Das mit dem Pilates
Dienstag, 10. April 2007 um 11:50Been there, done that … T-Shirts gabs nicht.
Was ich aus einer Stunde Pilates gelernt habe, das vor wenigen Jahren als die größte Fitnesserfindung seit dem Geschwindigkeitsregler an der Stereoanlage gefeiert wurde und das angeblich (Verkaufsargument Nummer 1) hinter den makellosen Körpern von Hollywoodschauspielerinnen stand. Um nicht in den Ruch der Objektivität oder gar einer professionellen Arbeitsweise zu geraten, habe ich mir jede Recherche versagt, die über Hörensagen und persönliches Erleben hinaus geht.
– Pilates ist Gymnastik und wird auf einer Gymnastikmatte betrieben.
– Dazu zieht man gerne die Turnschuhe aus, Pilates geht strumpfsockert.
– Aufwärmen ist nicht.
– Die gymnastischen Übungen bestehen aus Aufbau und Abfolge von so genannten „Klassikern“, die Namen haben. Sie heißen unter anderem „Korkenzieher“ und „Meerjungfrau“.
– Die Sportart ist nach einem Menschen benannt (ultimativer Sportlerruhm!): Sie geht zurück auf einen Joseph Pilates, dessen Vorname englisch ausgesprochen wird, sein Nachname neutestamentarisch.
– Wer in seinem Leben viel Rückengymnastik betrieben hat (ich zum Beispiel), kennt alle Übungen bereits, allerdings nicht als „Klassiker“.
– Unterschied zur sonst gewohnten Ausführung: Die Zehenspitzen werden gestreckt.
– Die Musik ist eher sphärisch und gibt keinen Rhythmus vor.
– Laut Vorturner kann man Pilates in unterschiedlicher Intensität betreiben, von „entspannend“ bis „so dass man kaum mehr aufrecht aus der Tür kommt“. In welche Kategorie mein gestriges Erlebnis fiel, kann ich nicht beurteilen: Mir wurde während der 60 Minuten angenehm warm, insgesamt empfand ich das Liegen, Heben, Halten als entspannend – um mich herum winselten allerdings einige Damen und bettelten um Verkürzung der Übungen. Nun, es wäre schlimm, wenn eineinhalb Jahre Muckibude sich nicht auf meine Kraft ausgewirkt hätten, doch gehörte das Winseln vermutlich zur Show. Vermutlich habe ich also eine sehr einfache Stunde erlebt.
(Und jetzt setze ich mich hin und denke so lange rum, bis mir auch eine Fitnessart samt Marketingkonzept einfällt. Neues Lebensziel: Ein Stundenplan in einem Frauenfitnessstudio, in dem eineinhalb Stunden „Kaltmamsell“ eingetragen sind, viermal die Woche.)
die Kaltmamsell10 Kommentare zu „Das mit dem Pilates“
Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.
10. April 2007 um 12:37
was ich nicht so ganz durchschaue: wieso hat dieser herr pilates lauter komplizierte turngerätschaften dazu erfunden, wenn man das auch ohne den ganzen krempel auf einer matte machen kann? oder verkaufen unsere deutschen turnklubs eine fälschung?
das wichtigste für das demnächst auf den markt kommende kaltmamsell-training ist die reklame! du solltest das ganze erst auf dem amerikanischen markt einführen. hollywood! vollwertgymnastik from germany! wenn erst bette middler mitturnt, ist die sache auch in europa geritzt.
10. April 2007 um 12:55
Und ich dachte immer, Pilates sei nur was für Tänzer. So kamma sich irren.
Mir war’s immer zu langweilig, weil die musique nicht powert.
10. April 2007 um 13:20
pilates ist das, von dem ich nie schwitze, trotz angeblicher intensität.
pilates ist das, was ich nur aus der not heraus mitmache, sprich: wenn ich meine richtigen schwitzkurse uhrzeitlich vergeigt habe.
pilates ist das, was ich für einen modischen gym-trend halte.
