Archiv für April 2007

Vorausschauendes Wetter

Montag, 2. April 2007

Jetzt geht das schon wieder mit dem Wetter los. Wenn ich die ganze Woche plane, am Samstagvormittag an die Isar zum Joggen zu gehen, und am Sonntagnachmittag die Aerobicstunden „Total Body Conditioning“ (auch offiziell abgekürzt TBC – sagen Sie nichts) sowie „Step Burner“ zu besuchen (bitte auch über diese Bezeichnung nicht zu lange nachdenken) – dann kann ich doch nicht alles umschmeißen, bloß weil der Samstagvormittag bedeckt und kühl ist, während für Sonntag strahlender Sonnenschein angekündigt wurde.

Hiermit veröffentliche ich also meine Sportpläne für das lange Osterwochenende. Damit sich das Wetter rechtzeitig darauf einstellen kann:
– Gründonnerstagabend medizinische Muckibude (man komme mir also nicht mit einem überraschend biergartenwarmen Abend)
– Karfreitagvormittag Isarlauf (jetzt wäre ein bisschen Sonne schön)
– Samstagvormittag Schwimmen (wäre mit Sonne, die durch die riesigen Schwimmhallenfenster scheint, eindeutig erfreulicher, muss aber nicht)
– Ostermontag Spätnachmittag Pilates (zum ersten Mal – ich bin ungeheuer gespannt) und Aerobic (jetzt darf es ruhig eingrauen).

Danke.

Kinderwörter

Montag, 2. April 2007

Wo ich eben einen Text redigiere, in dem es um Erdgas geht und um die Pipeline, die es transportiert: Ich werde das Wort „Pipeline“ vermutlich zeitlebens in meinem Kopf wie einen gallischen Frauennamen aussprechen. Denn meine Grundschule lag in einer Stadt, in deren Nähe eine wirtschaftsförderliche Erdöl-Pipeline verlief, und diese war wiederum ein Thema des Sachkundeunterrichts. Wir Kinder, die wir gerade mal zwei, drei Jahre Leseunterricht hinter uns hatten, lasen das Wort selbstverständlich in deutscher Aussprache. Selbst nach der Korrektur durch die Lehrerin fanden wir unsere ursprüngliche Lesart erheblich sympathischer.
Warten Sie’s ab: Irgendwann wird eine heilige Pipeline (lat. Santa Pipelina) die Patronin aller Rohstoffförderer.

Vorfahren und Zugehörigkeit

Sonntag, 1. April 2007

A Girl like me
ist ein kurzer (sieben Minuten) Dokumentarfilm über dunkelhäutige junge Amerikanerinnen und ihre Hautfarbe.

Einerseits hatte ich im Mittelteil Tränen in den Augen – wie sie mir immer nahe sind, wenn jemand sich für nicht richtig, für irgendwie verkehrt hält.

Aber dann wurde dieses tiefe Mitgefühl überlagert durch mein Unverständnis, wenn jemand, der seit vielen Generationen in den USA lebt, sich als „African“ bezeichnet: „Well I’m African“, sagt die eine junge Frau, „I am from Africa“ die andere. Und allein schon wegen ihres Akzentes bezweifle ich das sehr.
Ist es wirklich einfach ein Luxus, den ich mir als unbeteiligte (und sehr hellhäutige) Europäerin leisten kann, dass für mich Afrikaner Menschen sind, die auf dem riesigen afrikanschen Kontinent leben oder lange dort gelebt haben?
Wie starken Ausschlag gibt der Grund einer Migration für die Selbstdefinition der Migrantin? Auf diese Frage komme ich, weil ich als Begründung für die paradoxe Selbstdefinition African gehört habe, die schwarzhäutigen Vorfahren der schwarzhäutigen Amerikaner seien ja nicht freiwillig nach Nordamerika gekommen, sondern als Sklaven und gewungenermaßen (europäische Vorfahren derselben Person zählen meiner Erfahrung nach nicht). Ich würde gerne mit der Tochter eines somalischen Einwanderers in die USA sprechen, deren Vater – sagen wir – zum Studium nach Minnesota gekommen ist und sich aus welchen Gründen auch immer dort niedergelassen hat. Ob sie die dunkelhäutige Nachbarstochter, deren Ururgroßmutter bereits in Minnesota auf die Welt gekommen ist, als African bezeichnet? Oder sich selbst?

Über meinem ergebnislosen Nachdenken schwebt das Schlagwort „Integration“. Ich bin sicher, dass äußerliche Andersheit Zugehörigkeit zu einer Gesellschaft erschwert. In Deutschland braucht es nicht mal zimtfarbene Haut, es reicht meist kleinasiatisches oder nahöstliches Aussehen, um regelmäßig von anderen Einheimischen auf Englisch angesprochen zu werden (mag die Ausgrenzung durch die Frage „Woher kommen Sie“ disputabel sein, in diesem Fall ist sie es nicht). Was muss dann erst passieren, dass jemand mit dunkelbrauner Haut und friseligen schwarzen Haaren eingeschlossen wird? Ohne ihr das Recht auf eine eigene Geschichte mit eigenen Bräuchen zu nehmen, das eine eigene Identität erfordert. Und was muss wohl in den USA passieren, damit alle Amerikaner sich als Amerikaner bezeichnen? Vielleicht ist das ja die falsche Frage, vielleicht identifizieren sich alle mit ihrer jeweiligen Region, und die Dame, die sagte „I am from Africa“ sagt ebenso „I am from Brooklyn“.

Wenn ich zu einem Ergebnis komme, gebe ich Bescheid.