Genormt
Montag, 26. Februar 2007 um 10:31Je älter ich werde, umso anstrengender wird mein angeborener Snobismus. Noch vor wenigen Jahren fühlte ich mich ungeheuer besonders, weil ich regelmäßig an privaten Pokernächten teilnahm, Schwaden von Zigarettenrauch um tief hängende Lampen über dem Spieltisch voll Jetons. Jetzt pokert jede, zwar meist im Internet, aber es mehren sich Plakate, die ganze Turniere ankündigen. Schwups, weg ist das Gefühl des Besonderen.
Oder die Geschichten von den durchwachten Oscarnächten, mit denen ich bis vor Kurzem noch Aufmerksamkeit bekam. Wie wir uns am Anfang meines Studiums bei dem einen Kommilitionen mit Satellitenfernsehen trafen, der die Show überhaupt live reinbekam. Wie sich die Gemeinde in Vorschläfer und Durchmacher teilte. Dass Billy Crystal als Moderator eh unersetzlich ist. Heutzutage ist die Oscarnacht so üblich geworden wie Silvesterfeiern. Der einzige, der sich damit offensichtlich besonders fühlt, ist der mittelmäßig live bloggende Christian Kortmann von der Süddeutschen. (Warum kauft Ihr bei der SZ für sowas nicht die Gröner ein?)
Eine Erklärung könnte allerdings die gewachsene Informationsdichte im Internet sein: Vielleicht kriege ich im Gegensatz zu früher bloß mit, wie weit verbreitet meine ach so besonderen Interessen sind. Andere Trends hielt ich allerdings gar nicht für Trends, sondern für Standard. Zum Beispiel weiße Bettwäsche: Dass erwachsene Menschen ohne Faible für Pierotmasken als Wohnungsdeko bislang bunte Bezüge bevorzugten, war mir neu. Seit meinem Auszug von daheim ist mein Bettzeug weiß (von einem kurzen Ausreißer in dottergelbe Rohseide 1990/91 abgesehen).
Beruhigenderweise interessiert sich fürs Bloggen, aufs große Ganze gesehen, immer noch kein Mensch.
die Kaltmamsell12 Kommentare zu „Genormt“
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26. Februar 2007 um 10:44
Weiße Bettwäsche bedeutet für mich immer nicht im eigenen Bett schlafen. Entweder positiv (Hotel) oder negativ (Krankenhaus). Und da man sich ja gerne nur an die negativen Ereignisse erinnert, war meine erste Assoziation mit letzterem. Deshalb daheim dezent farbig.
26. Februar 2007 um 12:43
Ich vollzog den Wechsel zu weisser Bettwäsche und weissen Handtüchern erst im letzten Jahr. Eigentlich war der Schritt überfällig.
Was mich erstaunt, ist, wieviel fürchterlich hässliche buntbedruckte Bettwäsche es zu Spottpreisen gibt und wie schwierig und teuer es sein kann, komplett weisse Bettwäsche zu erwerben. Ich richtete mich an einen bekannten Bettwarenversender und erhalte seitdem regelmäßig etwa alle zwei Wochen den neuen Katalog.
Der Auslöser für den Wechsel war übrigens der Anblick eines Bekannten, der im Schlafanzug am Frühstückstisch saß. Das war so eine Art Frotteeanzug der Erkenntnis.
26. Februar 2007 um 14:00
Bei weißer Bettwäsche bin ich noch (?) nicht – mein Bett ist auch ein Multifunktionsmöbelstück (Bett, Sofa, Fernsehsessel, Arbeitsplatz,…).
Aber immerhin habe ich schon ziemlich bald nach meinem ersten Auszug von zu Hause alle hässlichen Handtücher und sonstigen Wäschestücke aussortiert, was sich ziemlich gut anfühlt(e). Nix Kinderbettwäsche – außer sie gefällt mir, wie die dunkelblaue von IKEA auf der ein kleiner Ritter auf ein Schloss zureitet um das Burgfräulein (mich natürlich) zu befreien. Darin träume ich einfach zu schön. =) Aber die ist auch selbstgekauft. Wenn ich mich in meiner WG oder unter Mitstudierenden so umgucke und das ein oder andere “old school”-Handtuch (hier ein Loch, da gleich noch eines, interessante Farbgebung inklusive) sehe, die entsprechenden Kommentare von den Besitzern dazu höre, bin ich jedesmal froh ziemlich bald einkaufen gegangen zu sein und seither meinem persönlichen Grundsatz zu folgen, dass ich nur das benutze/kaufe, was mir gefällt.
26. Februar 2007 um 16:03
Bunte Bettwäsche ist wirklich greulich. Das geht natürlich wie bei vielen Dingen noch schlimmer, aufgedruckte Autos beispielsweise, kalifornische Rettungsschwimmerinnen oder Logos von Fußballvereinen. Aber ähnlich wie bei Geschirr sollte Schlichtheit das Gebot des erwachsenen Menschen sein. Also maximal unifarben oder schlicht gestreift. Ach so: nur Knöpfe, kein Reißverschluß.
26. Februar 2007 um 16:17
Weiße Bettwäsche, da habe ich ja noch gar nicht drüber nachgedacht! Vielen Dank für die völlig neue Anregung, so was wird heutzutage immer seltener (siehe oben). Erster Gedanke: Ob es wohl Zusammenhänge gibt zwischen nur weißer Bettwäsche und nur schwarzer Garderobe?
26. Februar 2007 um 18:42
Leinen und Perlmuttknöpfe, die Kissen von der Urgoßmutter selbst gewoben und bestickt, das ist meine Wäsche. Es hat mich so sehr gewundert bei den ganzen Vererbereien der letzten Jahre, dass keiner das Silber und diese Wäsche haben wollte. So komme ich eben zu diesen wunderschönen Dingen, auch nicht schlecht.
26. Februar 2007 um 19:17
Passend zum Beitragstitel, die Kommentare zahlreich hier. Da wird sich aber der “Weiße Riese” riesig freuen. (Natürlich nur als Pulver, nicht als Powerdrops.)
Ich finde ja auch Tennissocken ganz stilvoll; vor allem die weißen. ;-)
26. Februar 2007 um 20:04
In weißer Bettwäsche fühle ich mich erwachsen. In bunter Bettwäsche hab ich gute Laune.
(Memo to me: Beim nächsten Münchenbesuch die Pokerchips mitnehmen und bei der Kaltmamsell einfallen.)
26. Februar 2007 um 21:39
Weisse Bettwäsche weckt bei mir Assoziationen an Krankenhaus. Nein, nix für mich.
Aber ich hab sowieso keinen nennenswerten Stil oder Geschmack ;-) Daher: bunt, bunt, bunt!
9. März 2007 um 17:58
Als Intellekuelle(r) muss man sich wohl ständig im Stil-Gebrabbel suhlen und beim Martini-Trinken den kleinen Finger spreizen…nuja, ich finds fad. Kann jemand wie Kid37 eigentlich ruhigen Gewissens verreisen oder wird da der komplette Hausstand mitgenommen? Könnte ja sein, dass das Kopfkissen im Hotel nen Reißverschluß hat…greulich, greulich…und fad.
14. Mai 2007 um 11:55
Passend zum Thema. Schöne schlicht weiße Bettwäsche gibt es bei
gelöscht von Kaltmamsell, denn Werbung mache hier nur ich. Und schöne weiße Bettwäsche gibt es bei vielen, vielen, vielen Anbietern.
12. November 2008 um 17:01
Werbung von kaltmamsell gelöscht. Der Nick darf stehenbleiben, weil gar zu schön.