Die Tantris-Community
Dienstag, 22. April 2008 um 14:55Vor ein paar Wochen aß ich zum ersten Mal im Tantris. Es war ein wundervoller Abend in schöner, ungewöhnlicher Umgebung, mit ausgezeichneten Speisen, sehr gutem Wein, herzerwärmendem Service. Mehr erst nach mindestens einem weiteren Besuch dort.
Den Tisch reservierte ich über den Online-Service der Website. Weil ich mich dadurch umso hautevoléeer fühlte, trug ich mich bei dieser Gelegenheit für den Tantris-Newsletter ein.
Entsprechen schick kam ich mir eben vor, als der erste solche in meiner Mailbox eintraf. Bis ich dem Link folgte.
Ah, sagt der Emporkömmling in mir, scheint wohl doch jemand draufgekommen zu sein, dass du da nichts zu suchen hast.
die Kaltmamsell17 Kommentare zu „Die Tantris-Community“
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22. April 2008 um 17:49
195.- Euro pro Person. Da fällt mir spontan Atze Schröder aus Essen-Kray ein: “Warum soll man nicht zeigen, dass es einem gut geht.”
Vor den Kopf klatsch.
22. April 2008 um 18:01
Von Atze Schröder lernen. Warum soll man nicht zeigen, dass es einem schlecht geht?
22. April 2008 um 19:23
Süß, das sieht aus, als ob Ihre Frau Mutter bei der Einrichtung mitgewirkt hätte.
Die Preise sind schon ein bißchen hoch.
In meinem Lieblings***Restaurant in der Eifel , dem Waldhotel Sonora, ist es trotz der 3 Michelinsternchen günstiger. Aber das liegt ja weit weg von München. Die Möblierung ist nicht minder putzig.
22. April 2008 um 22:24
@greenbay: Woher kommt denn der Wert „195.- pro Person”? Das teuerste Menü liegt bei 145, und mittags gibt es drei Gänge für 65 Euro. Auch noch mehr als beim Wienerwald, aber weniger als einmal zur Tankstelle. Ach so, der Wein? 4-Gang-Menü mit Wein am Samstagmittag für 95 Euro. Ist inzwischen auch gerade eine Tankfüllung.
23. April 2008 um 0:05
@Sebastian:
Das Abendmenü am Freitag und Samstag kostet diesen Preis.
Der kann durchaus gerechtfertigt sein für solche Küche, war dort noch nicht essen, kann es also nicht beurteilen.
23. April 2008 um 8:02
Danke für die Preisangaben und Oberklasseautostankvergleiche. Scheint ja ein Schnäppchen zu sein.
23. April 2008 um 8:34
Oh, da scheinen ja ein paar Herren SO einen Hals zu bekommen, wenn jemand Geld für andere Dinge ausgibt als sie selbst. Aufschlussreich.
23. April 2008 um 9:17
Über die Preise der gehobenen Gastronomie regen sich – meiner Erfahrung nach – nur Menschen auf, deren Küchenhorizont bei Bratkartoffeln mit Spinat und Spiegelei (übrigens: nichts gegen dieses köstliche Gericht!) endet. Wer weiß, welcher Materialeinsatz und Arbeitsaufwand hinter Sterneküche steht, hat gegen die Preise nichts einzuwenden.
23. April 2008 um 10:24
Bleibt noch die Frage, wer diesen gerechtfertigten Preis bezahlen kann. Was mich verwundert, ist die Selbstverständlichkeit. Mit 195 Euro muss ein ALG II-Empfänger mindestens 4 Wochen seinen Magen füllen – eher länger.
23. April 2008 um 11:08
Wenn Essen, Wein, sonstige Getränke und Service und das ganze Drumherum die Preise rechtfertigen, ist die Kalkulation absolut in Ordnung; (leider ?) habe ich beruflich lange genug hinter die Kulissen geblickt, um zu wissen, dass auf diesem Sektor mitunter auch übelst abgecasht wird. Frau Kaltmamsell, es spricht für Sie, dass Sie es zwecks Beurteilung nicht bei einem einzigen Besuch bewenden lassen. Kennen Sie übrigens “Falscher Hase” von Ruth Reichl ?
