Archiv für April 2008

Rohe Kraft (Befindliches)

Dienstag, 29. April 2008

Im Grunde bin ich ein unkoordinierter Muskelberg. Ich hatte einen Mitschüler, der so war. Dieser Bursche, von Natur aus stark und zusätzlich durch Rudersport trainiert, fürchtete sich vor seiner eigenen Kraft und bewegte sich lieber so wenig wie möglich, um kein Unheil anzurichten. Denn wenn er sich in Bewegung setzte, trug seine Umgebung fast immer Schrunden davon – Stuhllehnen brachen, Tische rumpelten halbe Meter weiter, auf dem Fußballplatz machten im Schulsport nicht nur Spieler der gegnerischen Mannschaft weite Bögen um ihn, um der Gefahr von blauen Flecken oder gar Knochenbrüchen zu entgehen. Da er gleichzeitig ein fröhlicher und impulsiver Mensch war, schwankte er ständig zwischen bedrückter Zurückhaltung und kleinen Bewegungsexplosionen. Er konnte schlicht mit seinen Kräften nicht umgehen und war völlig verunsichert. Dieses Muster gibt es auch bei nicht-physischen Kräften.

Tagebüchlig

Montag, 28. April 2008

Ach, hatte ich das nötig, dieses echte Frühlingswochenende! Erst an der Intensität des Genusses wurde mir klar, wie sehr ich unter dem fröstligen Regen in den Wochen davor gelitten hatte.

Am Samstag ein ausgiebiger Lauf durch den erwachenden Englischen Garten, durch die extatisch sprießenden Isarauen. Wochenendeinkäufe an den Mitbewohner outgesourcet, statt dessen am späten Mittag frühstücken gegangen. Spaziergang durch Haidhausen, immer auf der Sonnenseite der Straßen, um die Jacke nicht überziehen zu müssen.
Passauerartige Semmeln gebacken, allein wegen der Faszination der Technik „Schleifen“. Jetzt wundert mich nicht mehr, dass es diese Kindheitssemmeln in meiner Geburtsstadt nicht mehr gibt: Für die Konstruktion einer Passauer-Form-Maschine ist die Stückzahl zu gering, und handgefertigt wären sie zu teuer. Während der langen Geh-Phasen des Semmelteiges ein Wäsche-Mittelgebirge weggebügelt.

Am Sonntag kleine Laufrunde isarabwärts, dabei erstmals der Nachbarin mit Hund begegnet: Dass unsere Wege sich in drei Jahren nicht ein Mal gekreuzt haben, obwohl sie und ich sehr oft an der Isar sind, zeugt von der Weitläufigkeit der Auen.
Ausflug (!) mit dem stubenhockerischen Mitbewohner zur Emmeramsmühle (von der ich mittlerweile erfahren habe, dass man das Finden eines Parkplatzes gegen Geld dem Personal überlassen kann. Das ist München: Biergarten mit Valet Service. Ich verstehe, dass man diese Stadt hassen kann.). Mittagessen im Idyll, aber zwischen Erstkommunionsfeiern.
Zurück daheim standhaft ignoriert, dass der Balkon erst mal vom Winterdreck befreit werden müsste – solch ein glorioses Wetter wäre an eine Putzaktion verschwendet gewesen. Sessel in den Dreck getragen, stundenlanges Lesen im Halbschatten erblühender Kastanien.

Bittebitte nächstes Wochenende nochmal – dann gibt’s Grillerei bei meinen Eltern.

Frühling, ernsthaft

Samstag, 26. April 2008

Darf ich Sie mal wieder zum Laufen an die Isar mitnehmen?
Heute sind wir mit der U-Bahn zur Universität gefahren,

freuten uns am meditarranen Charakter Schwabinger Häuser.

Dann ging es quer durch den Englischen Garten.

Zu einer Ansicht, die wir vom Weihnachtslauf kennen.

Bei St. Emmeram kreuzten wir den Fluss und trabten am Isarkanal zurück.

Ein Traum, oder?

Schatten

Samstag, 26. April 2008

Einsamkeitsanfall beim Aufwachen. Das Licht eines sonnigen Morgens in meinem Schlafzimmer reißt mich zurück in die Studienzeit, in der solch ein Licht einen Tag im Freundeskreis versprach, mit dem einen oder anderen Film vom Band, einer gemeinsamen Mahlzeit, Gespräche um einen Tisch der Uni-Cafeteria, eine Fahrt in ein englischsprachiges Kino, oder einfaches Herumlungern mit Fellpflege. Sehr vorbei, das alles. Menschen sind nicht ersetzbar. Manchmal nicht mal durch sich selbst in einer anderen Zeit.

Durch Welten getrennt

Donnerstag, 24. April 2008

Steht eine Gruppe Leute zusammen und unterhält sich über ihre letzten Entdeckungen an WWW-Technik: Twitter, Mogulus, Dopplr – und die phänomenale Idee des Don Dahlmann, Backöfen mit einer Webcam zu versehen.
Bis auf einen. Der fragt: „Und wozu soll das gut sein?“

Familienplanung

Mittwoch, 23. April 2008

Nein, nicht Fortpflanzung – Haustiere. Wenn ich dereinst genug Zeit für artgerechte Betreuung habe, will ich bitte gerne einen Hund, also nach Berentung. Momentan träume ich von einem Pudel. Das ist die uncoolste Hunderasse, die mir einfällt und gleichzeitig nicht zu klein ist. Natürlich würde ich ihn nach allen Regeln der Kunst scheren und frisieren lassen.

Nur finde ich, das sollte nicht das erste Haustier sein, das ich überhaupt jemals betreue. Deshalb wurde ich hellhörig, als meine Kollegin erzählte, ihr letzter Wellensittich sei gestern gestorben und sie verschenke einen großen Zweierkäfig samt ihrem Vorrat an Futter und Sand. Soll ich mich im Tierheim nach einem Wellensittich-Pärchen erkundigen und damit Haustierhaben üben? Uncool sind Wellensittiche ja schon mal.

Ich wurde bereits darauf hingewiesen, dass diese Vögel laut sind – dass man sie aber durch Dunkelheit still bekommt. Mit einem großen Futter- und Wassercontainer, so hieß es, könne man sie auch mal ein paar Tage allein lassen. Haben die werten Leser und Leserinnen weitere nützliche Sittich-Erfahrungen?
(Jaja, den Mitbewohner müsste ich natürlich auch erst mal fragen.)

Die Tantris-Community

Dienstag, 22. April 2008

Vor ein paar Wochen aß ich zum ersten Mal im Tantris. Es war ein wundervoller Abend in schöner, ungewöhnlicher Umgebung, mit ausgezeichneten Speisen, sehr gutem Wein, herzerwärmendem Service. Mehr erst nach mindestens einem weiteren Besuch dort.
Den Tisch reservierte ich über den Online-Service der Website. Weil ich mich dadurch umso hautevoléeer fühlte, trug ich mich bei dieser Gelegenheit für den Tantris-Newsletter ein.

Entsprechen schick kam ich mir eben vor, als der erste solche in meiner Mailbox eintraf. Bis ich dem Link folgte.

Ah, sagt der Emporkömmling in mir, scheint wohl doch jemand draufgekommen zu sein, dass du da nichts zu suchen hast.