Zum Umgang mit Religiösen

Freitag, 11. Januar 2008 um 16:27

Wieder mal ein nachvollziehenswerter Gedankengang von Dilbert-Schöpfer Scott Adams: Kann man überhaupt jemanden zu seinem Regierungschef oder Staatsoberhaupt wählen, der einer anderen Religion angehört als man selbst? Denn: Wenn man von der Richtigkeit des eigenen Glaubens überzeugt ist und von der Falschheit anderer Religionen, müsste das doch beweisen, dass der Kandidat in der wichtigsten Frage der Welt falsch liegt. Der Kandidat für den mächtigsten Posten in einer Demokratie sollte doch vor allem in der Lage sein, Richtiges von Blödsinn zu unterscheiden. Wer will schon von jemandem regiert werden, der an Horoskope glaubt und seine Einschätzungen davon prägen lässt? So richtig Religiöse müssten ja davon ausgehen, dass es gar nicht schwer ist, die richtige Religion zu finden – schließlich haben sie es auch geschafft. Also müssten sie nur jemanden als Regierungschef / Staatschef haben wollen, der zumindest das gepackt hat.
Atheisten neigen laut Scott Adams zu dem Verdacht, dass Menschen nur deshalb bereit sind, andersreligiöse Menschen zu wählen, weil

No one really believes what they say they believe, at least not in the same way you believe you have to open the front door in order to walk through it. There are two sorts of belief. One is the type you act on, and the other is the type you use to feel good about your place in the universe.

Und so habe ich als Ungläubige (ich halte auch Atheismus für Glaubenssache) vielleicht einen Ansatz zu entspannterem Umgang mit durchschnittlich religiösen Menschen gefunden: Religion hilft ihnen, sich auf ihrem Platz im Universum gut zu fühlen, muss sich aber nicht unbedingt auf ihr Verhalten oder auch nur auf ihre Urteilskraft auswirken.

die Kaltmamsell

2 Kommentare zu „Zum Umgang mit Religiösen“

  1. ein geneigter Leser meint:

    Ich glaube, daß zumindest in der “alten Welt” doch recht wenige Anhänger einer Religion Politiker anderer Religion wählen, wenn sie es vermeiden können. Ich würde mich wundern, wenn die meisten bayerischen Christen einen Moslem, Hindu oder Zeugen Jehova genauso gern im Amt des Ministerpräsidenten sähen wie einen Mitchristen. Genauso dürfte es niemanden überraschen (und die letzten Wahlergebnisse bestätigen es wohl), wenn die Mehrheit der türkischen Moslems am liebsten Glaubensbrüder in Ankara an der Regierung weiß. Dass Deutsche, die im Glauben einer Minderheit angehören, dennoch oft Christen wählen, das liegt sicher auch an der mangelnden Auswahl an Kandidaten der eigenen Religion. (Ich rede hier nicht von Konfessionen, zwischen zwei Konfessionen der gleichen Religion dürfte die Barriere deutlich niedriger liegen oder überhaupt kaum vorhanden sein; man ist sich ja doch in den Eckpunkten einig. Auch gegenüber Agnostikern und Atheisten dürften die Vorbehalte heutzutage nur noch gering sein.)

  2. Juebe meint:

    Das hängt davon ab, ob die eigene Religion einen Absolutheitsanspruch hat oder nicht. Leute, die in einer christlich geprägten Kultur sozialisiert sind, gehen oft davon aus, daß jede Religion einen solchen vertritt.

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