Mohnquetsche
Sonntag, 18. März 2007 um 17:33Heute wieder ein bisschen show and tell. Mohn wird in ganzen Körner verkauft, zum Kuchenbacken braucht man ihn aber meist gemahlen. Wobei er dann eigentlich gar nicht gemahlen ist, aber dazu kommen wir später. Backfertig ist Mohn heutzutage schwer aufzutreiben, was wohl auch daran liegt, dass er schnell verdirbt, sobald er zerkleinert ist. In meiner Kindheit gab es beim nächstgelegenen Gubi-Supermarkt (abgekürzt aus „gut und billig“, laut Wikipedia wurde die Kette an Tengelmann verkauft) hinter der Kasse eine öffentliche elektrische Mohnmühle gleich neben der großen Kaffeemühle. Als Gubi zumachte, hatten wir ein Problem. Zwar gab und gibt es „Mohnback“, doch diese angeblich gebrauchsfertige Mohnpaste hat eine Zutatenliste von hier bis zum nächsten Satelliten, ist also indiskutabel. Meine Mutter versuchte, den Mohn in ihrer elektrischen Kaffeemühle zu mahlen – und ruinierte über die Jahre beim Versuch drei Stück. Denn: Mohn wird gar nicht gemahlen, sondern, wie alle stark ölhaltigen Körner, gequetscht. Das Mohnöl war auch die Ursache des Kaffeemühlendesasters.
Da nichts darauf hinwies, dass die öffentlichen Mohnmühlen zurückkehren könnten, schenkten wir meiner Mutter vor ein paar Jahren eine eigene Mohnquetsche. Welche ich mir soeben für ein paar Wochen ausgeliehen habe:
Das Gerät:
Das Mahlwerk (Quetschwerk?):
Gequetschter Mohn, feiner übrigens als der gekaufte:
Der Anlass des Quetschens: Mohnkuchen im Glas.
die Kaltmamsell12 Kommentare zu „Mohnquetsche“
Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.
18. März 2007 um 20:09
Ich gebe zu, das sieht voll gut aus. Und ich beneide dich aufrichtig um die Quetsche. Mir wäre sehr nach einem Mohnkuchen (oder Mohkuchen) auf schlesische Art. Das ist aus Mohn und altem Brot so eine richtige Pampe (mit Rosinen wohl auch). Und man sollte nach dem Essen nicht zu sehr lachen mit den Zähnen, bzw. wissen, wie man dann anderen gegenüber aussieht.
Dazu reicht man Vanillesauce oder Weinschaumsauce. Aber ich kenne das Gericht wirklich nur vom Essen – und das auch einige Weihnachten zurück.
Hmmm.
18. März 2007 um 20:23
Hm, lecker. Habt Ihr mal den Mohn-Orangenkuchen von fool for food probiert? Der ist auch großartig (da braucht man auch nur den ganzen Mohn in Milch quellen lassen …).
18. März 2007 um 20:25
Den hier, creezy?
18. März 2007 um 22:59
Bekloppte Zufaelle: just gestern hab’ ich von meiner Frau Mutter lang und breit erklaert bekommen, dass der Mohnkuchen, den es letzte Woche mitgegeben gab, etwas besonderes war, weil kein Fitzelchen Mehl enthalten sei. Nur Mohn stattdessen. Und dass der eigentlich gemahlen gehoert, der Mohn, und derart nur schlecht zu bekommen sei, weil er so schnell verduerbe.
Und dass der Mohn dann in diesem Falle einfach ungemahlen hat dran glauben muessen. Was mich dann doch ein wenig verwunderte, darob, dass trotz ganzer Koerner ein ueberwiegend unauffaelliger Teig draus geworden ist.
(Und dass das bei den oelhaltigen Dingern eher eine Art Quetschen sein wuerde, stand als Vermutung auch im Raume…)
19. März 2007 um 6:23
Ah, Sie sprechen mir aus dem Herzen, Frau Kaltmamsell. Meine schlesische Oma kaufte auch stets gequetschten Mohn beim Bäcker nebenan für ihre “Mohnkließel”, die es zu ihren Lebzeiten früher immer als Weihnachtsdessert gab. Das meinen Sie sicher auch, Herr Huflaikhan. (Mohnkließel sind übrigens ganz einfach herzustellen!)
Mindestens ebenso blöd bei Mohnfix-Packungen wie die Zusatzstoff-Liste: Die Unmengen an Zucker, so dass das Mischungsverhältnis von Mohnkügelchen und Süße nie ordentlich runterzupegeln ist.
19. März 2007 um 10:12
Frau Indica. Das ists wohl. Seien Sie so lieb und geben Rezeptur und Herstellung bekannt. Das wäre sehr fein und freundlich – auch wenn ich das wohl kaum zu erhoffen wage. Als Kind habe ich mich für solchen Mütterkram echt nicht interessiert – und heute wäre es mir peinlich, danach zu fragen.
Obwohl, vielleicht sollte ich das doch. Ostern kann man doch auch ein Dessert vertragen.
19. März 2007 um 11:24
Vielen Dank, mir scheint, ich habe das perfekte Geschenk für meine schlesisch-stämmige Schwiegermutter gefunden. Die ihren Mohn für den traditionellen Mohnkuchen inzwischen fertig gemahlen auf dem Viktualienmarkt kaufen muss und sich immer beklagt, dass der nicht fein genug ist. Ausserdem veschärft die Expedition in die große Stadt den Vorweihnachtsstress. Also Mohnmühle.
19. März 2007 um 12:27
Liebe Kaltmamsell,
es freut mich ungemein, dass mein Rezept den Weg in Ihre Küche gefunden hat! Langsam beginne ich mich auch mit dem Gedanken anzufreunden, mir noch eine eigene Mühle/Quetsche zuzulegen… Werde Ihnen am Samstag noch ein paar Löcher in den Bauch fragen zum Thema ;)
19. März 2007 um 19:17
Gibt es eine Möglichkeit, das Rezept zu bekommen?
Und wo kann man Mohnmühlen kaufen?
Und verschicken sie vielleicht Care Pakete nach Belgien? Wahrscheinlich nicht… Naja, was soll’s.
Vive la Belgique.
20. März 2007 um 9:20
Das Rezept, la puce ist über einen Mouseclick auf die Wörter “Mohnkuchen im Glas” zu finden. Die Mohnmühle gibt es bei zahlreichen Internet-Shops. Geben Sie einfach in die Adressleiste Ihres Browsers ein “google.de”, drücken Sie Enter, und dann geben Sie als Suchbegriff “Jupiter Mohnmühle” ein.
(Jeder fängt mal an im Internet.)
20. März 2007 um 18:34
Das hätte ich auch alleine gewusst, aber trotzdem danke.
20. März 2007 um 21:21
Anno tubac mal ein Rezept für eine Mohn-Sahnesoße (zu Nudeln) ausprobiert, und selbiges Problem mit Mörser und Stößel gelöst.
zugegeben, es drehte sich hier um eher geringe Mengen.