Manche Dinge ändern sich nie

Donnerstag, 21. Juni 2007 um 13:56

Abendgarderobenabteilung eines Bekleidungshauses in München. Eine sehr junge Frau steht in einem hellroten, riesigen Ballkleid vor dem Spiegel, schulterfrei, beglitzerter Monsterrock, passende Stola überm Arm. Auf dem Sofa daneben eine kurzhaarige Frau mit Raucherteint in Jeans und T-Shirt, wohl die Mutter zur Ballprinzessin.

Verkäuferin: „Das ist eindeutig der Trend: Die Roben werden immer größer auf den Abiturfeiern.“
Mutter leise: „Na ja, wenn du unbedingt willst.“
Tochter pampig: „Was hab ich davon, wenn du und der Papa danebenstehen und euch das bloß noch peinlich ist?“

Ich schmunzle darüber, wie wichtig es der Jugend ewiglich ist, sich von der Generation davor abzugrenzen. In meinem Abijahrgang 1986 war es der Kampf, sich in Jeans und Turnschuhen sein Abizeugnis überreichen zu lassen. Same difference.

die Kaltmamsell

8 Kommentare zu „Manche Dinge ändern sich nie“

  1. creezy meint:

    Ach … erinnert mich an das Tanzstundenballkleid für den Schullball das meine Mum für mich schick fand: Rüschen, weiß und blaue Punkte. Weiß steht mir nicht, blau überhaupt nicht. Rüschen waren dann auch zu der Zeit nicht mehr ihn. Aber das Muttertier fand mich darin „niedlich“. Das war dann das Wort was mich aufhorchen ließ (ich war eh nicht so überzeugt) und dann – ich wusste bis zu dem Moment nicht, dass ich den Satz wirklich jemals formulieren würde – sprach: „Ach, ich würde gerne noch einmal eine Nacht darüber schlafen.“ Wir kauften das dann nicht, ich bin mit einem normalen langen Rock hin – ich wäre so dermaßen peinlich overdressed gewesen … ,-)

  2. Maik meint:

    Keine Turnschuhe zur Jeans, dafür Bundeswehrparka… (Leider nicht ich, sondern nur mein bester Freund. Fand ich trotzdem groß.)

  3. Helga B. meint:

    Ich glaub ja, dass dieser Trend durch US-Serien rübergeschwabbt ist, wo die Kiddies in großen Roben auf High-School-Bälle gehen. Ich finde es eher befremdlich. Aber vielleicht ist es tatsächlich schon eine Generationenfrage.

  4. outrage meint:

    Ja, der Abi-Jahrgang 86… ich hab mir damals den offiziellen Teil gleich gespart und bin erst so gegen 22 Uhr zur Party angerückt. Jeans, T-Shirt, Turnschuhe, eh klar.

  5. walküre meint:

    Mit dieser Problematik war ich nie konfrontiert, weil der Ball des jeweiligen Maturajahrganges bei uns im Jänner stattfindet und bei der Maturafeier selber dann nur mehr etwas elegantere Kleidung (“Kleines Schwarzes”) getragen wird. Glücklicherweise, denke ich, wenn ich Ihre Beobachtung so lese.

  6. Mittelbayer meint:

    Aber, Frau Helga B., eine Abiturfeier ist doch nicht mit einem banalen High-School-Ball zu vergleichen! Immerhin wird da gefeiert, daß man nach vielen Jahren ein wichtiges Ziel erreicht hat, und viele haben auch hart dafür gearbeitet! Und diese Leistung darf auch mit der gebührenden Eleganz gefeiert werden. Jeans und Turnschuhe sind da nicht angemessen, und ich bin froh, daß sich dieser Zeitgeist wieder verflüchtigt hat.

  7. Indica meint:

    Mein selbstgestrickter, königsblauer Seiden-Schlabberpullover zur Jeans (was sonst, anno ’84?) und die etwas eleganteren als sonst üblichen Danske-Loppen-Schuhen kamen meine Eltern bestimmt billiger als eine Ballrobe…

  8. Mittelbayer meint:

    Frau Indica, bitte nicht so sarkastisch: Auch ein Ballkleid kann man selbst nähen – ohne viel Erfahrung und mit umwerfendem Resultat. Ich gebe zu, der Stoff dafür wird etwas teurer sein als die Wolle für den Schlabberpullover. Das relativiert sich aber wieder, wenn man ihn aus Seide strickt, und der dann noch verbleibende geringe Aufpreis lohnt sich allemal!

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