Madrid mit gutem Essen

Freitag, 1. Juni 2007 um 12:18

Na also, geht doch.

Ich behauptete ja schon auf den ersten Blick, dass die wirklich reizende Maître d’ nicht als Frau auf die Welt gekommen war. In ihrer Gestik und Mimik sowie zusammen mit ihrer sichtbaren phillippinischen Abstammung erinnerte sie mich zu sehr an den Hausangestellten, mit dem Chandlers Vater durchgebrannt war. Aber darum ging es sowas von gar nicht.

Auf der Suche nach der spanischen einheimischen Kueche von Heute hatten wir uns am Mittwoch zum Abendessen ein Restaurant herausgesucht, in dem sich laut dem Madrid-Blog Top Madrid seit seiner Eroeffnung die Madrilenen um Tische balgen: La Finca de Susana. Mein Gedankengang war: Das Essen hier finden die Madrilenen also derart gut, dass sie dafuer Schlange stehen. Und tatsaechlich: Schon einiges vor der eigentlichen spanischen Abendessenszeit (22 Uhr und spaeter) war der grosse Raum gesteckt voll. Wir bekamen einen Tisch fuer etwas spaeter versprochen und drehten bis dahin noch eine Runde in der Innenstadt.

Das Warten lohnte sich tatsechlich. Nach drei Gaengen mit Wein aus Madrid vermelde ich hiermit, dass der Madrilene genug Geschmack hat zu wissen, wofuer er gerne Schlange steht. Als Vorspeise hatte der Begleiter eine Fischsuppe, eine Schuessel voll dunkler, saemiger Suppe, in der bissfeste Calamarestuecke schwammen, darauf Scheibchen Weissbrot mit Knoblauchschaum. Ich hatte gruenen Spargel, mit frischem Lachs und Brie ueberbacken – eine geschmacklich schoene Zusammenstellung (dass man ab einer gewissen Dicke auch gruenen Spargel schaelen sollte, das kriegen wir schon noch). Die koestlichen Hauptgerichte: Traditioneller kastilischer Lammbraten (Cordero asado) fuer den Begleiter, konfierte Entenkeule mit Pflaumen und Couscous fuer mich – beides sehr zart und aromatisch. Die Desserts waren eher fad (ein bisschen Eis, Schokocreme und Obst auf grossem Teller drapiert und mit blumigem Namen versehen).

Der Tempranillo-Wein aus der hiesigen Gegend war schlicht und ehrlich, passt schon. In der Weinkarte hatten mich die Preise irritiert. Aufgefuehrt waren lediglich die Bezeichnungen der Weine sowie Preise zwischen 5 und 12 Euro. Aber fuer welche Einheit? Wenn das der Preis fuers Glas war, ueberstieg er sogar Muenchener Standard. Aber eine Flasche Wein im Restaurant konnte doch unmoeglich so wenig kosten. Konnte sie, das waren tatsaechlich Flaschenpreise. Von wegen Preise: Als Leute, die sonst in Muenchen Essen gehen, kamen uns Traenen der Ruehrung, als wir die Rechnung sahen. Fuer drei Gaenge, Wein, Wasser, Espresso und das alles fuer zwei Personen zahlten wir knapp 50 Euro.

die Kaltmamsell

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