Archiv für Mai 2007

Wenn ich ein Blog als Geschäftsmodell aufbauen würde,

Sonntag, 20. Mai 2007

oder als Teil einer Geschäftsidee, dann würde ich

  • es monothematisch gestalten, denn bisherige Statistiken haben erwiesen, dass Blogs mit klarem thematischen Profil die meisten User anziehen.
  • als solch ein Profil etwas nicht zu Abgelegenes wählen, sondern ein Thema, das eine sauber zu erfassende, möglichst große Lesergruppe anspricht.
  • das Layout des Blogs zielgruppenspezifisch gestalten, also die Designtrends aufgreifen, die in den sonstigen Medien für diese Zielgruppe sichtbar sind. Damit würde ich sicherstellen, dass Thema und Ausrichtung des Blogs auf den ersten Blick erkennbar sind.
  • nachdem ich festgestellt habe, dass der Traffic auf diesem Blog trotzdem nicht von allein steil steigt (nunja, ich habe mich halt erst mal um das eigentliche Business gekümmert und bin nicht dazu gekommen, lesenswerte Blogeinträge zu schreiben), eine aufmerksamkeitsfördernde Maßnahme starten, die fast nichts kostet: einen Blogpreis. Ich würde einen Blogpreis ausschreiben für das beste Blog zu dem zielgruppengerichteten Thema, um das mein eigenes Blog kreist.
  • eine Nominierungsliste auf mein Blog setzen, die alle passenden Blogs von Rang und Namen enthält. Ist ja klar, dass die nominiert werden.
  • dadurch zum ersten Mal auch interessante und vielgelesene Blogs per Link auf mich verweisen lassen, denn Blogger beobachten ihre Referer und werden dadurch von meinem Blogpreis erfahren. Spielkinder, die Blogger nunmal per Definition sind, werden sie meine Aktion lustig finden und darüber bloggen.

So weit, so BWL-Marketingstudiengang-kompatibel. Hoffentlich hätte ich dann aber auch bedacht

  • dass Online-Abstimmungsverfahren extrem manipulierbar sind und für die Programmierung erfahrene Fachleute erfordern.
  • dass ich für diese Art Aktionen gleich mal saubere Krisen-PR konzipiert haben sollte.
  • dass Blogger, wenn sie irgendwo falsches Spiel wittern – tatsächlicher Hintergrund egal -, und das auch noch in Verbindung mit einer komerziellen Blog-Idee, zu Bestien werden können.

Wissen’S, Frau Obststandlerin am Sendlinger Tor:

Freitag, 18. Mai 2007

Mir ist schon klar, dass es System hat, in Erdbeerschalen immer ordentlich mehr als ein Pfund zu füllen – so bekommen Sie Ihre Kunden dazu, mehr Erdbeeren zu kaufen, als sie eigentlich wollten, schließlich ordern die meisten ein, zwei oder drei „Schalen“. Wenn ich aber „ein Pfund Erdbeeren“ bestelle, dann meine ich ein halbes Kilo. Dann hilft es auch nicht, mich anzuschnippen: „Des war’n mehr, des werd abgwog’n“, wenn ich gegen den höheren Preis protestiere. Behalten’S Ihre Erdbeeren.

(Genau solche falschen Fuchz’ger machen den braven Obststandlerinnen das Leben schwer, erklärte mir mal eine von den guten. Der Standplatz am Sendlinger Tor gehört nämlich zu denen in München, die nicht fest vergeben sind, sondern auf dem die Anbieter und Anbieterinnen durchrotieren. Wer dort ein schlechtes Einkaufserlebnis hatte, kommt vielleicht vergrätzt nicht wieder – auch wenn die Woche drauf jemand anderes verkauft.)

Ernte des heutigen Isarlaufs

Freitag, 18. Mai 2007

wiesenblumen.jpg

Habe mir dann doch kurzfristig heute frei genommen. Beim Joggen in den Isarauen gedacht: Wenn der Mitbewohner nicht zum Draußen geht, muss das Draußen zu ihm kommen. Und ihm einen Strauß Wiesenblumen mitgebracht.