23. April 2008 um 12:00
Was heißt hier Selbstverständlichkeit? Frau Kaltmamsell hat einen anspruchsvollen Job, von dem ich annehme, dass es einigermaßen gerecht bezahlt wird, sie ist 40 Jahre alt und war zum ersten Mal bei Tantris und offensichtlich erstmal positiv beeindruckt. Sie hat kein Kind und ich glaub auch kein Auto, und sie ist kulinarisch sehr interessiert und involviert, also gibt sie ihr Geld für so ein Essen aus. Sie hat nicht behauptet, dass es ein Schnäppchen sei, sie hat nicht uns alle aufgefordert, uns Hals über Kopf zu verschulden und dahin zu gehen. So hart das Leben für ein ALG II Empfänger ist (und das ist es, ich weiß es annähernd), ist es noch kein Grund für andere, ihr Geld nicht so auszugeben, wie sie es für richtig halten. Kaum einer, der kein ALG II Empfänger ist, wird freiwillig mit so wenig Geld auskommen, denke ich.
Außerdem ist der Preis wirklich gerechtfertigt. Was nicht (durch Angebot und Nachfrage) gerechtfertigt ist, kann sich sowieso nicht halten, und das tut Tantris seit Jahrzehnten.
Nicht, dass Frau Kaltmamsell meine Rechtfertigung bräuchte, aber diese halbgare Kommentare regen mich einfach auf!
23. April 2008 um 13:05
Genau, @Hande ! Sie sind mir zuvorgekommen mit Ihrem Kommentar !
Ich gehe zwar in keine Sterne-Restaurants, kann mir deshalb auch kein Urteil darüber erlauben, aber ich finde ebenfalls, dass wohl jeder mit seinem sauer verdienten Geld machen kann was er will. Punkt.
23. April 2008 um 13:36
Habe den Inhalt des Newsletters doch noch herausgefunden (wir Emporkömmlinge sind findig): Das Tantris wurde ins Ranking der 50 besten Restaurants der Welt aufgenommen.
23. April 2008 um 18:03
Ok, das würde also heißen, die, die sich’s nicht leisten können, die gehen da logischerweise auch nicht essen und die, die es sich leisten könnten (ob fleißiges Lieschen oder reicher Erbe sei mal dahingestellt), die dürfen nicht oder müssen zumindest ein richtig schlechtes Gewissen haben? Tolle Logik – und so wirtschaftsfördernd ;)
24. April 2008 um 20:42
Die Preise in der gehobenen Gastronomie sollten auch uner dem “Event”-Aspekt betrachtet werden. Mehrere Stunden durch kulinarische Köstlichkeiten und exzellente Weine wie im Flug zu verleben und zu genießen, sollte man einfach mal ausprobieren, bevor man drüber schimpft.
Über den Verkaufspreis eines Ferraris regt sich doch auch keiner auf…Qualität kostet und das ist auch gut so.
Werde jedenfalls jetzt mal ein paar Wochen ein wenig beiseite legen und versuchen im Sommer einen Tisch im Tantris zu ergattern – bin neugierig geworden.
26. April 2008 um 21:04
Um sich ein Bild von der Gastronomie zu machen, sollte man von … bis … alles austesten. Frau Kaltmamsell hat da einen guten Überblick, wie ich selbst an einem wunderbaren Herbstabend an ihrer Seite im Ess9 erleben durfte. Und den muss man sich eressen. Ich selbst gebe selbst viel Geld für gutes Mahl aus und finde es immer besser, 25 € für ein gutes Hauptgericht auszugeben als 5 mal 5 € für ein Happy meal zu verschwenden.
Übrigens, falls Ihr mal ins Breisgau kommt, jetzt gibt es tollen Spargel, der beste Platz meiner Meinung nach ist im Zelt http://www.bohrerhof.de in Feldkirch. Wir haben es schon zweimal getestet, wie es ausschaut, sind wir nächstes Wochenende wieder da.
Guten Appetit
Dokse
24. Mai 2008 um 12:39
150€ für eine Mahlzeit, das ist sehr viel Geld: Ich weiß, dass es Menschen gibt, die von solchen Beträgen wochenlang leben müssen-das ist mE aber nicht der Punkt! Armut in Deutschland hat mit den politischen und sozialen Strukturen dieses Landes zu tun, aber nichts mit der Sternegastronomie. Schlecht essen ist keine Kunst oder persönliche Leistung, die Voraussetzung dafür ist, dass es anderen Menschen besser geht.
Aber natürlich macht Entrüstung und Empörung über derartig perverse Dekadenz (frische Zutaten, Zubereitung durch ausgebildete Köche, Verzicht auf convenience, Verfeinerung, geschulter Service) vielen Leuten Spaß!