Archiv für März 2007

Lieblingsblogeinträge heute

Donnerstag, 22. März 2007

Herr Rau:

Für Nichtrollenspieler: Ein W30 ist ein dreißigseitiger Würfel, auf Englisch auch D30. Er wird selten verwendet und ist nicht mehr so leicht in Läden aufzutreiben wie früher; häufiger sind W10, W20, auch W4, W8, W12 und natürlich der gute alte W6, von Laien auch “Würfel” genannt.

Herr Derfner:

His inscription, top to bottom and left to right, reads “The good god, Lord of the Two Lands, Lord Who Does Things, King of Upper and Lower Egypt Menkheperre Setepenre, Son of [the sun-god] Ra Tuthmose Neferkheperu, given all life like Ra forever.”
“Lord Who Does Things” seems suspiciously vague to me. What things? Things punishable in modern Egypt by prison with hard labor?

Und dann Herr Adams:

… researchers asked people to write essays in support of a random point of view they did not hold. Months later, when surveyed, the majority held the opinion they wrote about, regardless of the topic. Once a person commits an opinion to writing – even an opinion he does not hold – it soon becomes his actual opinion.

(Was soll ich sagen – ich steh halt auf Spinner.)

Was Sie schon immer über Frauenfitnessstudios wissen wollten

Donnerstag, 22. März 2007

Stimmt es, dass die Frauen dort auf Crosstrainern strampeln und gleichzeitig auf dem Fernsehbildschirm vor ihnen Kochsendungen anschaun?

Ja.

Die Seeräuber-TanjaAnja

Mittwoch, 21. März 2007

Meine Herren, heute sehen Sie mich Pressemappen packen
Und ich schreibe den Text für jeden.
Und Sie geben mir einen Latte und ich bedanke mich nur
Und Sie sehen meinen Lumpen und diese lumpige Agentur
Und Sie wissen nicht, mit wem Sie reden.
Aber eines Abends wird ein Geschrei sein am Hafen
Und man fragt: Was ist das für ein Geschrei?
Und man wird mich lächeln sehn bei meinen Mappen
Und man sagt: Was lächelt die dabei?
Und ein Schiff mit acht Segeln
Und mit fünfzig Kanonen
Wird liegen am Kai.

Man sagt: Mach deinen telefonischen Nachfass, mein Kind
Und man reicht mir die Liste hin.
Und die Liste wird genommen, und der Report wird gemacht!
(Es wird keiner mehr drin lesen in dieser Nacht.)
Und sie wissen immer noch nicht, wer ich bin.
Aber eines Abends wird ein Getös sein am Hafen
Und man fragt: Was ist das für ein Getös?
Und man wird mich stehen sehen hinterm Fenster
Und man sagt: Was lächelt die so bös?
Und das Schiff mit acht Segeln
Und mit fünfzig Kanonen
Wird beschießen die Stadt.

Meine Herren, da wird ihr Lachen aufhören
Denn die Mauern werden fallen hin
Und die Stadt wird gemacht dem Erdboden gleich.
Nur eine lumpige Agentur am Rand wird verschont von dem Streich
Und man fragt: Wer wohnt Besonderer darin?
Und in dieser Nacht wird ein Geschrei um die Agentur sein
Und man fragt: Warum wird die Agentur verschont?
Und man wird mich sehen treten aus der Tür am Morgen
Und man sagt: Die hat darin gewohnt?
Und das Schiff mit acht Segeln
Und mit fünfzig Kanonen
Wird beflaggen den Mast.

Und es werden kommen hundert gen Mittag an Land
Und werden in den Schatten treten
Und fangen einen jeglichen Berater aus jeglicher Tür
Und legen ihn in Ketten und bringen vor mir
Und fragen: Welchen sollen wir töten?
Und an diesem Mittag wird es still sein am Hafen
Wenn man fragt, wer wohl sterben muss.
Und dann werden Sie mich sagen hören: Alle!
Und wenn dann der Kopf fällt, sag ich: Hoppla!
Und das Schiff mit acht Segeln
Und mit fünfzig Kanonen
Wird entschwinden mit mir.

(Holprige Silbenverteilung war schon im Original ein V-Effekt, ahäm.)

Nachtrag: In den Kommentaren finden Sie die wesentlich bessere Version von Kommentatorin Esmeralda “Die Heuschrecken-TanjaAnja”.

Kunst in München

Dienstag, 20. März 2007

weisses_brauhaus.jpg

Es gibt in der Münchner Innenstadt durchaus Lokale, in denen man als Einheimische ein schlechtes Gewissen bekommt, weil man Touristen den Platz wegnimmt.

Kunst hatte es davor gegeben: Ich hatte mir mit Kolleginnen die Ausstellung Andreas Gursky angesehen und empfehle diese hiermit sehr. Die Bilder, die Sie hinter dem Link sehen, waren noch die am wenigsten interessanten, außerdem gehören die Originalmaße der Fotoabzüge untrennbar zu den Werken. Unter anderem, weil sich darin der Betrachter spiegelt und als zusätzliche Ebene Teil des Fotos wird.
(Was als Geschichte von diesem Ausflug mit Kolleginnen übrigbleiben wird, ist allerdings, dass ich eben die obigen Beobachtungen äußerte, als eine Ausstellungsbesucherin an mich herantrat und fragte: „Sind Sie die öffentliche Führung?“)