10. April 2007 um 16:33
Sorry Lu, wenn Du bei Pilates nicht schwitzt, dann fürchte ich, Du bist entweder ein Wundermensch oder nie dem echten Pilates begegnet. Das Training dass ich jahrelang bei meiner Ballettlehrerin bewältigen durfte, sorgte schon bei der lächerlichen ersten Übung dafür (richtig gemacht, versteht sich!), dass uns der Schweiss auf der Stirn stand. Auch bei drei Trainingseinheiten die Woche. Und Pilates als modischen Gymtrend benennen, dem liegt nun wahrliche mangelnde Information zugrunde. Hey, Pilates hat das ca. seit 1930 als Trainingsform angeboten. Nur, weil jetzt so’n paar Gym-Studios den Trend gerochen haben, möchte ich diese excellente Trainingsform nicht so in den Boden gestampft sehen. Ich bezweifle allerdings, dass Pilates von normalen Fitnesskompetenzen einfach so angeboten werden kann. Früher haben das Leute gemacht, die neben normaler Tanzausbildung Tanzpädagogik studiert haben und dann noch zusätzlich die Pilateskurseinheiten absolviert haben… vielleicht lieg darin das besondere Qualitätsmerkmal im Vergleich zum normalen Angebot der Fitnesscenter?
Pilates ernsthaft betrieben, ist es eine wundervolle (wenn auch auf Dauer echt eintönige) Trainingsform, die sehr gesund den Muskelaufbau fordert – zumindest solange man den Aufbau nur durch das Stemmen der eigenen Extremitäten realisiert. Gesünder geht kaum. Und nebenbei wird die Körperhaltung verbessert. Wenn 50 % der Leute mit und noch ohne Rückenleiden Pilates machen würden, könnten wir Gesundheitsreformen hämisch ins Gesicht lachen.
Und wie gesagt, Pilates ist uralt. Ja, es ist ganz klar die Mutter sehr vieler Gymnastikübungen.
@gaga
Die Gerätschaften sind im Grunde die Vorhut der hiesigen Fitnesscentergeräte. Du machst viele der Übungen problemlos ohne Geräte, aber irgendwann will man sich auch steigern oder bestimmte Muskeln stärker herausbilden – bei den Tänzern lag da der Grund dahinter, dass männliche Tänzer mehr Muskeln aufbauen mussten, weil sie die Mädels stemmen musten. Da reicht es irgendwann nicht, das Bein im Winkel längere Zeit zu strecken … nur gab es 1930 nur sehr wenige Fitnessgeräte und wie diese Muskeln aufgebaut haben, das war für den Körperbau des Tänzers eher von Nachteil, machte ihn nur langsam.
@kaltmamsell
Nee, aufwärmen ist nicht. Pilates sind ja die Aufwärmübungen für den Tänzer, vastehste? ;-)
10. April 2007 um 18:49
weder noch creezy. ich habe pilates sogar schon drei chancen bei drei trainern/lehrern gegeben, aber es kann nicht alles für einen gemacht sein. ich würde es wieder tun, um mich überzeugen zu lassen, die geschichte dazu ist mir mehr wie gut bekannt.
dafür, dass ich früher auch tanz gemacht habe, ist mir pilates erst sehr spät über den weg gelaufen, und nun seit ein paar jahren so geballt, deswegen wunderte ich mich.
jeder jeck ist anders, wie wir hier zu sagen pflegen :)
10. April 2007 um 19:07
Pilates hin, Pilates her. Egal welcher Glaubensrichtung des Fitnesskults sie angehören, sie werden den perfekten Körper nicht erreichen. Das Alter ist immer schneller als sie trainieren können, egal nach welchem Ritus sie sich abstrampeln.
10. April 2007 um 19:31
Oh je, Pilates geht gar nicht – aber leider mangels Körperbeherrschung. Mein “Powerhouse” korrespondiert nicht mit meiner Atemrichtung. Ich mag lieber New Callanetics, da wird nämlich genau anders herum geatmet.
10. April 2007 um 23:57
Bei mir heißt das so, wie es heißen muss: Wirbelsäulengymanstik.
Meine Freundin, sie ist so eine Neumodische und probiert rum, die war in Pilates. Und was sagt ich? Jetzt braucht sie Fango und den Masseur, um den verrenkten Hals wieder grade zu kriegen. Bleibens mir weg mit dem neumodischen Zeug ;-)
11. April 2007 um 8:03
southern, wer redet denn von perfektion?
wie wäre es mit bewegter gesundheit und gut fühlen?
(abgesehen von verrenkten hälsen und gezerrten waderln:)
12. April 2007 um 11:28
Hm, also mir hat Pilates bis jetzt eigentlich immer ganz gut gefallen. Leider hat es eben diesen esoterischen New-Age-Yoga-Wellness-Anstrich und zieht oft auch die dementsprechenden Leute an. Wie gut das Training ist, hängt tatsächlich vom Trainer ab und von einem selbst. Ich habe trotz vermeintlich exzellent trainierter Bauchmuskulatur nach Pilates trotzdem Muskelkater gehabt. Und der Ausgleich zu ansonsten wummernder Diskomusik in den anderen Kursen war auch ganz ok.