Nussboden spezial
Dienstag, 25. September 2007Mein Bruder, müssen Sie wissen, wünschte sich als Kind immer den gleichen Kuchen als Geburtstagskuchen, Jahr für Jahr: Zwetschgenkuchen mit Nussboden. Unglücklicherweise hat er Mitte Juni Geburtstag, da gibt’s keine Zwetschgen. Und kommen Sie mir nicht mit den ganzjährig erhältlichen kugelrunden Pflaumen – die haben mit Zwetschgen gerade mal die Innen- und Außenfarbe sowie die Zugehörigkeit zur Gattung Steinobst gemeinsam; geschmacklich ähneln sie einander wie Kirschen und Nektarinen.
Meine Mutter ist eine gute Mutter, so begann sie im Jahr nach der ersten Äußerung des Kuchenwunsches septembers immer Zwetschgen einzufrieren, um meinem Bruder davon im Juni seinen Lieblingskuchen zu machen. Und sie war eine so gute Mutter, dass sie auch nie gegen die Art und Weise protestierte, in der mein Bruder ihn dann Mitte Juni verspeiste: Er pickte die Zwetschgen Stück für Stück vom Kuchen, um dann mit Freude den leeren Boden zu genießen. Denn es war klar: Der schmeckte nur so einzigartig gut, weil er mit Zwetschgen obendrauf gebacken worden war.
Ich weiß nicht so recht, warum es bis heuer gedauert hat, dass ich mir von meiner Mutter das Rezept erbat – zumindest ungefähr, denn sie hatte den Teig immer aus dem Handgelenk gemacht, und auch das schon seit Jahren nicht mehr. Vielleicht lag es daran, dass ich mich dieses Jahr an fangfrischen Zwetschgen schier nicht satt essen kann (wieder eine Frucht, die vom Händler gekauft nie so gut ist wie vom elterlichen oder von Nachbars Baum). Auch wenn sie in meinem Bauch schreckliche, von heftigem Rumpeln begleitete Dinge tun. Und dann buk ich so lange Zwetschgenkuchen mit Nussboden, bis mich jedes Detail daran zufrieden stellte. Hier geht’s zum Rezept.