– Größter Neidauslöser bei der Vorstellung der nominierten Blogs: Wij blijven hier aus den Niederlanden. Eine Gruppe junger muslimischer Einwanderer zweiter Generation, die über ihre Belange und Erlebnisse blogt.
– Mich wieder an Sonia gefreut, die unter anderem Stadträtin in São Paolo ist (gewählte Stadträtin, wie sie betont) und ein schmuckes Büchlein in CD-Booklet-Größe und -Stil über ihr erstes Jahr in diesem Amt herausgebracht hat. Soweit mir mein Spanisch beim Lesen hilft, berichtet sie von Erfolgen, Misserfolgen, persönlichen Eindrücken und den Hemmnissen der örtlichen Bürokratie. Was man als Stadträtin ja schnell zur Hand hat, wenn man blogt. Auf ihrer Homepage ein bisschen scrollen, man kann das „gabinete de bolso“ auch downloaden.
(Ist da draußen eine deutsche Stadträtin, die blogt?)
– Vom jordanischen Jurymitglied gefragt worden, wo denn – bei aller Meinungsfreiheit – die Grenzen der Äußerungen für deutsche Blogger seien. Darauf verwiesen, dass man hierzulande mal besser keine Unternehmen beim Namen nennt, allerhöchstens im Zusammenhang mit Lob. Recht unjuristisch das deutsche Abmahnwesen erklärt.
– Putin-Witze vom russischen Jury-Mitglied erzählt bekommen, in denen auch mal Cthulhu eine Rolle spielte.
– Überrascht festgestellt, dass die Gebärwelle der deutschen Blogwelt auch über die Beteiligten der BoBs schwappt.
– Lange mit mir gehadert, ob ich mich trauen kann hier zu scherzen, wie viel weniger lukrativ der Jury-Job beim BoBs-Award ist, als sich mancher vorstellt: Es gab keinen einzigen Bestechungsversuch der Nominierten, nicht der klitzekleinste Fresskorb, nicht die schlichteste Kuckucksuhr, gar nichts. Mich aus Furcht vor der galoppierenden Humorlosigkeit dagegen entschieden.
– Endlich Johnny Haeusler in Echt und als besonnenen Menschen kennen gelernt. Wir mögen besonnen.
– Sascha Lobo wiederbegegnet, dem schlauen Fuchs. Wir tauschten uns über Foodblogger aus, eine ungemein lebendige und konstruktive Ecke des deutschen privaten Blogistans, fröhlich und ohne Hackeleien. Lobo: „Ich konnte es kaum glauben: Die mögen sich wirklich!“
– Großer Respekt für das Deutsche-Welle-Team, das mit schmalem Budget, dünner Personaldecke, auch noch neben dem Tagesgeschäft, dafür aber mit enormer Leidenschaft und großem Einsatz das Projekt BoBs wuppte.
– Das Internet ist an allem schuld: Wegen Pepas Empfehlung bei Evelyn Brandt eingefallen. Empfehlung bestätigt gesehen und umfassend eingekauft.
– Nach all den schönen Streckenempfehlungen fürs Dauerlaufen in Berlin von Mitte aus am Samstag morgendlichen Lauf geplant. Bei Weckerklingeln nach nur wenigen Minuten innerem Kampf umgeplant und doch lieber die Nähe des nachgereisten Mitbewohners neben mir im Bett weitergenossen.
– Abendessen in Sarah Wieners Speisezimmer: interessante Menüzusammenstellung, darunter weiße Tomatencremesuppe mit Jakobsmuschel-Saltimbocca sowie die Dessertkombination Sauerkirschen mit Chilli, durchgehend Wohlgeschmäcker, aufmerksamer Service. Sollte man zwar nach nur einem Besuch eigentlich nicht machen, aber: Empfehlung.
– Neueste Berlinentdeckung: Museum für Naturkunde. Riesige Saurierskelette sowieso, aber auch frisch umgebaut und jetzt mit phantastisch aufbereiteten Informationen zu Evolution und Erdzeitalter, dazu ein großer Bereich mit Erklärungen, wie Exponate hergestellt werden. Und das war nur der Teil, den wir geschafft haben.
– Gemütliches Bloggerbeisammensein, sehr angenehme Gesellschaft diese Leute. Gelernt, dass Lokale mit DJs auch ohne Tanzfläche Gespräche fast nur auf Brüll-Level ermöglichen (die beiden vorherigen solchen Abende hatte ich für Ausnahmen gehalten). Ich glaube, als Naturspießerin war ich schon mit Mitte 20 in dem Alter für Weinstuben.
– Beim Frühstück Konversation über „Wir sind nicht auf der Welt, um Spaß zu haben“ und das Verhältnis von Carlyle und Lessing zu dieser Behauptung. Mich unglaublich cool und intellektuell gefühlt.
Bitte Musik von Jurassic Park dazu summen.