Anders durch Bloggen?

Dienstag, 18. Dezember 2007 um 10:25

„Hat sich euer Sozialverhalten durch das Bloggen nachhaltig verändert?” fragt Cem.

Nach einem ersten impulsiven „Aber hallo!“ nahm ich die Frage mit heim, drehte und wendete sie, stellte dann fest: Zwar hat sich mein Leben dadurch enorm verändert, mein Sozialverhalten aber nicht – als Bloggerin verhalte ich mich nicht anders als im Präbloggozän.

Es ist eher umgekehrt: Bloggen kommt meinem Sozialverhalten entgegen und ist deshalb zu meinem liebsten Hobby geworden. So wie ich vor mich hin lebe, mit großem Autarkie- und Vereinzelungsbedürfnis, so blogge ich auch. Ich schreibe und veröffentliche, aber in erster Linie vor mich hin und so, wie es mir passt. Das Bloggen will nichts von mir, sondern ist ein anregende Möglichkeit – sehr entspannend. Meine Wirkung nach außen scheint der meiner Kohlenstoffexistenz zu gleichen, denn meine Leser und Leserinnen halten meist die mir so angenehme Distanz. Ich bekomme sehr selten E-Mails zur Vorspeisenplatte, im Schnitt zwei pro Monat.

Gleichzeitig habe ich durchs Schreiben und Lesen von Blogs Menschen gefunden, mit denen ich gern umgehe und auch Persönliches teile. Die mich besucht haben, bei denen ich zu Besuch war, mit denen ich mich treffe – alles an einem langen, lockeren Band. Schon da draußen im so genannten wirklichen Leben wohne ich zwar mit dem allerliebsten Menschen zusammen; aber ansonsten lebt mein liebster Freund auf einem anderen Kontinent, und ich habe ihn seit Jahren weder gesehen noch gesprochen. Meine engste Freundin sehe ich im Schnitt alle sechs Wochen; Plaudern per Telefon liegt mir nicht, deshalb tausche ich zwischen diesen Treffen höchstens ein paar E-Mails mit ihr aus. Und so genieße ich das Gefühl, durchs Bloggen über ganz Deutschland und die halbe Welt Menschen zu kennen, die ich mag. Die ich besuchen könnte, über deren Besuch ich mich sehr freuen würde.

Auch bei Vergnatzung verhalte ich mich in der Blogwelt so wie im persönlichen Umgang: Ich ziehe mich zurück, bin einfach weg – ohne Streit oder Hinterhermaulen.

Selbstverständlich habe ich durchs Bloggen Menschen kennengelernt und Kontakte gefunden, an die ich ohne dieses Medium niemals geraten wäre. Doch dasselbe gilt für meinen Arbeitsplatz.

die Kaltmamsell

5 Kommentare zu „Anders durch Bloggen?“

  1. vered meint:

    Vergnatzung???

  2. die Kaltmamsell meint:

    Ah, ist das Bayrisch? Wenn jemand vergnatzt ist, ist er verprellt, angefressen, eingeschnappt.

  3. Groebeswelt meint:

    …ich las irgendwann hier, dass Sie lesehäppchen lieben, hier gesehen am beispiel “lex.d.unwissens”. kürzlich sagte dieter hess in B 2, auch “deutsche Unsitten” sei nett – gehört auch in die kategorie . habe es gekauft und für ganz schön befunden, ist natürlich sehr pol.correct und schlägt in viele ausgelutschte kerben, aber man liest die eigene meinung halt soch immer gern.
    soweit zum thema “leute, die man nie…” und dennoch kommentieren sie.
    schönes fest und angenehmes laufen(is ja bestes wetter)-ich rede auch hier aus erfahrung (und gewisser verwandschaft, da auch neu beschuht)

  4. Groebeswelt meint:

    …ich las irgendwann hier, dass Sie lesehäppchen lieben, hier gesehen am beispiel “lex.d.unwissens”. kürzlich sagte dieter hess in B 2, auch “deutsche Unsitten” sei nett – gehört auch in die kategorie . habe es gekauft und für ganz schön befunden, ist natürlich sehr pol.correct und schlägt in viele ausgelutschte kerben, aber man liest die eigene meinung halt doch immer gern.
    soweit zum thema “leute, die man nie…” und dennoch kommentieren sie.
    schönes fest und angenehmes laufen(is ja bestes wetter)-ich rede auch hier aus erfahrung (und gewisser verwandtschaft, da auch neu beschuht)

  5. hufi meint:

    Und wie ist es mit “Anders durch Joggen?” :-)

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