten ein Haus / spazierten ein nordkastilisches Gässchen entlang / standen im Tante(!)-Emma-Laden des Dorfes, und scheinbar aus dem Nichts fiel mir ein Mensch im Alter zwischen 18 und 58 um den Hals, gab enthusiastische Laute von sich und knutschte mein Gesicht ab. Unterhalb dieser Altersgrenze waren die Menschen meist zu cool, darüber nicht mehr so enthusiastisch. Wenn ich bei der nächsten Gelegenheit meinen Vater fragte, wer das bitte war, setzte er zwar hin und wieder an, die genaue Verwandtschaftsbeziehung zu erklären, doch entweder ich hörte ihm ab der dritten Ecke nicht mehr zu oder er wusste ab der vierten Ecke nicht mehr weiter – es endete sowieso immer in tu primo oder tu prima. Am individuellsten ist mir noch primo Pepe in Erinnerung, ein Sohn eines Onkels mütterlicherseits meines Vaters, mit dem mein Vater in seiner Jugend wohl reichlich Schabernack getrieben hat: Nicht nur besuchten wir primo Pepe eigentlich bei jedem Spanienaufenthalt auf seinem riesigen, modernen Bauernhof, brachten Geschenke mit, wurden über Stunden mit allerlei landwirtschaftlichen Produkten verköstigt (wenn Sie mal in der Gegend sind, unbedingt morcilla probieren) – er und mein Vater warfen sich auch ständig kryptische Halbsätze zu und lachten dann ungeheuer dreckig.

Wirklich langweilig

Mittwoch, 21. Februar 2007

Zum einen: Die Menschen sind seltsam. Ein Glück.
Zum anderen: Ich mag es sehr gerne, wenn ich Recht habe; aber wenn ich beim Lesen der Kuriositäten aller anderen bemerke, dass ich tatsächlich so langweilig bin, wie ich immer betone, mag mich das nicht richtig freuen.

Kurioser Mek

Kuriose Lisa

Kuriose Anke

Kuriose Miriam

Kurioser Herr Rau

Kuriose Frau Fragmente

Kuriose Modeste

Und nach meinem Dafürhalten (Ausdruck zum ersten Mal im Leben verwendet) ist das hier der Oberknaller:
Kurioses Das Nuf

Lagebericht Münchner Fasching

Dienstag, 20. Februar 2007

Mittagessen mit Kollegen in der schönen und proppenvollen Schwemme der Augustiner-Brauerei: Drei Weißwürscht mit Senf in Beilagen-Mengen, dazu eine perfekt temperierte Halbe Edelstoff. Bedienungen bis zu den Zähnen maskiert, laute Stimmungsmusik: Rock’n Roll aus vier Jahrzehnten plus Austro-Pop (Fendrich, als er noch kokste, Ambros, als ihn noch jemand hören wollte). Nett!