Wozu wahnsinnige Wissenschaftler gut sind

Mittwoch, 16. Mai 2007

Erst folgte ich nur dem Delicious-Link zu Tiramatzah (werde ich definitiv mal ausprobieren: endlich ein Rezept, das die Existenz von Matzen rechtfertigt), dann fand ich den Blogtitel „Evil Mad Scientist Laboratories“ doch zu attraktiv, als dass ich nicht das Stöbern begonnen hätte. Ergebnis: sehr, sehr klasse Zeugs. Zum Beispiel:
Gläser-Deko aus Elektronik-Komponenten (der Bastelkeller meines Elektriker-Papas bekommt eine völlig neue Anziehungskraft)
aus langweiligen Werbe-T-Shirts schicke Damenoberteile nähen
Drucken mit Zucker (boah!!! auch wenn ich das sicher nicht nachmachen werde)

Die Nachrichten

Dienstag, 15. Mai 2007

Nachdem das Blogheinzelmännchen „den Kanal gewechselt“ hat (whatever), komme ich auch vom Sofa aus wieder in unser drahtloses Netz und muss mich dafür nicht mehr im 50-Zentimeter-Radius um den Sender aufhalten.

Ein Drittel der Abteilungsbelegschaft hat diese Woche Urlaub, ein weiteres Drittel ist mit übler Erkältung krank geschrieben. Nun raten wir mal, auf wessen Schreibtisch einige Arbeit dieser glücklichen (erstes Drittel) und dieser armen (zweites Drittel) Menschen gelandet ist.

Noch zehn Tage bis Urlaub, es geht für zwei Wochen nach Madrid und Umgebung. Die Mission: Herausfinden, wie die zeitgenössische spanische Küche schmeckt. (Diese Beschreibung kommt meinem Ideal von Urlaub übrigens sehr nahe. Und ich habe dafür die ideale Begleitung.)

Anhaltende Freude über die schönen und bewegenden Kontakte, die sich durch die Bloggerei ergeben. Und wenn man die Leute einlädt – dann kommen die!

Den Mitbewohner daran erinnert, dass ich auf meinem Grabstein „Oberstudienratswitwe“ stehen haben möchte und er mal besser seine Karriere im Blick behält.

Ohrwurm seit einigen Tagen: „Miss Otis regrets, she’s unable to lunch today“, gesungen von Bryan Ferry. Eigens den Text herausgesucht, damit ich nicht nur „hmm“ und „ladada, Madam“ in meinen Arbeitsbildschirm summen muss.

Plumps, Klo!

Montag, 14. Mai 2007

So gern ich sonst viel trinke – gestern unterdrückte ich den Trinkimpuls mit Macht. Ich verbrachte nämlich den Nachmittag an einer Stätte meiner Kindheit, die ich zwar seit mehr als 20 Jahren nicht mehr besucht hatte, an der mir aber ein Detail besonders lebhaft im Gedächtnis hing: das Plumpsklo. Und ich grause mich ganz furchtbar vor Plumpsklos.

Dieses Grausen gehört zu der Seite an mir, die mich eine Woche in einem angenehmen Hotel drei Wochen Rucksackurlaub vorziehen lässt, die mich zu einer gefesselten Zuhörerin macht, wenn die eine von ihrer Bootstour im Okavango-Delta erzählt, die andere von Wanderungen im Himalaya, mich selbst aber energisch jeden Ortswechsel verweigern lässt, der mehr als zwei Schritte zurück in der zivilisatorischen Entwicklung erfordert. (Letzterer Reisebericht wurde seinerzeit bezeichnenderweise eingeleitet durch die Erklärung: „Das war kurz nach meinen Diplomprüfungen, und ich hatte genug Geld gespart, um mir entweder endlich eine eigene Waschmaschine zu kaufen oder mit einer Freundin zwei Wochen durch den Himalaya zu wandern. War ja klar, wofür ich mich entschied.“ „Waschmaschine!“ rief ich begeistert. „Himalaya!“ rief gleichzeitig die Erzählerin.)

