Der ganz faaiine Wurstsalat
Dienstag, 19. Juni 2007 um 8:49(Bild schief, weil ich mir von hochrangigen Grafikdesignern habe sagen lassen, dass das dynamisch wirkt. Ich hatte nach der Durchsicht eines Broschürenvorschlags vorsichtig angemerkt, dass alle abgebildeten Gebäude und Produkte massiv nach links kippen. Wieder was gelernt.)
In meiner Geburtsstadt gibt es, wie in vielen deutschen Städten, ein Lokal namens Schlosskeller. In seine niedrigen Kreuzgewölbe kehrte der Jugendchor gerne ein, in dem ich ein paar Jahre sang, unter anderem wegen der guten Akustik. Unsere sangliche Nutzung dieser Akustik war Anlass so manchen Rauswurfs. (Ich persönlich kann mich zwar an keinen erinnern, doch es ist essenziell für das Selbstverständnis und die Mythologie eines Chores, wegen Gesangs aus Lokalen geflogen zu sein.)
Mehr als die lustigen Namen einheimischer Weine auf der Karte des Schlosskellers hat mich aber etwas anderes geprägt. Hier gab es den beliebtesten Weiberfasching der Stadt, zu dem mich meine Mutter ab Teenageralter mitnahm. Und weil wir es bei dieser Gelegenheit so richtig krachen ließen, bestellte meine Mutter sogar etwas zu essen – entweder ein feines Tartar, oder den ganz besonders berühmten Wurstsalat des Hauses. Das Besondere an ihm waren nicht die Zutaten, sondern die ganz faaiine Darreichungsform: Hauchdünn aufgeschnittene Wurst hübsch auf dem Teller platziert, die obligatorische Beigabe Essiggurke und Zwiebel feinstgehackt als Häuflein in der Mitte. So habe ich das Gericht dann auch Onkel und Tante aus Spanien als Vorspeise serviert. Detaillierte Beschreibung hier.
die Kaltmamsell9 Kommentare zu „Der ganz faaiine Wurstsalat“
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19. Juni 2007 um 12:13
Frau Kaltmamsell, bitte bestellen Sie den hochrangigen (???) Grafikdesignern schöne Grüße von mir und sagen Sie ihnen, dass überstrapazierte Dynamik sich relativ schnell abnutzt und im Auge sogar eines aufgeschlossenen Betrachters nach einer Weile nur mehr bemüht und letztlich abgeschmackt wirkt. Abgesehen davon sieht der Wurstsalat appetitlich aus, nur bewirkt die Schräglage in Verbindung mit meinen hitzebedingten Kreislaufproblemen mittelstarken Schwindel …
19. Juni 2007 um 15:17
Hallo, Frau Kaltmamsell,
danke für die Lösung meiner Abendessenproblematik, ich werde in Ermangelung von Stadtwurst und Lyoner eine westfälische Fleischwurst nehmen, und französische Cornichons.
Unsere hochrangige Grafikabteilung hält schräg irgendwie für achtziger, da ist was dran, oder?
Gibt es auch den Rest des Menus für die spanischen Verwandten, ich würde mich sehr freuen, darüber zu lesen,
Beste Grüße
Milla
19. Juni 2007 um 15:47
Gerne, Milla:
Als Vorspeisen gab es noch
– Obatzda
– geräucherte Forelle mit Meerrettich
– Roggenbrotschnittchen mit Griebenschmalz
– weißen Radi (Rettich)
– Rucola-Kirschtomaten-Salat mit Kürbiskernöl-Dressing
Zum Hauptgang Szegediner Gulasch (war ein Fehler, hat die Spanier komplett überfordert), zum Nachtisch New York Cheesecake, zum Café Konditorpralinen.
19. Juni 2007 um 16:57
Hallo, Frau Kaltmamsell,
danke für die Information, Obatzda hatte ich auch beinah vergessen. Ich habe noch einen Ziegencamembert im Kühlschrank, damit werde ich einen Versuch starten. Die Vorspeisen hören sich hervorragend an, ich muß aber gestehen, dass sich Szegediner Gulasch meiner Meinung nach zu wenig sommerlich liest innerhalb dieser Speisenfolge. Oder handelt es sich um ein Reminiszenz an die Geschichte Ihrer Familie, wie ich vermute?
Beste Grüße
Milla
19. Juni 2007 um 17:05
Schönes Bild – irgendwie erwarte ich, dass die Wurstscheiben nach links aus dem Monitor rutschen und gleich bei mir auf dem Schreibtisch landen.
Im Hause Nachtgedanken besteht der Wurstsalat übrigens immer aus gleichen Teilen Stadtwurst und schwarzem und weißem Pressack.
19. Juni 2007 um 18:23
Kann man den Grafikdesigner im Wurstsalat ertränken? ;-)
19. Juni 2007 um 21:06
WUSA!
Den gibt es hier leider nicht, er überschreitet den Main nirgends. Schade!
Dafür steht bei allen Familienfasten der angeheirateten Verwandtschaft im Süden eine Riesenschüssel davon auf dem Tisch.
21. Juni 2007 um 9:07
Was, bitte, ist Stadtwurst?
Ich im Osten kenne mich leider nur in Jägerschnitzel-Angelegenheiten aus.
21. Juni 2007 um 12:57
Stadtwurst besteht aus derselben Masse wie Regensburger, nur eben im großen Ring. Gerade Wurst- und Fleischbezeichnungen sind herrlich regional; ich bin seinerzeit mit meinem oberbayrischen Vokabular in schwäbischen Metzgereien nicht weit gekommen.