Brillenmigration

Donnerstag, 5. Juli 2007 um 8:41

Vor etwa fünf Jahren ging ich wöchentlich drei bis fünf Mal in meine präferierte Hopsbude und aerobicte. Die nachfolgende Routine war folgende: In der Umkleide an den Spind gehen, auf dem Weg dorthin die Brille zwischen die Föne auf das Regal vor dem Spiegel legen, nasse Sportkleidung ausziehen, aus dem Spind Shampoo, Duschschaum, Handtuch holen, gründliche Eigensäuberung in der Dusche, abtrocknen, vor dem Spind eincremen und desodorieren, Straßenkleidung anziehen, vor dem Spiegel Haare trockenfönen, Brille aufsetzen, Zeugs einpacken, gehen.

Nur dass eines Tages eben vor etwa fünf Jahren der Schritt „Brille aufsetzen“ ausfiel. Weil sie nicht mehr auf dem Regal lag. Weg war. Selbstverständlich suchte ich die gesamte Umkleide ab, meine Kleidung und Taschen, dann alle anderen Räume der Hopsbude. Die Brille, ein fast zehn Jahre altes, sichtlich viel genutztes No-Name-Modell mit flächendeckend zerkratzten Gläsern, blieb weg. Auch ein Aushang im Studio, mit dem ich nach einer „Finderin“ suchte, brachte sie mir nicht zurück. Ich musste ein paar Wochen lang mit einer sehr wenig kleidsamen Notbrille vorlieb nehmen und eine neue kaufen. Seither frage ich mich, was eine Diebin wohl mit einer Brille der obigen Beschreibung anfängt und erzähle das Erlebnis als Beispiel für die Seltsamkeit des Lebens.

Bis mir gestern Abend fast exakt dasselbe passierte: Mir kam in der Hopsbude (das komplett umgebaute Nachfolgemodell des ersten Schauplatzes) die Brille abhanden. Diesmal hatte ich sie, wie ich es in dieser neuen Aerobicepoche immer tue, vor dem Duschen nicht auf das Fönregal, sondern auf den Boden meines Spinds gelegt, den ich für die paar Minuten in der Dusche offenstehen lasse. Bei meiner Rückkehr war die Brille (wieder ein sichtlich benutztes No-Name-Modell) weg, auch nach eingehender Suche in allen Nass- und Trockenräumen unauffindbar. Noch besteht die Möglichkeit, dass sie beim Putzen der Bude auftaucht, dass jemand sie aus Schabernack versteckt hat. (?)

die Kaltmamsell

14 Kommentare zu „Brillenmigration“

  1. Helga meint:

    Gewagte Theorie: Unterbewusst verlegen Sie die Brille selbst, da es Zeit ist für ein neues Modell – und da man freiwillig keine Brillen kaufen geht (stand bei mir auch über zwei Jahre auf der “jetzt aber mal”-Liste).

    Folgen Sie dem Aufruf – jetzt haben Sie eh keine Wahl. Ich empfehle Ihnen einen Optiker in der Schellingstraße.

  2. stefan meint:

    In der K-Bude lege ich meine Brille gern auf die Glasablage vor den großen edelstahlgerahmten Spiegeln. Man kann fast schon darauf warten, dass ein anderer Sportler fragt »Wer hat denn hier seine Brille liegengelassen?« oder dass jemand zufasst und die Brille an den Empfangstisch schleppt. Wo ich es doch überhaupt nicht leiden kann, wenn jemand meine Brille anfasst. Aber wohin will man sie denn sonst legen? Im Spind und um den Spind ist es mir zu gefährlich. Man sollte wohl immer ein stoßsicheres Etui bei der Hand haben …

  3. walküre meint:

    Jetzt habe ich mit Ihrer Unterstützung tatsächlich einmal einen Vorteil meiner starken Fehlsichtigkeit entdeckt: Ich käme nie auf die Idee, meine Brille außer Reichweite abzulegen, da ich nach Absetzen derselben mich augenblicklich in einem Zustand wiederfinde, der mich sogar über einen lediglich einen Meter entfernten Komodo-Waran stolpern ließe …

  4. l9 meint:

    Also mir ist das ja auch schon zweimal passiert in meiner Bude – allerdings mit durchgeschwitzten Sportschuhen – noch nichtmal ein Topmodell.
    Erinnert mich an einen Freund, Ballettänzer. Der kam irgendwann mal drauf, dass es wohl Fetischisten gibt, die um äußerst hohe Preise gebrauchte und abgenutzte Ballettschuhe in Größe 43 kaufen.

  5. kid37 meint:

    Ganz sicher Devotionalienkult. Von Paris Hilton wurde sogar der Müll teuer versteigert… (durchgeschwitzte Kid37-Hemden gibt es billiger)

  6. croco meint:

    Wo ? ;-)

  7. die Kaltmamsell meint:

    Neuester Stand: Nein, die Brille wurde nicht gefunden. Ja, die Notbrille drückt und bereitet mir dadurch Kopfschmerzen.
    Bis Sonntag geben ich dem Universum noch, meine Brille auszuspucken. Sonst geht’s Montag zum Brillenfachgeschäft (Schellingstraße wie viel, Helga?).

  8. Helga meint:

    Optik Bartholomä (Nr. 13): wurde noch nie so gut beraten, was Fassung und Gläser betrifft.

  9. Hande meint:

    Ja dann, muss ich auch wen empfehlen: Kurfürstenplatz, Dock’s Optik. Ich habe da seit 3 Jahren die beste Beratung meines Kurzsichtigen Lebens (auch schon fast 30 Jahre)….

  10. Lu meint:

    schräge sache. wenns doch wenigstens mal ein schuh oder anderes wäre. es gibt scheinbar verwendung dafür, in irgendeiner parallelwelt ;-)

  11. Frau Klugscheisser meint:

    Genannten Optiker in der Schellingstr. fand ich jetzt nicht soo ansprechend.
    Ganz doller Geheimtipp: Admand Optical, Golden Mile in Hongkong.
    Sehr günstig, gute Beratung, tolle Auswahl zwischen no- und fake-name Produkten.
    Und in Hongkong ist man schon nach 10 Std. Flug, ein Katzensprung also.

    (ernsthaft: Optik Marx in der Augustenstr. 110)

  12. die Kaltmamsell meint:

    Ich seh schon: Ich muss hier einen Pitch um meine neue Brille ausschreiben. Bei mir ums Eck (support your local dealer!) gäb’s auch einen ansprechenden Laden – in dem ich genauswenig eigene Erfahrungen gesammelt habe.

  13. Indica meint:

    Seltsame Fetisch-Leidenschaft…

    Also, in den Schwimmbädern meines Vertrauens ist noch nie was von der Duschablage verschwunden. Da wär ich auf der Stelle ernsthaft behindert (Autofahren!) und extrem verärgert (Brille mit Namen und La-Blinda-Gläser, deshalb teuer!).

    Bitte, wertes Universum, spuck sie aus, die Kaltmamsellsche Brille!

  14. Chris meint:

    Als alter vorspeisenplatten-leser könnte ich an dieser stelle mit unserem familienbetriebenen optiker-fachgeschäft in der augustenstr. 6 dienen. denke die beratung und der service sind in unserem unternehmen schon sehr gut. auswahl gibt’s natürlich auch. alles was der markt so hergibt ;)

    hiermit gepitcht.

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