Die Strafe für Spätlaufen

Montag, 23. April 2007 um 9:07

Dieses Wochenende aus Gründen erst sonntags und erst um die Mittagszeit die Isar hinauf und dann hinab gejoggt. Festgestellt, dass ich mich dadurch in einer völlig anderen Welt bewegte. Zu Beginn meiner Strecke überholte mich eine joggende Blondine mittleren Alters, einen mittelgroßen Hund an der Leine, die sich und den Wauzi anfeuerte, in dem sie militärisch rhythmisch „Ja! Ja! Gassi gehen! Gassi gehen! Ja! Ja! Gassi gehen! Gassi gehen!“ vor sich hin keuchte. Glücklicherweise wollte Wauzi dringend einen Baum beschnuppern, so dass ich sie hinter mir ließ.

Wege, Stege und Steigen waren bei diesem Sommerwetter natürlich dicht bevölkert, vor allem Radlanfänger im Kindergartenalter sowie vielköpfige Cliquen mit Grillausrüstung bepackt formten meine Route zu Mäandern. Zwischen Tierpark und Großhesseloher Brücke dominierten Geschwader von Bergradlern, die mich mehrfach zum Ausweichen ins Gebüsch zwangen. Aber, wie erwähnt, an einem Sonntag bei diesem Wetter und um diese Uhrzeit musste ich damit rechnen.

Wirklich irritiert war ich durch die Störung meiner sonst genüsslich weit schweifenden Blicke über die Isarauen und die Kiesbänke: Vor allem letztere waren nahezu gänzlich bedeckt von Sonnenbadern – und zwar nackten Sonnenbadern aller Formate, aller, aller Formate. Theoretisch wusste ich, dass die Isar in München sogar berüchtigt ist als Habitat für diese Population, praktisch nahm mir der Anblick einigen Spaß. Ich beschränkte mich beim Gucken also auf die Blümchen, Vogerl und Mäuslein am Wegesrand.

die Kaltmamsell

6 Kommentare zu „Die Strafe für Spätlaufen“

  1. walküre meint:

    Ihre Schilderung klingt wahrscheinlich komischer, als dieser Spießrutenlauf in Wirklichkeit war; ich für meinen Teil hab mich speziell bei den Sätzen über die Drill-Sergeant-Joggerin köstlich amüsiert. Wenn ich mir das Gesicht vorstelle, das mein Hund machen würden, käme ich auf die Idee, ihn auf die selbe Weise anzufeuern, muss ich gleich nochmal lachen …

  2. pollymere meint:

    uhah, ganz schlechte idee. ich versuchte das vor kurzem sonntag nachmittag am rheinufer. catastrophe! seitdem nur noch nach 18 h (bin kein frühsportler) und nie mehr sonntags.

  3. Stefan meint:

    Am Rheinufer in Bonn und am Elbufer in Dresden konnte ich schon die merkwürdigsten Laufstile beobachten: Latscher, Hinker, Selbstquäler, Jogger … und dann gibt es ganz wenige richtige Läuferinnen und Läufer. Entweder sind einfach nicht alle Menschen zum Joggen oder Laufen gemacht oder es fehlt vielen an der notwendigen Vorbereitung. Es tut mir teilweise selbst schon beim Zuschauen weh.

  4. daruminde meint:

    Zum letzten Absatz muss ich doch mal fragen: Dürfen nur Menschen, die irgendwelchen körperlichen Idealmaßen entsprechen, sich nackt in der Öffentlichkeit sonnen? Was das Auge beleidigt, ist doch relativ und wenn es den Menschen gefällt, sich so zu präsentieren, sollen sie es doch tun. Es klingt bei Ihnen schon etwas nach: Was für eine Zumutung ist das denn. Sicherlich ertappe auch ich mich bei ähnlichen Gedanken, aber vielleicht bin ich ja auch nur neidisch, dass es Menschen gibt, die ihr Selbstwertgefühl nicht von der Meinung anderer abhängig machen.

  5. die Kaltmamsell meint:

    Dann ist es ja auch in Ordnung, daruminde, wenn ich mich durch den Anblick hässlicher nackter Menschen weiterhin verstören lasse, und das nicht von der Meinung anderer abhängig mache – zum Beispiel von Ihrer. Richtig?

  6. daruminde meint:

    Ja, da haben Sie völlig recht. Und ich habe auch einen Fehler gemacht. Der Kommentar-Link heißt ja “Beifall spenden” und eben nicht “Kommentar”. Sorry, werde mich nicht wieder äußern. Wünsche weiterhin schöne Läufe ohne optische Belästigung.

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