Zurück zum gestrigen Nachmittag. Ich fuhr mit meinen Eltern zum Grillen in „den Garten“. Das ist ein Baugrundstück in einem langweiligen Dorf weit vor meiner Geburtsstadt (so langweilig und weit, dass nicht mal die zugewanderten Manager des örtlichen Großunternehmens ihre Eigenheime dorthin bauen mögen), das Freunde meiner Eltern vor etwa 35 Jahren kauften, um daraus einen Schrebergarten zu machen. Mein Vater half, ein wunderhübsches altes Holzhäuschen aus einer aufgelösten Schrebergartensiedlung hierher zu versetzen, und als Gegenleistung durften wir auf einem Teil des Grundstücks Gemüse anbauen sowie Häuschen und Rasen für Aufenthalte nutzen (dieses Bild wurde übrigens in besagtem Garten aufgenommen). Meiner Erinnerung nach fand ich das alles als Kind doof. Ich war schon zu alt, um mich an der Schaukel zu freuen, es waren selten andere Kinder zum Spielen da (daheim vor dem Wohnblock gab es immer genug davon), Lesen wäre in meinem eigenen Zimmer ebenfalls bequemer gewesen.

Außerdem ließ man mich auch hier selten in Ruhe lesen, ich sollte ja bei der Gartenarbeit helfen. Pädagogisch gezielt wies man uns Kindern (die grundstücksbesitzenden Freunde hatten drei Töchter, zwei davon etwa in meinem Alter) jeweils ein kleines Beet zu, in dem wir – so die begeisterte Mitteilung – pflanzen durften, was! wir! wollten! Nun, Säen war ja noch ganz nett (ein paar Radieserln, ein paar Karotten, halt lauter so langweiliges Zeug, flächendeckend Erdbeeren ließ man mich natürlich doch nicht anbauen), Unkrautjäten fand ich dann schon ausgesprochen unangenehm (ich glaube, ich wurde sogar mir dem tückischen Argument gemaßregelt, dass ich damit die Erfüllung meines Wunsches nach einem Haustier unwahrscheinlich machte), dass ich Gießkanne um Gießkanne schleppen sollte, wenn vernünftige Menschen doch zur Bewässerung eigens Gartenschläuche erfunden hatten, verschlechterte meine Laune zusätzlich. Dann stellte sich der Boden das Gartens auch noch als problematisch heraus, meine Ernte an Radieschen und Karotten musste ich mit Würmern teilen. Ich überließ ihnen eigennützig das Feld.

Weitere Erinnerungen: Kartoffelkäfer sammeln und Kartoffelkäfereier zerdrücken (blärch!), Buschbohnen ernten (so viel Bückerei, ohne dass man gleich von der Ernte naschen könnte!), Stangenbohnen ernten (weniger Bückerei, aber mütterliche Schelte, weil ich nicht gewissenhaft genug war und viele Bohnen übersah – ich bitte Sie, grün auf grün), Johannisbeeren ernten (waren mir zu sauer, zudem mochte ich die Kerne nicht). Selbst was mir schmeckte (Erdbeeren, Stachelbeeren), durfte ich nicht einfach naschen, weil das Ganze ja nicht uns, sondern den Freunden meiner Eltern gehörte, und ich immer erst mal fragen musste. Diese Konstellation führte auch nach wenigen Jahren zur Lösung des Arrangements.

Und: das Plumpsklo. Zwar gab es einen Wasseranschluss auf dem Grundstück, wenn auch in einer weit von der Hütte entfernten Ecke, aber keinen Abwasseranschluss (noch Strom, aber das störte mich nicht). Als Abort diente also ein im Originalzustand der Hütte angeschlossenes Scheißhäusl, unter dem Donnerbalken stand ein ehemaliger Farbeimer. Ich hasste, hasste, hasste es, dieses Klo zu benutzen. Es war dunkel, eng und dumpf in diesem Scheißhäusl, die Ecken und Kanten waren mit alten und neuen Spinnweben bespannt, darinnen vermutete ich riesige und aggressive Spinnenmonster, überall schien es zu rascheln und zu rumoren, das Sitzbrett war unbequem hoch. Hätte es in der Nähe des Gartens ein Wäldchen oder Gebüsch gegeben, wäre ich lieber dorthin gegangen, doch die Umgebung bestand aus Straßen und flachen Feldern.

