Archiv für Juli 2007

Ha! Der mit den Brillen ist da!*

Dienstag, 10. Juli 2007

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So wird sie also aussehen, meine neue Brille. Nicht nur bei dem kleinen Brillenladen ums Eck gekauft, sondern auch noch von einem Münchner Brillenmacher: Munic Eye Wear. Am Freitag hole ich sie mir ab. (A Dirndl fürn Kocherlball leiht’s ma jetzt aba nimma.)

*Frühkindliche Prägung: Ich wuchs mit einer ganz bestimmten, deutschsprachigen Aufnahme von Offenbachs Hoffmanns Erzählungen auf, nämlich dieser mit Rudolf Schock aus den 60er Jahren.

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Und an der entsprechenden Stelle rief ich immer gemeinsam mit meiner Mutter zur Schallplattenvorlage: “Ha! Der mit den Brillen ist da!”

Gemischte kluge Worte

Montag, 9. Juli 2007

Wieder mal Lesenswertes unten auf der Seite 2 der Süddeutschen Zeitung, in der Rubrik „Außenansicht“ (diese Rubrik nicht grundsätzlich kostenlos verfügbar zu machen, ist allerdings unklug). Zwei zugewanderte Deutsche äußern sich klug zum Wandel, den die Krise des Islam den Bildern in deutschen Köpfen abverlangt: „Wir fordern Integration, verordnen aber eine Wurzelbehandlung.“

Wir führen eine Scheindebatte, und zwar über den Umweg der Religion. (…) So wird der Türke islamisiert und soll mit anderen Glaubensbrüdern, mit denen er weder Sprache noch Alltag noch Ritual teilt, gemein gemacht werden – obwohl er doch hier in Deutschland lebt, fernab des gefürchteten Einflusses aus Ankara. Und dies, obwohl dieser Einfluss, wenn es ihn denn überhaupt gibt, unserer offenen Gesellschaft, unserem Säkularismus weitaus mehr entspräche als der Einfluss der imaginären Glaubensbrüder. Durch unsere Furcht beschwören wir aber eine solche Muslimbruderschaft erst herbei, eine Muslimbruderschaft made in germany sozusagen.

Ich sollte meine Kampagne für das T-Shirt „Gastarbeiterkind“ reaktivieren – um alle die Einwanderer zweiter Generation sichtbar zu machen, die wir unauffälliger Teil unserer Gesellschaft sind, und gerade deshalb nicht als Beispiele wahrgenommen werden.

§

Salon schreibt über eine neue Jane-Austen-Welle, die die vorgeblichen Ideale der schlitzohrigen Romanautorin aus dem englischen Regency als Lösung für die alleinstehende Frau von heute anpreist.

Part of what differentiates this round of Austen consumption from dozens of past infatuations is the degree to which the satiric acid of Austen’s work seems to have been drained and replaced with 100-proof, widely accessible romance.
(…)
…this year’s wave of books and biopics is tinged with something different. Instead of acknowledging the enduring pleasures of Austen’s satire, or demonstrating how smoothly her centuries-old observations apply to contemporary society, this round of fanaticism is more interested in going back in time — or perhaps simply backward — to play dress-up in empire-waisted gowns with suitably dashing suitors to swoon over.
(…)
In the mad dash to find their Darcys (and to invent one for their favorite author) some readers and fans have forgotten that Austen regarded mushy female infatuation as side-splittingly funny. Though she wrote in the Romantic period, and though her plots conform to those of classic romance, Austen’s work was not Romantic in style. Her heroines are not so much breathless and overcome by their emotions as they are practical and genuine. Elizabeth is never ga-ga over Darcy; when “Sense and Sensibility’s” Marianne Dashwood goes all nutsy for dashing Willoughby, she is punished for her rain-soaked silliness with a cold that nearly kills her. And Austen’s “Northanger Abbey” is a sendup of the popular Gothic novels with which her contemporaries were so obsessed.
(…)
One of the great pleasures of female life in the 21st century, especially if you’re of the class to which Austen belonged and into which she sunk her sharp teeth, is the possibility of earning your own living, of not having to land a man to survive financially, of no longer having to wear your need for a husband on your sleeve … or tote bag or bumper.

§

Dann noch zwei Postings des bis zur Unheimlichkeit klugen Scott Adams:

1. „My compliments to you“
Über die Macht von Lob

2. Über Hypnose und was er daraus über die menschliche Wahrnehmung gelernt hat:

The power of hypnosis, for me, was in understanding how easily people can confuse the imagined with the real. You can’t hypnotize someone to kill himself, because he would reject that suggestion. But religion can convince someone to kill himself by creating an imaginary afterlife with plentiful virgins for martyrs. So on a scale of dangerous imaginary things, hypnosis is somewhere closer to advertising, well below peer pressure, nowhere near religion.

Blumen umtopfen

Sonntag, 8. Juli 2007

Wir ausgebufften Prokrastinatoren finden immer Mittel und Wege, eigentlich anstehenden Pflichten auszuweichen. Der Klassiker sind die perfekt gepflegten und umgetopften Zimmerpflanzen, die in unseren Wohnungen nur zu Zeiten zu finden sind, in denen wir uns eigentlich (“eigentlich”, das zentrale Konzept) mit Hilfe von Exzerpten auf eine Prüfung vorbereiten / den gesammelten Stoff für die Hausarbeit zusammenfassen / aus all den recherchierten Informationen einen Artikel schreiben / Bewerbungsunterlagen zusammenstellen müssten.
Zu Potte kommen wir nämlich erst, wenn wirklich kein Ausweg mehr bleibt, wir vor lauter Panik seit zwei Tagen nichts mehr essen können und es uns endlich lächerlich erscheint, dass wir kurz davor sind, das Parkett abzuschleifen und neu einzulassen, nur um nicht die eigentliche Pflicht abzuarbeiten.