Familienalbum – 23: Frühling im Gerolfinger Eichenwald

Montag, 19. März 2007

schluesselblumen.jpg

Zu den festen Terminen meiner Kinderjahre (hier 1973) gehörte das Schlüsselblumenpflücken im Gerolfinger Eichenwald. Immer im Frühling, so um Ostern rum, fuhren wir raus in die Donauauen, in den lichten Eichenwald bei Gerolfing, um ganze Arme voll Schlüsselblumen zu pflücken; die gab es da wiesenbedeckend, so weit das Auge reichte. Hin und wieder begegnete uns eine wilde Orchidee namens Frauenschuh. Vor dieser standen wir dann ehrfürchtig, natürlich ohne sie anzufassen, denn wir wusste: Der Frauenschuh steht unter Naturschutz, vor dem wir hohen Respekt hatten, den darf man nicht pflücken.
Wieder daheim füllte meine Mutter Vasen und Schalen mit unserer Beute an Schlüsselblumen und dekorierte die ganze Wohnung damit.

Mohnquetsche

Sonntag, 18. März 2007

Heute wieder ein bisschen show and tell. Mohn wird in ganzen Körner verkauft, zum Kuchenbacken braucht man ihn aber meist gemahlen. Wobei er dann eigentlich gar nicht gemahlen ist, aber dazu kommen wir später. Backfertig ist Mohn heutzutage schwer aufzutreiben, was wohl auch daran liegt, dass er schnell verdirbt, sobald er zerkleinert ist. In meiner Kindheit gab es beim nächstgelegenen Gubi-Supermarkt (abgekürzt aus „gut und billig“, laut Wikipedia wurde die Kette an Tengelmann verkauft) hinter der Kasse eine öffentliche elektrische Mohnmühle gleich neben der großen Kaffeemühle. Als Gubi zumachte, hatten wir ein Problem. Zwar gab und gibt es „Mohnback“, doch diese angeblich gebrauchsfertige Mohnpaste hat eine Zutatenliste von hier bis zum nächsten Satelliten, ist also indiskutabel. Meine Mutter versuchte, den Mohn in ihrer elektrischen Kaffeemühle zu mahlen – und ruinierte über die Jahre beim Versuch drei Stück. Denn: Mohn wird gar nicht gemahlen, sondern, wie alle stark ölhaltigen Körner, gequetscht. Das Mohnöl war auch die Ursache des Kaffeemühlendesasters.

Da nichts darauf hinwies, dass die öffentlichen Mohnmühlen zurückkehren könnten, schenkten wir meiner Mutter vor ein paar Jahren eine eigene Mohnquetsche. Welche ich mir soeben für ein paar Wochen ausgeliehen habe:

mohn_1.jpg

Das Gerät:

mohn_2.jpg

Das Mahlwerk (Quetschwerk?):

mohn_3.jpg

Gequetschter Mohn, feiner übrigens als der gekaufte:

mohn_4.jpg

Der Anlass des Quetschens: Mohnkuchen im Glas.

mohn_5.jpg

Einmal durchs heutige SZ-Magazin

Freitag, 16. März 2007

Ist es ein Beleg für das Überschreiten der Lebensmitte, dass mir die Menschen auf Modeanzeigen alle im Schulausflugalter erscheinen? Die Firma Sander will mir mit einem Vierzehnjährigen Pullis verkaufen? Andererseits: Haben Sie die U4 (Rückseite) der aktuellen Vanity Fair gesehen? Wer hätte gedacht, dass mal zum Modetrend wird, was während der Karwoche unter dem Messgewand eines alten oberbayrischen Stadtpfarrers herauslugt.

Ich schau definitiv zu wenig fern und lese zu wenige Gazetten: Ich weiß nicht, wann das letzte Mal im Fotointerview jemand abgebildet war, von dem ich auch nur schon mal gehört hatte. Sehe ich bestätigt durch den gestrigen Trailer für eine Sendung namens „Promi-Dinner“: Ich kannte kein einziges der prominenten Gesichter.

Axel Hacke endlich mal wieder mit einer Geschichte, die zumindest ein paar Millimeter über sein Rumgeblogge der vergangenen Monate ragt.

Die Fotogeschichte ums Rasieren gefällt mir: Hin und wieder blitzen die Ideen auf, wegen derer ich mich jede Woche auf das Magazin freue.

Und dann schaut dieser Genetiker Schinzel auch noch genau so aus, wie ich den Professor im Labor des Superhelden besetzen würde, diesen selbstredend halb wahnsinnigen Professor, der nie über den Unfalltod seines einzigen Sohnes im Kleinkindalter hinweg gekommen ist und sich seither dem Basteln eines Übermenschen widmet.

Ballack von links, mei, ein Starleistungssportler halt.

Weiße Schuhe; meine neueste und noch ungetragene Erwerbung fehlt: Der weiße Camper (bitte immer spanisch aussprechen, also so, dass man alle Buchstaben hört) Pelotas Ariel mit Budapesterlöchlein, um den ich schon letztes Jahr herumgeschlichen bin. Aber im Magazin geht es ja auch um Männerschuhe.

weisse_schuhe.jpg

Frau Uhses Ladenkette in München – ja, das ist ein eigenes Kapitel. Dass mich mein Heimweg vom Bahnhof an einer Filiale vorbeiführte, machte mich eher stolz auf die verruchte Gegend, in der ich wohne. Aber seit einiger Zeit gibt es auch in der Sendlinger Straße einen Ableger, grob gelegen zwischen Lush-Geruchsattacke und Body-Shop-Nostalgie. Sehr schräg. Irgendwann erklärt mir hoffentlich jemand, warum „Reizwäsche“ derart billig (in Material und Verarbeitung) aussehen muss.