Bits and bobs

Donnerstag, 6. März 2008 um 9:54

Man glaubt also, meine Wohnstatt liege in einem „Glasscherbenviertel“. Zumindest äußerte sich am Sonntag eine Wahlhelferin so, die einen weiteren Wahlhelfer aus ihrer Heimatrichtung höchst erleichtert begrüßte, weil er sie abends zum Bahnhof begleiten könne und sie nicht „alloa durch des Glasscheamviertl do“ laufen müsse.

Und dann las ich, dass mein Wahlbezirk den in München mit Abstand höchsten Stimmanteil für die Grünen abgegeben hat. Ein sicherer Beweis für Glasscherbigkeit, finde ich.

Meinem Ziel, auch Wildfremden Komplimente zu machen, bin ich gestern ein wenig näher gekommen. Beim Verlassen der Muckibude sah ich eine Frau mit höchst interessanter Halswärmung in Dunkelbraun: Wirkte auf den ersten Blick wie eine gestrickte Pellerine mit Zopfmuster, war aber, wie die Dame mir auf mein „DAS sieht ja toll aus, was Sie da um den Hals haben!“erklärte, ein Schal. Passte ganz hervorragend zu der taillierten Form ihres Mantels. In gemeinsam genutzten Räumen kann ich das also schon mal. Als nächstes muss ich es noch auf der Straße schaffen.
(Fand ich in Manhatten so ungemein sympatisch, dieses „Love your coat“ im Vorbeigehen, das „Is that a garnet? It’s beautiful.“ der Verkäuferin, oder das „Where did you get this bag?!“ auf der Rolltreppe. Wir Sartialists halt.)
Fernziel: Fotos von solchen Leuten machen, genauer, mich trauen, sie anzusprechen und zu fragen, ob ich sie fotografieren darf.

Entdeckt, dass die Täter der grünen Gentechnik „innovative Präzisionszüchtung“ dazu sagen.

die Kaltmamsell

8 Kommentare zu „Bits and bobs“

  1. groebeswelt meint:

    Ja, des Amis nette Offenheit hat was. Bevor ich erstmals glücklich in Manhattan war, konnte ich das typisch deutsch nur mit “oberflächlich” assoziieren…Als ich dann mit Müllsack verhüllt nach dem Marathon 95 Christo-gleich heim ins Hotel wandelte und mir völlig Unbekannte ständig “oh…did a good job!” entgegenschleuderten (und einige andere Erlebnisse) sah ichs dann doch anders.
    ach ja-und das “unbekannte fotogrphieren” dürfen…diesen Traum träumt nicht bloss Vorspeisenplatte.
    Und das viel zu offene Ansprechen Unbekannter hat für mich immer wieder Erstaunliches: die Leute sind bei weitem nicht so in sich gekehrt wie sie tun bzw wie man meint.

  2. croco meint:

    Eine gute Idee ist das! jetzt hab ich was, was ich mir auch vornehmen kann.
    Kennen Sie diese Seite?

    http://stilinberlin.blogspot.com/

  3. Thomas meint:

    Ja das ist schon toll, wenn mir auf der Straße jemand nachbrüllt, dass er meine Jacke “liebt”.

    Und auch gar nicht oberflächlich. Aber modische Leute sind ja auch nie oberflächlich.

    Ich mag Menschen, die mit dem Wort “lieben” vorsichtiger umgehen und gerne auch mal farbige Bettwäsche haben.

    Die haben dann meistens auch Kinder ohne sich Gedanken darüber zu machen warum das so ist oder ob es ihnen schaden könnte.

  4. die Kaltmamsell meint:

    Oh ja, Thomas: Das sind Leute, die hier auf keinen Fall lesen sollten.

    Die Site kannte ich, croco, jetzt.de versucht selbst in München Leute zu finden, die dazu passen. Ich bin durch die Sartorialist-Fotos ein Fan der Stockholmer Straßenmode geworden.

  5. Sebastian meint:

    Ist doch auch so schon gut. Man muss ja nicht alles können und fotografieren müssen.

  6. Barbara meint:

    Danke für den Sartoralist, liebe Frau Kaltmamsell. Das sind zauberhafte Fotos.

    Und danke für das Thema. Nun ist “Love” in “Love your coat” ja nicht synonym mit “Liebe” im Deutschen, Thomas, aber abgesehen davon bin ich auch hierzulande keineswegs empört, sagt man mir im Vorübergehen liebevolles über meine Jacke – neulich tat das eine alte Dame auf dem Markt, und der bis dahin eher verratzte Tag war gleich viel besser.

    Wenn Komplimente von und für Unbekannte zu Kleidung oberflächlich sind, plädiere ich hiermit dringend für mehr Oberflächlichkeit. Eine wohlgelungene Oberfläche erfordert schliesslich sorgfältige und ernsthafte Überlegung…

  7. Thomas meint:

    Nein, nicht mit “Liebe” aber mit “lieben”. 100 Prozent synonym, das wird Ihnen jeder Anglist bestätigen können. Dasselbe Wort wird auch verwendet um dem Ehe- oder Lebensabschnittspartner kund zu tun, dass man Schmetterlinge im Bauch hat.

    Es gibt keinen Unterschied zwischen “love” in “I love peanuts” und “love” in “I love you”.

    Aber Frau K. hat Recht. Ist eh langweilig hier.

  8. Sebastian meint:

    Und Millionen treudoofe Amis, Aussies, Thommies haben unrecht.

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