Dieser Mechanismus kann sehr seltsame Formen annehmen: Eben habe ich meine spanische Tante Luci angerufen und ihr zum Geburtstag gratuliert – zum ersten Mal in meinem Leben. Sie war völlig perplex, als ich sie im pueblo erreichte, wohin sie übers Wochenende gefahren war. Schließlich hatte ich mich nicht mal bei ihr gemeldet, als vor zwei Jahren ihr Mann starb.
Motiv für meinen plötzlichen Enthusiasmus: Eigentlich (da ist es wieder) müsste ich mich bei einer ehemaligen Madrider Freundin melden. Vor ein paar Jahren hatte ich versucht, die Verbindung im Sande verlaufen zu lassen (ich stellte mich ohne jeden Anlass tot, wollte meine Ruhe haben, zog mich völlig zurück – ich bin eine erbärmliche Freundin), doch sie meldete sich weiterhin eisern mindestens einmal im Jahr, per Post oder per Telefon auf dem AB – immer freundlich, immer zugetan. Jetzt ist sie mit einem Forschungsauftrag an der Münchner Uni und hat zweimal auf meinen AB eine Nachricht mit ihrer Telefonnummer hinterlassen. Die müsste ich dringend wählen und ein Treffen mit ihr vereinbaren. Denn sie ist weiterhin ein wirklich zauberhafter und liebenswerter Mensch.
Da habe ich mir von meinem Vater die Mobilnummer seiner Schwester geben lassen und ihr zum Geburtstag gratuliert.

Die Menschen sind seltsam.

Fortgesetzte Enthüllung

Samstag, 7. Juli 2007

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die Kaltmamsell (noch mit gestohlener Brille und ungewöhnlich sportlicher Kleidung)

Enthüllt: Das ist der Mitbewohner

Freitag, 6. Juli 2007

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Ich hoffe, Herr Groening ist nicht verärgert, dass ich mir den Avatar des Mitbewohners hier ohne Registrierung einfach als Screenshot geholt habe.
(Diese Kreativen haben halt doch die besten Ideen)

Brillenmigration

Donnerstag, 5. Juli 2007

Vor etwa fünf Jahren ging ich wöchentlich drei bis fünf Mal in meine präferierte Hopsbude und aerobicte. Die nachfolgende Routine war folgende: In der Umkleide an den Spind gehen, auf dem Weg dorthin die Brille zwischen die Föne auf das Regal vor dem Spiegel legen, nasse Sportkleidung ausziehen, aus dem Spind Shampoo, Duschschaum, Handtuch holen, gründliche Eigensäuberung in der Dusche, abtrocknen, vor dem Spind eincremen und desodorieren, Straßenkleidung anziehen, vor dem Spiegel Haare trockenfönen, Brille aufsetzen, Zeugs einpacken, gehen.

Nur dass eines Tages eben vor etwa fünf Jahren der Schritt „Brille aufsetzen“ ausfiel. Weil sie nicht mehr auf dem Regal lag. Weg war. Selbstverständlich suchte ich die gesamte Umkleide ab, meine Kleidung und Taschen, dann alle anderen Räume der Hopsbude. Die Brille, ein fast zehn Jahre altes, sichtlich viel genutztes No-Name-Modell mit flächendeckend zerkratzten Gläsern, blieb weg. Auch ein Aushang im Studio, mit dem ich nach einer „Finderin“ suchte, brachte sie mir nicht zurück. Ich musste ein paar Wochen lang mit einer sehr wenig kleidsamen Notbrille vorlieb nehmen und eine neue kaufen. Seither frage ich mich, was eine Diebin wohl mit einer Brille der obigen Beschreibung anfängt und erzähle das Erlebnis als Beispiel für die Seltsamkeit des Lebens.

Bis mir gestern Abend fast exakt dasselbe passierte: Mir kam in der Hopsbude (das komplett umgebaute Nachfolgemodell des ersten Schauplatzes) die Brille abhanden. Diesmal hatte ich sie, wie ich es in dieser neuen Aerobicepoche immer tue, vor dem Duschen nicht auf das Fönregal, sondern auf den Boden meines Spinds gelegt, den ich für die paar Minuten in der Dusche offenstehen lasse. Bei meiner Rückkehr war die Brille (wieder ein sichtlich benutztes No-Name-Modell) weg, auch nach eingehender Suche in allen Nass- und Trockenräumen unauffindbar. Noch besteht die Möglichkeit, dass sie beim Putzen der Bude auftaucht, dass jemand sie aus Schabernack versteckt hat. (?)

Das wird voll werden…

Donnerstag, 5. Juli 2007

Auf die Dirndln! Fertig! Los!
Am Sonntag, 15. Juli, findet der diesjährige Kocherlball statt. Beginn wie immer morgens um 6 Uhr.
Zum Tanz spielt auf: die Familie Well! Der gestrigen SZ entnehme ich, dass die Biermösl Blosn samt Sippe für Musik sorgen wird.
Jetzt muss nur noch das Wetter passen.