An all dieses erinnerte ich mich gestern auf der Fahrt hinaus zum Grillen. Und beschloss, keinen Tropfen zu trinken.

(Hier, fällt mir gerade auf, mag die Wurzel meines innigen Großstädterinnentums liegen, das mir Eigenheim oder gar Aufs-Land-ziehen noch nie verlockend erscheinen ließ.)

Östrogen – Testosteron

Samstag, 12. Mai 2007

(Kursiert gerade als Untersuchung der eigenen X- und Y-Chromosome durch die Blogs. Ich weiß doch aber sehr sicher, dass ich als Weibchen zwei X-Chromosome habe. Ich weiche also auf Hormone aus, die vorwiegend bei Frauen oder Männern vorkommen. Ob diese pingelige Humorlosigkeit eher auf das eine oder das andere Geschlechtshormon zurückzuführen ist, weiß ich nicht.)

Östrogen
– Ich interessiere mich sehr für Kleidung.
– Der Anblick junger Hunde bringt mich zum begeisterten Quietschen.
– Ich menstruiere.
– Bei Autos achte ich als Erstes aufs Äußere.
– Ich kann den Kalorien- und Nährstoffgehalt praktisch jedes Nahrungsmittels benennen.
– Wenn ich in meiner Unterwäsche einen Riss oder ein Loch entdecke, trage ich das Kleidungsstück nicht nochmal, sondern werfe es weg.
– Ich trage regelmäßig Ohrschmuck.
– Ich trage immer wieder Röcke.
– Und Feinstrumpfhosen und Damenschuhe.
– Die angemessene Haltung bei sportlicher Anstrengung ist für mich die eines griechischen Kouros: ruhig und mit einem gelassenen Lächeln.
– Ich rasiere meine Beine.
– Ich lasse mir gerne in den Mantel helfen.
– Ich schminke mich fast jeden Tag.
– Ich finde es in Ordnung, 45 Euro für einen guten Haarschnitt zu bezahlen.
– Mein Bindegewebe hat wabenförmige Struktur.
– Ich habe keinen Bock, beruflich um die Weltherrschaft zu kämpfen.
– Ich esse sehr gerne Obst.
– Ich kann mit Science Fiction nichts anfangen.
– Ich lasse mich beim Paartanz führen.
– Ich pinkle grundsätzlich im Sitzen.

Testosteron:
– Ich verstehe Frauen nicht.
– Ich benutze für Haar- und für Körperwäsche dasselbe Produkt.
– Romantik ist für mich eine Epoche der europäischen Geistesgeschichte. Und zwar eine vergangene Epoche.
– Ich registriere meine emotionalen Reaktionen meistens erst, wenn es zu spät ist.
– Mein Orientierungsvermögen ist weit überdurchschnittlich.
– Ich sehe immer besser aus, je älter ich werde.
– Ich fühle mich mit ganz kurzen Fingernägeln am wohlsten.
– Ich sehe im Blaumann sexy aus.
– Wenn mir die Weltherrschaft angetragen würde, zöge ich eine Annahme in Erwägung.
– Ich liebe Hemingway.
– Ich finde „Shopping“ extrem unattraktiv.
– Ich liebe Grillfleisch, und zwar unbedingt über Holzkohle zubereitet.
– Ich stemme in der Beinpresse zweimal 330 Pfund.
– Ich bin überzeugt, dass technischer Fortschritt die Welt verbessert.
– Privat telefoniere ich äußerst ungern („ich wollte nur mal fragen, wie’s so geht“ ist für mich definitiv kein Anlass), beruflich nur gern, wenn es wirklich etwas bringt und nicht eine E-Mail effizienter wäre.
– Ich verabscheue Beziehungsspielchen („Was hast du denn?“ „Ach nichts.“ „Ich merke doch, dass du was hast.“ „Nein, nein, geht schon.“ „Was geht schon?“ „Ach nichts.“ „Jetzt sag schon.“ „Nicht so wichtig.“ „Also doch.“ „Ich hab doch gesagt, dass nichts ist.“ „Na gut.“ „Du merkst aber auch gar nichts.“ „Dann erklärs mir doch bitte.“ „Ach nichts.“ etc. pp. ad inf.).